Deutsche Heilpraktiker-Zeitschrift 2017; 12(04): 18-23
DOI: 10.1055/s-0043-113335
Praxis
Behandlung
© Karl F. Haug Verlag in Georg Thieme Verlag KG

Integrative Krebstherapie

Enrico Thiele

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Publication Date:
17 July 2017 (online)

 

Summary

Integrative Krebstherapie bedeutet individuelle Therapie im Rahmen eines möglichst ganzheitlichen Gesamtkonzepts. Tumor abbauende, das Immunsystem stärkende, Lebenskraft und -qualität steigernde Maßnahmen werden dabei zusammengeführt. Wichtig sind neben der Immunstimulation die Hyperthermie und die Neutralisierung der vom Tumor produzierten Milchsäure sowie die Vitalstoffzufuhr als Basis.


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Abb. 1 Integrative Krebstherapie bedeutet nicht, den schulmedizinischen Weg abzulehnen und nur den naturheilkundlichen zu wählen. Aus beiden Fachrichtungen wird für den Patienten ausgewählt, was er benötigt (Szene nachgestellt). Foto: © iStock / mikespics

Den Patienten UnterstÜtzen und auf möglichst vielen Ebenen die therapeutischen Möglichkeiten einsetzen.

Enrico Thiele

ES WERDEN jährlich viele Millionen Euro in die Forschung nach dem einen Krebsmedikament investiert. Doch leider ist es nach wie vor noch nicht gefunden worden. Und ob es das je wird ...

Das eine Mittel gegen Krebs gibt es nicht. Denn es braucht immer ein ganzheitliches Konzept, bei dem im besten Falle Naturheilkundige, Psychoonkologen, Sporttherapeuten und Fachärzte zusammenarbeiten. Es braucht eine integrative Krebstherapie. Denn nur so lässt sich für den Patienten das Bestmögliche erreichen.

Integrative Krebstherapie ist individuelle Krebstherapie. Es ist keine Einzelmedikation, sondern ein Gesamtbehandlungskonzept, das für jeden Patienten neu erstellt wird. Denn es macht einen Unterschied, ob ein Patient beispielsweise gerade erst die Diagnose erhalten hat, wenn er in die Praxis kommt, oder ob ihn die Schulmedizin als „austherapiert“ sieht. Es ist also wichtig, den Patienten in der jeweiligen Situation abzuholen.

Welche Therapien einem Patienten guttun und welche er gerade benötigt, muss also von Patient zu Patient entschieden werden. Es gibt oft auch mehrere Therapieoptionen: Damit die Gewebe wieder besser mit Sauerstoff versorgt werden, können beispielsweise eine Sauerstofftherapie, Sauerstoff-Mehrschritttherapie nach Ardenne, die Ozon-Sauerstoffbehandlung, Intervall-Hypoxie-Hyperoxie-Therapie (IHHT), aber auch Atemübungen sinnvoll sein. Um die Mitochondrien optimal zu unterstützen, kann die Orthomolekulare Medizin hilfreich sein. Kohlenhydratrestriktion, vollwertige Ernährung, die Entgiftung anregen über physikalische, pflanzliche oder homöopathische Mittel (siehe S. 24), basische Mineralien können notwendig sein. Aber auch Sport und Bewegung (siehe S. 54), Tanz (siehe S. 76) oder Yoga und eine Psychotherapie, die dabei unterstützt, mit Sorgen, Ängsten und Nöten besser umzugehen. Es gibt weit mehr Behandlungsoptionen – diese alle aufzuzählen würde den Rahmen sprengen.

Meine Erfahrung ist: Eine individuelle Integration in das therapeutische Gesamtkonzept verstärkt auch die Maßnahmen, die im Rahmen einer schulmedizinisch-onkologischen Behandlung erfolgen. Und: Natürlich verstärkt es auch die naturheilkundlichen Therapien.

Wichtige, weil grundlegende Elemente der integrativen Krebstherapie sind nachfolgend beschrieben. Sie bilden die Basis, zu der dann weitere Behandlungsmaßnahmen abhängig von Patient und Erkrankungsstadium hinzukommen.

