Prof. Dr. Peter Elsner
Prof. Dr. med.Cord Sunderkötter
„Die Seuchen kehren zurück“, wie die Ebola-Epidemie vor wenigen Jahren in
Westafrika dramatisch belegt hat. Weniger fatal, doch in den Folgen für Schwangere
und Feten
ebenfalls schwerwiegend, stellt sich die endemische Infektion mit Zikavirus dar. Neben
solchen
in den letzten Jahren neu aufgetretenen Erregern gibt es immer noch die altbekannten
Erreger:
Aus Madagaskar werden immer wieder Pestfälle gemeldet, und die Lepra als die klassische
dermatologische Infektionskrankheit ist bei weitem noch nicht besiegt (auch wenn sie,
wie die
Dermatologen wissen, weit weniger ansteckend ist, als vielfach geglaubt wird, doch
früher
wahrscheinlich oft fehldiagnostiziert wurde). Und wir müssen aufmerksam bleiben, was
uns die
Klimaänderung bringen wird.
Weniger spektakulär, aber für die dermatologische und venerologische Praxis wichtig
ist es, uns in Deutschland vertraute Infektionskrankheiten der Haut und der hautnahen
Schleimhäute nicht zu vergessen, die auch unter untypischen Symptomen auftreten können.
So nimmt die Zahl der Syphilis-Fälle nach einer langen Periode stagnierender oder
sogar gesunkener Anzahl gemeldeter Fälle seit dem Jahr 2010 wieder auffallend zu.
In den deutschen Hautkliniken werden immer wieder Lues-Fälle beobachtet, die atypisch
auftreten und uns diagnostisch herausfordern. Mit der zunehmenden weltweiten Migration
werden wir auch immer wieder mit dem Befund einer Lues latens, die leitliniengerecht
behandelt werden muss, konfrontiert.
Die Kenntnisse und Fähigkeiten in der dermatologischen Infektiologie gilt es also
zu vermitteln, zu erhalten und zu pflegen – man weiß nie, wann man sie braucht. Unser
wunderbares Fach Dermatologie und Venerologie, das seine Wurzeln ganz wesentlich auch
in der Infektiologie hat, muss seine Kompetenz bei Infektionen der Haut erhalten und
ausbauen. Dies wird nur gelingen, wenn wir Dermatologen auch in der Erforschung dermatologischer
Infektionen an der Spitze mithalten und wenn die dermatologische Infektiologie auch
im Kanon der akademischen Medizin, konkret an den dermatologischen Universitätskliniken
und unter den dermatologischen Lehrstühlen, sichtbar vertreten ist. Die chronische
und notorische Unterfinanzierung der deutschen Universitätsmedizin, insbesondere im
ambulanten Bereich, die für die Identität der Fächer gefährlichen Zentralisierungstendenzen
bezüglich Diagnostik und Therapie und der resultierende Umstand, dass unser Fachgebiet
in den Praxen teilweise nicht mehr in voller Breite vertreten wird, gefährden wichtige
Teilbereiche der Dermatologie wie die Allergologie, die Dermatohistologie und eben
auch die dermatologische Infektiologie.
Hier gilt es für unsere wissenschaftliche Fachgesellschaft, die DDG, und unseren Berufsverband,
den BvDD, beherzt entgegenzusteuern. Wir brauchen vermehrte Anstrengungen in Forschung
und Lehre der dermatologischen Infektiologie; dieses Schwerpunktheft der Aktuellen
Dermatologie versucht, dazu einen kleinen Beitrag zu leisten.
Ihre
Peter Elsner
Cord Sunderkötter