Aktuelle Dermatologie 2017; 43(07): 287-290
DOI: 10.1055/s-0043-111707
Eine Klinik im Blickpunkt
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

100-jährige Tradition – Die Dermatologische Klinik USZ steter Fokus: Innovative Klinik und translationale Foschung

100 Year Anniversary of the Department of Dermatology USZ – Focus/File Rouge Through all „Decades“: Innovative Patient Care Paired with Translational Research
M. Geiges
Dermatologische Klinik, UnviersitätsSpital Zürich, Schweiz
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Korrespondenzadresse

Dr. med. Michael Geiges
Dermatologische Klinik
UniversitätsSpital Zürich
Gloriastrasse 31
8091 Zürich
Schweiz   

Publication History

Publication Date:
12 July 2017 (online)

 

Zusammenfassung

Seit das Fach „Dermatologie und Venerologie“ von der Universität in Zürich 1916 den ersten Lehrstuhl erhielt, prägten hervorragende Kliniker, welche in der Forschung Pionierarbeit leisteten, die Geschichte der Dermatologischen Klinik des UniversitätsSpitals in Zürich.

Mit dem ersten Ordinarius Bruno Bloch nahm die beeindruckende Entwicklung der Klinik ihren Lauf. Von Beginn an stand eine umfassende und innovative Patientenversorgung im Zentrum – dies gepaart mit hoch professioneller, intensiver und international ausgerichteter Forschung. Über mittlerweile mehr als 100 Jahre steht diese unter dem Credo der translationalen Forschung, damit die Patienten so rasch als möglich von neuesten Forschungserkenntnissen in der klinischen Behandlung profitieren können. Die heutige breite und gleichzeitig hochspezialisierte Ausrichtung der Klinik ist historisch durch die Schwerpunkte der Klinikdirektoren gewachsen, welche von den jeweiligen Nachfolgern weitergeführt und ergänzt wurden: funktionelle Immunbiologie unter Bloch, Radiotherapie unter Guido Miescher, Allergologie unter Hans Storck, Genetik und Ekzemforschung unter Urs Walter Schnyder und Onkologie (Melanom, Lymphome) unter Günter Burg. Unter der Leitung von Lars French liegen die heutigen Schwerpunkte der Klinik bei den „schweren entzündlichen Hautkrankheiten“ und der „Dermatoonkologie“.


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Abstract

Since the medical discipline “Dermatology and Venerology” of the Zurich University had received the first chair in 1916, excellent clinicians pioneered research in the field of dermatology at the University Hospital in Zurich.

With the first ordinary, Bruno Bloch, the impressive development of the department took its course. Right from the start, a comprehensive and innovative patient care was the primary goal – coupled with highly professional, intensive and internationally oriented research. Over more than 100 years, this has been under the credo of translational research so that patients can benefit from the latest research in clinical treatment as quickly as possible. The current broad and at the same time highly specialized orientation of the department has historically grown through the main focus of the directors who have been followed and supplemented by their respective successors: functional immunobiology under Bruno Bloch, radiotherapy under Guido Miescher, allergology under Hans Storck, genetics and eczema research under Urs Walter Schnyder and oncology (melanoma, lymphoma) under Günter Burg. Under the direction of Lars French, the focus of the department today is severe inflammatory skin diseases and dermatooncology.


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Einleitung

Die erste Dermatologische Klinik in der Schweiz mit einem universitären Lehrstuhl wurde 1892 in Bern mit der Berufung von Edmund Lesser (1852 – 1918) gegründet. 1913 folgte die Dermatologische Abteilung in Basel unter der Leitung von Bruno Bloch (1878 – 1933) und 1916 wurde Bloch als erster Ordinarius für Haut- und Geschlechtskrankheiten nach Zürich berufen [1].


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Bruno Bloch (1887 – 1933)

Im Oktober 1916 trat Bruno Bloch die Professur und die Stelle als Direktor der aus 4 Sälen der medizinischen Poliklinik neu geschaffenen Klinik für Dermatologie und Venerologie in Zürich an, zusammen mit seinem ersten Assistenten Guido Miescher (1887 – 1961), der ihm aus Basel gefolgt war.