Das heilende Wort

Egal, ob ein Patient schon lange mit der Krankheit lebt oder gerade erst von ihr erfahren hat: Das Wichtigste ist immer das Zuhören. Mit unserer ganzen Aufmerksamkeit beim Patienten zu sein, signalisiert ihm: Du bist wichtig!

In den fast zwei Jahrzehnten, in denen ich an Krebs erkrankte Menschen begleite, habe ich festgestellt, dass es durchweg sehr starke Persönlichkeiten sind, die meist schon sehr lange etwas ertragen, also Dauerstress haben, sich für jemanden oder etwas aufopfern. Das ist keine Schuldzuweisung, und es liegt mir fern, eine Krebspersönlichkeit zu definieren. Es geht mir darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen. Denn wenn diese Patienten sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen, heißt das, dass sie ihre Kraft nicht für sich einsetzen und leben. Doch eben darum, weil sie starke Persönlichkeiten sind, haben sie Kraft. Ihnen das bewusst zu machen und sie zu unterstützen, diese Kraft für sich einzusetzen und ihren eigenen Weg zu finden, ist ein erster und wichtiger Schritt in der Genesung.


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Heilungsblockaden finden und lösen

Der menschliche Organismus strebt danach, gesund und kraftvoll zu sein. Die Frage ist daher bei allen Erkrankungen: Was hindert ihn daran, seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren? Diese Hindernisse gilt es besonders bei schweren Erkrankungen wie Krebs schnellstmöglich zu beseitigen. Mögliche Belastungen können sein:

  • geopathische Störfelder im Schlafzimmer wie Wasseradern (siehe S. 80)

  • Elektrosmog verursacht durch Smarthphone, WLAN, PC-Arbeit bei gleichzeitigem Tragen eines BH mit Metallbügel (er wirkt wie eine Antenne)

  • Belastung des Körpers mit Aluminium oder anderen Schwermetallen, Umweltgiften, Erregern etc.

  • devitale und wurzelbehandelte Zähne, sie sind eine Regulationsblockade

  • alle chronischen Entzündungen, denn sie blockieren häufig die benötigte Th1-Abwehr

Ob und welche Belastungen einen Patienten beeinflussen können, erfahren wir teilweise schon in der Anamnese. Manche lassen sich über eine Blutuntersuchung feststellen oder mittels biophysikalischer Testverfahren wie dem VEGA-Test. Andere müssen Spezialisten wie Zahnärzte aufdecken. Es braucht oft Geduld, langen Atem und auf jeden Fall ein gutes Netzwerk. Manchmal sind es nur einzelne, also wenige Faktoren, die eine Regulationsblockade auslösen, mitunter finden sich auch mehrere und sehr komplexe. Wichtig ist, mit dem Patienten darüber zu sprechen.

Erste Hilfe nach der Diagnose

Für jeden Mensch ist die Diagnose Krebs ein Schock. Und auf diesen ersten folgt meist auch direkt der nächste. Dann nämlich, wenn auch noch eine Prognose gestellt wird. Die einmalige Gabe von 5 Glob. Aconit in der Potenz C 200 oder die Gabe der Bachblüte „Star of Bethlehem“, auch Seelentröster genannt, hilft dem Patienten dabei, sich aus der Schockstarre zu lösen.

KURZ GEFASST
  1. Integrative Krebstherapie bedeutet individuelle Therapie im Rahmen eines möglichst ganzheitlichen Gesamtkonzepts.

  2. Tumor abbauende, das Immunsystem stärkende, Lebenskraft und -qualität steigernde Maßnahmen werden dabei zusammengeführt.

  3. Wichtig sind neben der Immunstimulation die Hyperthermie und die Neutralisierung der vom Tumor produzierten Milchsäure sowie die Vitalstoffzufuhr als Basis.


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Das Immunsystem optimieren

Ich führe bei jedem Patienten mit Krebs immer einen sogenannten Immunfunktionstest durch. Anhand des Testergebnisses entscheide ich mich dann für eine Strategie zur Immunstimulation. Es gibt dafür verschiedene Möglichkeiten.

