Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2018; 53(04): 306-313
DOI: 10.1055/s-0043-115205
Kasuistik
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kasuistik: Opioidtherapie bei chronischem Rückenschmerz

Case Report: Opioid Therapy for Chronic Low Back Pain
Alexander Schnabel
,
Roland Haaga
,
Heike L. Rittner
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. Mai 2018 (online)

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Zusammenfassung

Ein 76-jähriger stellt sich mit chronischen lumbalen Rückenschmerzen vor, die trotz hochdosierter Opioidtherapie nicht suffizient behandelt sind. Nach Ausschluss spezifischer Ursachen konnte im Rahmen eines multimodalen tagesklinischen Behandlungsprogramms für Senioren die Opioidtagesdosis von 480 mg auf 28 mg Morphinäquivalent und die initiale hohe Schmerzintensität von 7 auf 4 Punkte auf einer numerischen Rangskala erfolgreich reduziert werden.

Abstract

Within this case report we describe and discuss the treatment of a patient with chronic low back pain complaining about severe pain, reduced functionality and symptoms of depression, who was treated with long-term opioids (480 mg morphine equivalents). According to the recommendation of current guidelines we successfully reduced the opioid daily dose and discharged the patient with 28 mg morphine equivalents, improved physical functionality and reduced chronic pain intensity following a specific interdisciplinary pain rehabilitation programme for seniors.

Kernaussagen
  • Opioide (nach Möglichkeit in einer Tageshöchstdosis < 120 mg Morphin) können beim chronischen Rückenschmerzpatienten verordnet werden, wenn vorab vereinbarte Therapieziele (z. B. körperliche Aktivierung, Schmerzreduktion um 20%) erreicht werden [2].

  • Sollten diese Therapieziele nicht mehr erreicht werden bzw. intolerable Nebenwirkungen auftreten, empfiehlt es sich, die Therapie schrittweise zu beenden [2].

  • Eine multimodale Behandlung ist dabei einer rein medikamentösen bzw. physiotherapeutischen Behandlung in der Effektivität überlegen [3].

  • Interventionen sollten beim chronischen nicht spezifischen Rückenschmerz aufgrund fehlender Evidenz unterbleiben [3].

  • Im Rahmen eines Opioidentzugs kann sich die psychische Situation des Patienten verschlechtern, sodass hier auf eine engmaschige Betreuung zu achten und ggf. eine stationäre (psychiatrische) Behandlung nötig ist.