Nach 4 Monaten zog die Klinik in ein Provisorium um, in welchem trotz schwierigster räumlicher Verhältnisse neben der Patientenbetreuung bereits klinische und Laborforschung betrieben wurde. Erst 1924 wurde der schon bei der Berufung versprochene Neubau an der Gloriastrasse 31 eröffnet. Endlich stand eine für die damalige Zeit vorbildlich ausgestattete Klinik zur Verfügung. Sie umfasste 126 Betten, eine Badeabteilung, Bestrahlungsabteilung, Laboratorien für Histopathologie, Mikrobiologie sowie biochemische und tierexperimentelle Forschungsabteilungen und einen modernen Hörsaal mit Moulagensammlung. Mit Bruno Bloch kam nicht nur ein hervorragender Kliniker sondern auch ein Wissenschaftler nach Zürich, der Forschung betrieb, welche für die internationale Dermatologie wegweisend war [2]. Bereits in Basel hatte er mit der Dopa-Reaktion die Herkunft des Hautpigmentes geklärt. Geprägt vom Einfluss Josef Jadassohns (1863 – 1936) standen die funktionell-experimentellen Untersuchungen der Haut mit biochemischen und immunologischen Methoden im Zentrum seines Interesses. So deckte er unter anderem im Selbstversuch und mit der von ihm weiterentwickelten Läppchenprobe von Jadassohn den Mechanismus der Sensibilisierung bei Kontaktallergien auf und seine Tierversuche lieferten grundlegende Erkenntnisse über die Rolle von Umweltfaktoren in der Krebsauslösung (Teerkrebs, Röntgenkrebs). Bruno Bloch wurde von 11 internationalen dermatologischen Gesellschaften zum Ehrenmitglied ernannt. Er starb 1933 im Alter von 55 Jahren unerwartet an einer Agranulozytose, vermutlich einer Nebenwirkung von „Allonal“, welches er gegen Kopfschmerzen einnahm.

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Abb. 1 Bruno Bloch.

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Guido Miescher (1887 – 1961)

Blochs langjähriger Oberarzt und Leiter der Strahlenabteilung Guido Miescher wurde 1933 zu seinem Nachfolger berufen. Er war bereits 1928 zum Titularprofessor ernannt worden. 1942 – 1944 war er Dekan der medizinischen Fakultät und wurde 1947 zum ordentlichen Professor ernannt. Er war Präsident der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften und Ehrenmitglied zahlreicher medizinischer Akademien und Gesellschaften.

Wissenschaftlich setzte er die funktionell biologische Forschungsrichtung von Bloch bei immunbiologisch-allergologischen Fragen, speziell dem Ekzem, der Erforschung des Hautpigmentes und des experimentellen Karzinoms fort. Sein persönliches Hauptinteresse galt dem Gebiet der Strahlenbiologie und -therapie. Er beschrieb den wellenförmigen Verlauf des Röntgenerythems und die Verdickung der Hornschicht als Schutzmechanismus der Haut gegen Ultraviolett.

In seiner Zeit veränderte die Einführung von Antibiotika und Kortikoiden das Bild der Klinik grundlegend, der Prozentsatz der Veneriker, die eine stationäre Behandlung benötigten, sank von 70 auf 10 % und die Betten wurden neu mit dermatologischen Patienten belegt. Miescher trat 1958 altershalber von seinem Lehramt und der Klinikleitung zurück. 1961 erkrankte er an einem metastasierenden Krebsleiden und verstarb am 1. September 1961.

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Abb. 2 Guido Miescher.

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Hans Storck (1910 – 1983)

1958 wurde Hans Storck (1910 – 1983) als Nachfolger von Miescher gewählt.

Er hatte bereits an der Klinik unter Miescher gearbeitet und sich 1947 habilitiert. Eine Studienreise in die USA hatte ihn zur Gründung einer Allergiestation im Dachgeschoss der Klinik angeregt, die er auch nach seinem Weggang aus der Klinik 1951 als Konsiliarius weiter betreute. 1957 wurde er zum Titularprofessor ernannt. 1958 erfolgte die überraschende Wahl zum Klinikdirektor und Extraordinarius. 1969 wurde er Ordinarius. Er war Ehren- und korrespondierendes Mitglied von 24 in- und ausländischen Gesellschaften für Dermatologie sowie für Allergologie und Immunologie. In seiner Zeit wurden die Allergiestation und die wissenschaftlichen Laboratorien ausgebaut, eine eigene Kreislaufstation errichtet und neue Spezialsprechstunden eingeführt.

Die wissenschaftliche Tätigkeit der Klinik unter Storck deckte alle Bereiche der Dermatologie ab, mit den Schwerpunkten Allergologie, Venerologie, Dermatoonkologie und Radiotherapie. Storck galt als Spezialist für bakterielles und experimentelles Ekzem. Nach der Einführung der Antibiotikatherapie standen Untersuchungen über sich entwickelnde Resistenzen im Vordergrund. Hans Storck wurde 1978 pensioniert. Er starb 1983 an einem Herzversagen.

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Abb. 3 Hans Storck.

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Urs Walter Schnyder (1923 – 2012)

Urs Walter Schnyder hatte seine dermatologische Ausbildung 1952 bei Miescher in Zürich begonnen und war nach Studienaufenthalten unter anderem in genetischen Instituten in den USA als Oberarzt nach Zürich zurückgekehrt. 1961 habilitierte er sich und wurde 1965 auf den Lehrstuhl für Dermatologie und Venerologie der Universitäts-Hautklinik Heidelberg berufen. 1978 folgte er dem Ruf zurück nach Zürich als Nachfolger von Storck. 1986 wurde er zum Senator der Deutschen Akademie der Naturforscher (Leopoldina) gewählt [3].