Thymustherapie: Mehr Immunzellen, bitte!

Die Thymusdrüse steuert Prägung und Reifung der Immunzellen. Die Thymustherapie ist daher bei einem Mangel an Immunzellen angezeigt, denn sie hat vor allem eine immunrestaurierende Wirkung. Es ist ein immunmodellierendes Verfahren mit einer großen Anwendungsbreite. Für die Behandlung kommen Organpräparate zum Einsatz, die Thymuspeptide und Thymusfaktoren enthalten. Der zuvor durchgeführte Lymphozytentransformationstest (LTT, siehe S. 29) zeigt an, ob das gewählte Thymuspräparat den gewünschten stimulierenden Effekt bei diesem Patienten hat.

Für die Thymustherapie stehen Präparate zur Verfügung wie Thymus-Extrakt der Hohenburg Apotheke (ehemals Thymoject®, Fa. Biosyn); für die Behandlung empfindlicher Patienten empfehle ich eher Thymorell® (Fa. Sanorell), Glandula thymi suis-Injeel (Fa. Heel) oder Thymus Glandula (Fa. Wala). Die Dauer der Thymustherapie richtet sich nach dem Ergebnis des Immunfunktionstests, also der Entwicklung der Thymusreserve und dem Befinden des Patienten. Nebenwirkungen sind für diese Präparate nicht zu erwarten. Thymuspräparate werden intramuskulär injiziert; in der Regel erfolgen 1–3 Injektionen in einer Woche.


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Misteltherapie: Nicht jede Mistel ist für jeden Patienten geeignet

Die Misteltherapie geht auf Hippokrates zurück. Bekannt geworden ist diese Heilpflanze durch Rudolf Steiner, der sie erstmals 1916 für die Behandlung von Krebs empfahl. Die Mistel ist wohl die am besten untersuchte Pflanze überhaupt und hat mit über 2000 Publikationen längst die wissenschaftliche Bestätigung gefunden – auch wenn sie in der Leitlinienmedizin noch immer umstritten ist. Die Pflanze ist ein Halbschmarotzer und lebt von ihrem Wirtsbaum, entgegen der natürlichen Rhythmen des Baumes und der Jahreszeiten. Die Mistel hat also viel Ähnlichkeit mit dem Tumor.

Die in der Praxis eingesetzten Mistelextrakte beinhalten verschiedene Mistellektine und Viscotoxine, die je nach Wirtsbaum sehr unterschiedlich in Anzahl und Art sind. Ihr Wirkspektrum ist groß: Zum einen unterstützt die Mistel durch Regulierung des Serotin-Haushalts und Endorphin-Freisetzung die Patienten emotional, reduziert dadurch auch Schmerzen und steigert den Appetit. Zum anderen sorgen insbesondere die Mistellektine für eine Aktivierung der Lymphozyten, Zytokine, Interleukine, Granulozyten und Natürlichen Killerzellen. Aus diesem Grund ist es auch sehr wichtig, genau zu differenzieren, welches Mistelpräparat für den Patienten den individuell größten therapeutischen und immunstimulierenden Nutzen hat. Die Differenzierung erfolgt über den Lymphozytentransformationstest (LTT).

Merke: Es ist nicht jedes Mistelpräparat für jeden Patienten gleich geeignet.

Mistelpräparate werden parenteral verabreicht und dazu subkutan injiziert. Wie hoch dosiert und in welchem Abstand die Injektionen erfolgen, richtet sich nach dem Ergebnis der Immundiagnostik. Wichtig ist, die Immundiagnostik 3 Monate nach Behandlungsbeginn zu wiederholen, denn es ist möglich, dass das verwendete Mistelpräparat dann nicht mehr das effektivste ist und die Immunfunktion sich nicht mehr wesentlich verbessert. Es ist unter Umständen ein Wechsel angezeigt.

Ich verwende sogenannte Serienpackungen des jeweiligen Mistelpräparats, denn es sind unterschiedlich hoch konzentrierte Ampullen in einer Packung enthalten. Das ermöglicht, die Dosis von Gabe zu Gabe zu variieren – mit dem Vorteil, dass sich relativ rasch die Dosis ermitteln lässt, die der Patient am besten verträgt. Zudem gewöhnt sich der Körper nicht so schnell an die verwendete Mistel, als wenn immer dieselbe Dosis verwendet wird.

