Pädiatrie up2date 2017; 12(04): 319-330
DOI: 10.1055/s-0043-115301
Atemwegsinfektionen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pneumokokken-Infektionen: aktueller Stand und Impfprävention

Authors

  • Ulrich Heininger

  • Mark van der Linden

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Publication Date:
11 January 2018 (online)

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Pneumokokken sind einer der häufigsten Erreger bakterieller Infektionskrankheiten im Kindesalter. Besonders gefürchtet sind invasive Infektionen, die zu Pneumonie, Sepsis, eitriger Meningitis und anderen Organabsiedlungen führen können. Am häufigsten betreffen sie Säuglinge und Kleinkinder. Der Beitrag zeigt den aktuellen Stand von Epidemiologie, Diagnostik, klinischer Manifestation, Therapie und Impfprävention von Pneumokokken-Infektionen.

Kernaussagen
  • Pneumokokken sind grampositive, ovoide bis lanzettförmige, bekapselte Diplokokken, die aufgrund heterogener Antigenität der Polysaccharidkapsel in > 90 Serotypen eingeteilt werden.

  • Sie sind ein häufiger Erreger von Infektionskrankheiten im Kindesalter, insbesondere bei Säuglingen und Kleinkindern. Gefürchtete Komplikation ist die invasive Infektion, welche zu Pneumonie, Sepsis, eitriger Meningitis und anderen Organabsiedlungen führen kann.

  • Auch lokal begrenzte Infektionen sind komplikationsträchtig: Bei der akuten, eitrigen Otitis media sind dies die Perforation, die lokale Ausbreitung in das Mastoid (Mastoiditis) oder das zentrale Nervensystem (eitrige Meningitis, Hirnabszess) und die Chronifizierung (Cholesteatom).

  • Wann immer möglich, sollte ein direkter Erregernachweis mittels Kultur angestrebt werden (z. B. perforierte Otitis media, Blutkultur bei Pneumonie und V. a. systemische Krankheit).

  • Die Therapie erfolgt meist empirisch mit einem Beta-Laktam-Antibiotikum.

  • Die Einführung der Pneumokokken-Konjugatimpfstoffe und deren Empfehlung als Standardimpfung bei Kindern < 2 Jahren hat zu einem bedeutsamen Rückgang der Krankheitslast geführt.

  • Die STIKO hat Empfehlungen für 3 altersabhängig zu verwendende Impfstoffe erarbeitet.

  • Die relative Zunahme von Krankheiten durch nicht durch Impfstoffe erfasste Pneumokokken-Serotypen erfordert kontinuierliche epidemiologische Wachsamkeit und früher oder später auch neue Impfkonzepte.