Zwischen 1985 – 1989 wurde die Klinik unter Beibehaltung des Grundrisses und der Fassaden (Heimatschutz) komplett renoviert. Es entstanden Räume für Spezialsprechstunden, Onkologie, Licht-, Röntgen- und Laserabteilung, ein Epikutantestlabor, eine gut ausgestattete Allergiestation, ein Operationstrakt, Seminarräume und eine auf 61 Betten reduzierte Bettenstation mit Physiotherapie und Badeabteilung. Ein ganzes Stockwerk wurde zum Labortrakt für die klinische und experimentelle Forschung umgebaut und so die enge Zusammengehörigkeit von Klinik und Forschung für eine erfolgreiche translationale Forschung beibehalten. In Zürich führte Schnyder die in Heidelberg vertiefte Analyse von Erbkrankheiten – besonders Epidermolysen und Verhornungsstörungen – mithilfe der Licht- und Elektronenmikroskopie, biochemischer und molekularbiologischer Methoden weiter. Ein weiterer Schwerpunkt war die Dermatohistopathologie.

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Abb. 4 Urs Walter Schnyder.

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Günter Burg (geb. 1941)

Günter Burg hatte einen großen Teil seiner Ausbildung in München bei Otto Braun-Falco absolviert und war ab 1987 Direktor der Dermatologischen Klinik in Würzburg. Nach dem Rücktritt von Urs W. Schnyder wurde er als sein Nachfolger nach Zürich berufen. Neben seiner klinischen Tätigkeit in allen Teilbereichen der Dermatologie und Venerologie galt sein besonderes Interesse der Dermatoonkologie und Dermatohistopathologie. Im Vordergrund standen Untersuchungen der kutanen Lymphome. Burg war Präsident der International Society of Dermatopathology sowie der International League of Dermatopathology. Ein weiterer Schwerpunkt war die Erforschung des Melanoms mit klinischen Studien zu neuen immunologischen Therapieansätzen. Seit 1995 galt sein Interesse auch der Telemedizin und Teledermatologie.

Im Februar 2006 wurde Günter Burg emeritiert. Reinhard Dummer, der mit Burg von Würzburg nach Zürich gekommen war, übernahm die kommissarische Leitung. Im Oktober 2006 wurde Lars French aus Genf nach Zürich berufen.

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Abb. 5 Günter Burg.

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Die Allergiestation der Dermatologischen Klinik Zürich

Die von Storck ins Leben gerufene Allergiestation wurde ab 1968 von Brunello Wüthrich geleitet. Er baute sie personell und strukturell kontinuierlich auf. Ein entscheidender Schritt war 1972 die Gründung eines allergisch-immunologischen Laboratoriums, welches die Bestimmung von Serum-IgE und allergenspezifischem IgE mit moderner radioaktiver Diagnostik ermöglichte. Nach der Pensionierung von Wüthrich 2003 übernahm Peter Schmid-Grendelmeier (Schwerpunkt Atopie) die Leitung der Allergiestation, ab 2004 zusammen mit Barabara Ballmer-Weber (Schwerpunkt Nahrungsmittelallergien).


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Die Klinik heute

Unter der Leitung von Lars French wurden die Leistungen weiter ausgebaut und die translationale Forschung, die sich wie ein roter Faden seit Bruno Bloch durch die Geschichte der Klinik, zieht erfolgreich vertieft. Die Schwerpunkte „Hautkrebs“ und „Entzündliche Hautkrankheiten“ haben sich weiter etabliert.


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Interessenkonflikt

Der Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

  • Literatur

  • 1 Nestle F, Dummer R. 85 Jahre Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie Zürich (1916 – 2001). Darmstadt: Steinkopff; 2001
  • 2 Geiges ML. , Hrsg. 100 Jahre Dermatologische Klinik Zürich – 100 Jahre translationale Forschung. Heidelberg: Springer; 2017
  • 3 Burg G, Geiges M. Institutionalisierung in der Schweiz. In: Scholz A, Holubar K, Burg G. Geschichte der deutschsprachigen Dermatologie. Darmstadt: Wiley-Blackwell; 2009: 323-394

Korrespondenzadresse

Dr. med. Michael Geiges
Dermatologische Klinik
UniversitätsSpital Zürich
Gloriastrasse 31
8091 Zürich
Schweiz   

  • Literatur

  • 1 Nestle F, Dummer R. 85 Jahre Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie Zürich (1916 – 2001). Darmstadt: Steinkopff; 2001
  • 2 Geiges ML. , Hrsg. 100 Jahre Dermatologische Klinik Zürich – 100 Jahre translationale Forschung. Heidelberg: Springer; 2017
  • 3 Burg G, Geiges M. Institutionalisierung in der Schweiz. In: Scholz A, Holubar K, Burg G. Geschichte der deutschsprachigen Dermatologie. Darmstadt: Wiley-Blackwell; 2009: 323-394

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Abb. 1 Bruno Bloch.
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Abb. 2 Guido Miescher.
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Abb. 3 Hans Storck.
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Abb. 4 Urs Walter Schnyder.
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Abb. 5 Günter Burg.