Wie die Patienten auf die Mistelpräparate reagieren, ist sehr unterschiedlich. Reaktionen können ausbleiben, es können aber auch deutliche Rötung und Schwellungen an der Injektionsstelle entstehen. Es ist eine erwünschte Reaktion des Immunsystems, die nicht als allergische Reaktion gedeutet werden darf. Überschreitet die Rötung die Größe einer 2-Euro-Münze, ist die lokale Immunreaktion überschießend und eine Dosisreduktion notwendig. Zeigt sich keine Gewebereaktion, muss die Dosis gesteigert werden.

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Abb. 2 Schematische Gegenüberstellung der Fieberreaktionen durch exogene Pyrogene wie Viren und Bakterien und der Körpertemperatur-Erhöhung durch Ganzkörperhyperthermie (GHT). Bei der GHT werden die gleichen endogenen Pyrogene aktiviert wie bei der körpereigenen Fieberreaktion. Foto: © Enrico Thiele

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Ganzkörperhyperthermie: den Tumor weichkochen

Fieber ist die wohl stärkste systemische Selbstheilungsreaktion des Körpers. Immer wenn er einen Infekt lokal nicht bekämpfen kann, beispielsweise eine Streptokokkeninfektion, schüttet der Körper Interleukine aus (siehe Grafik). Das sind endogene Pyrogene, die den Körper über komplexe Steuermechanismen dazu veranlassen, mithilfe vermehrter Muskelaktivität (Schüttelfrost) einen Temperaturanstieg herbeizuführen. Fieber ist also keine Erkrankung, sondern ein Symptom, das dazu dient, die Immunantwort zu verstärken.

Menschen, die an Krebs erkrankt sind, haben oft Jahre oder Jahrzehnte davor kein Fieber mehr entwickelt. Das kann daran liegen, dass ihr Immunsystem zu irgendeinem Zeitpunkt durch immunblockierende Medikamente wie Antibiotika oder Kortison die physiologische Reaktionsvielfalt verloren hat. Ein anderer und, wie ich meine, auch der häufigste Grund: Der Körper war zu lange Dauerstress ausgesetzt. Dabei unterscheidet unser Körper nicht zwischen Stress in der Partnerschaft, am Arbeitsplatz oder Termindruck. Im Stressmodus zu sein bedeutet für unseren Körper, die Leistungsfähigkeit von Herz, Lunge und Muskulatur zu optimieren und dazu die Durchblutung und die Sauerstoffversorgung in diesen Geweben zu erhöhen. Die Verdauung, alle Vorgänge rund um die Fortpflanzung und zur Entspannung sind reduziert. Es ist keine optimale Heil-Entzündungs-Reaktion mehr möglich. Kortisol blockiert die gesamte Entzündungskaskade; es entsteht dann auch kein Fieber mehr. Der Stressmodus zeigt sich in einem dauerhaft erhöhten Kortisolspiegel im Speichel (Kortisol-Tagesprofil). Dieser oft jahrelang anhaltende Zustand wird von Patienten häufig als besonders gut funktionierende Immunabwehr verstanden: immer fit und nie krank.

Die Idee, Hyperthermie, also künstliches Fieber, als Heilmittel gezielt einzusetzen, ist nicht neu. 2400 v. Chr. etwa erwähnten die Ägypter die heilende Wirkung der Wärme. Doch erst in der Antike haben griechische Mediziner diesen therapeutischen Ansatz konsequent angewandt, anerkannt und benannt: Überwärmung (griechisch: Hyperthermie).

Milchsäure ist nicht gleich Milchsäure

Man weiß heute, dass es drei unterschiedliche Formen von Milchsäure gibt: die biologisch wertvolle rechtsdrehende Milchsäure (RMS, auch L+ genannt), die biologisch eher schädliche linksdrehende Milchsäure (LMS, auch L- genannt) und die aus beiden Milchsäuren bestehende, indifferente sogenannte racemische Milchsäure. Sie kommt in der Natur am häufigsten vor und ist biologisch neutral.

Was bewirkt Überwärmung bei Krebs?

Bei der Ganzkörperhyperthermie wird der gesamte Körper des Patienten mithilfe von Infrarotstrahlern überwärmt. Ziel ist es, die Körperkerntemperatur auf ca. 39,5 bis maximal 40,5 °C zu steigern, also in einen moderaten Fieberbereich. Der Organismus unterscheidet dann nicht mehr, ob dieses Fieber aus einer selbstinduzierten Reaktion heraus oder durch Außeneinflüsse entstanden ist. Es finden dieselben immunologischen Abläufe statt wie bei einem fieberhaften Infekt (siehe Grafik).

Der einzige Unterschied: Das hochgeregelte und aktivierte Immunsystem sucht den gesamten Organismus nach dem vermeintlichen Auslöser ab. Gleichzeitig bildet der Tumor durch das Fieber sogenannte Hitzeschockproteine und lockt damit die Abwehrzellen und vor allem die Natürlichen Killerzellen an. Diese Produktion der Hitzeschockproteine ist einer der Hauptgründe für den Einsatz der Hyperthermie. Denn jede Tumorzelle ist eine körpereigene Zelle, weshalb das Immunsystem sie nicht als Feind wahrnimmt. Sie ist quasi unsichtbar. Erst dieses Fieber veranlasst sie, ihre Tarnung aufzugeben.

Neben diesem und den immunstimulierenden Effekten verbessert die Überwärmung zudem die Durchblutung im gesamten Organismus, sodass auch alle weniger gut durchbluteten Gewebe in dieser Zeit mit mehr Sauerstoff versorgt werden und dadurch ihre Stoffwechselaktivität steigt. Die Wärme regt zudem im gesamten Körper und damit auch in der Matrix Entgiftungsprozesse an, sodass sich der Körper von Säuren und Schlackenstoffen befreien kann.

Merke: Tumorzellen tolerieren Fieber nicht gut. Das heißt, je höher die Körpertemperatur, desto mehr Tumorzellen sterben.


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Säure-Basen-Haushalt regulieren

Länger andauernde Veränderungen des Säure-Basen-Haushalts führen im Organismus zwangsläufig zu Zellschäden. Eine Krebserkrankung ist dabei eine besondere Herausforderung. Denn allein durch den Tumorstoffwechsel fallen große Mengen Milchsäure an. Diese Milchsäuren werden biochemisch als linksdrehende Milchsäure (L-) bezeichnet. Rechtsdrehende Milchsäure ist daher zur Behandlung geeignet, denn sie neutralisiert die im Gewebe anfallende linksdrehende Milchsäure, verändert dadurch das Milieu und regt die Ausscheidung der entstandenen racemischen Milchsäure an (siehe Kasten). Die hochdosierten RMS ASCONEX® Tropfen (Fa. Asconex) eignen sich dafür besonders gut. Der Patient sollte davon mindestens 3 Monate lang 3 x tgl. 30 Tr. eine halbe Stunde vor dem Essen in etwas Wasser einnehmen. Die Einnahme kann in regelmäßigen Kuren wiederholt werden.


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Den Körper unterstützen mit Vitalstoffen

Es ist wichtig, dem Tumor keine Nahrung zu geben und daher möglichst Kohlenhydrate zu meiden, die den Blutzuckerspiegel schnell ansteigen lassen. Zudem ist eine für den Patienten verträgliche Ernährung wichtiger Bestandteil der Therapie, und sie dient natürlich auch der Zufuhr wichtiger Vitalstoffe und Aminosäuren (mögliche Ernährungsoptionen und ihre Wirkungen bei Krebs, siehe S. 64). Mindestens genauso wichtig ist es aber auch, dass der Organismus alle wichtigen Nährstoffe in ausreichender Menge zur Verfügung hat, damit es nicht zu Blockaden in den Mitochondrien kommt und der Körper die volle Selbstheilungskraft entfalten kann. Es sind dies insbesondere Selen, Vitamin D, B-Vitamine, Conzym Q10. Im Blutlabor lassen sich Mängel schnell aufdecken, und es lässt sich durch regelmäßige Kontrollen alle 6–8 Wochen feststellen, ob die verabreichten Mineralien, Vitamine und Spurenelemente in dieser Menge ausreichend sind oder ob die Dosis angepasst werden muss.

Das Power-Vitamin mit antioxidativer Kapazität

Vitamin C ist aufgrund seiner hohen antioxidativen Kapazität für die Behandlung von Krebs sehr gut geeignet. Es setzt im Tumor zudem große Mengen Wasserstoffperoxid frei und entfaltet somit eine zytotoxische Wirkung auf Tumorzellen. Es braucht dafür allerdings sehr hohe Blutspiegel, die über eine orale Vitamin-C-Zufuhr nicht erreicht werden können. Es sind dafür Infusionen mit Dosierungen von 7,5 g–22,5 g Wirkstoff notwendig. Das Präparat Pascorbin® (Fa. Pascoe) – es hat eine Vitamin-C-Konzentration von 7,5 g/50 ml, das entspricht150 mg pro ml Injektionslösung – ist in Deutschland für die Vitamin-C-Hochdosistherapie zugelassen. Ich empfehle Vitamin-C-Infusionen im Rahmen einer Ganzkörperhyperthermie einzusetzen, der Körper bekommt dadurch therapeutische Impulse auf mehreren Ebenen.


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In der Ruhe liegt die Kraft

Die größte Selbstheilungskraft entfaltet der Körper in der nächtlichen Ruhe. Denn intensivste und tiefste Entspannung finden wir im Schlaf. In der Nacht laufen zudem sämtliche Reparatur- und Regenerationsmechanismen auf Hochtouren. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Krebspatienten gut schlafen. Bei einer so einschneidenden Diagnose wie Krebs sind ihre Nächte häufig unruhig und geprägt von Grübeln, Sorgen und Ängsten. Die Passionsblume ist eine Pflanze, die den Patienten hilft, abends zur Ruhe zu kommen und entspannt zu schlafen. 20 Tr. CERES Passiflora incarnata Urtinktur in etwas Wasser unmittelbar vor dem Schlafengehen einzunehmen, quasi auf der Bettkante, ist sehr zu empfehlen. Das Ritual alleine, das anzeigt, dass jetzt Schlafen dran ist, ist heilsam.


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Die Selbstheilungskräfte aktivieren, das ist das Ziel

Es ist wichtig, den Patienten darin zu bestärken, dass er der Krankheit nicht ausgeliefert ist, sondern immer etwas für sich tun kann. Alle Maßnahmen dienen in erster Linie dazu, seinen gesamten Organismus in die Kraft und Lage zu versetzen, seine Selbstheilungskräfte zu 100 % zu aktivieren. Solange er lebt, ist leben dran.

Dieser Artikel ist online zu finden:
http://dx.doi.org/10.1055/s-0043-113335


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HP Enrico Thiele

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Enrico Thiele ist seit 1999 Heilpraktiker. Gemeinsam mit seiner Frau führt er in Stuttgart eine Praxis für Naturheilkunde. Seine Schwerpunkte sind die Biologische Krebstherapie sowie ganzheitliche Diagnostik und Regulationsmedizin. Er ist Dozent an der Paracelsus Schule in Stuttgart und gibt regelmäßig Seminare und Workshops für Kollegen.

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Abb. 1 Integrative Krebstherapie bedeutet nicht, den schulmedizinischen Weg abzulehnen und nur den naturheilkundlichen zu wählen. Aus beiden Fachrichtungen wird für den Patienten ausgewählt, was er benötigt (Szene nachgestellt). Foto: © iStock / mikespics
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Abb. 2 Schematische Gegenüberstellung der Fieberreaktionen durch exogene Pyrogene wie Viren und Bakterien und der Körpertemperatur-Erhöhung durch Ganzkörperhyperthermie (GHT). Bei der GHT werden die gleichen endogenen Pyrogene aktiviert wie bei der körpereigenen Fieberreaktion. Foto: © Enrico Thiele