Z Gastroenterol 2017; 55(12): 1284-1286
DOI: 10.1055/s-0043-111453
Forschung aktuell
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CED: Ursache für fortbestehende Darmsymptome nach Mukosaheilung identifiziert

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Publication Date:
06 December 2017 (online)

Zwischen 18 und 29 % aller Patienten mit chronisch-entzündlicher Darmerkrankung (CED) leiden auch nach Induktion einer Mukosaheilung unter Symptomen wie Abdominalschmerz und Diarrhö. Die genauen Ursachen hierfür sind nicht bekannt. J. Chang et al. haben nun in einer Studie untersucht, ob hier möglicherweise eine gestörte intestinale Permeabilität eine Rolle spielt.

An der prospektiven Studie aus Australien nahmen 31 Patienten mit Colitis ulcerosa und 57 Patienten mit Morbus Crohn teil, die durch eine mukosale Heilung gekennzeichnet waren, sowie 22 gesunde Personen (Kontrollen). Die Studienteilnehmer unterzogen sich während des Zeitraums von Mai 2009 bis September 2015 einer konfokalen Laserendomikroskopie. Als primären Endpunkt wählten die Autoren die intestinale Permeabilität bei symptomatischen vs. asymptomatischen CED-Patienten. Die Quantifizierung der intestinalen Permeabilität erfolgte mithilfe des „Confocal Leak“-Scores (CLS; ein Wert von 0 bedeutet keine Störung der intestinalen Permeabilität, ein Wert von 100 steht für einen vollständigen Verlust der Barrierefunktion).

Hinsichtlich des Geschlechts, des Alters, der medianen Dauer der Erkrankung, des Raucherstatus sowie der Medikation waren keine signifikanten Unterschiede zwischen symptomatischen und asymptomatischen Patienten zu verzeichnen. Allerdings nahmen tendenziell mehr asymptomatische Patienten im Vergleich zu symptomatischen Patienten Immunmodulatoren (61,0 vs. 25,0 %; p = 0,06) und/oder TNF-α-Inhibitoren ein (13,0 vs. 0 %; p = 0,06). 16,3 % der CED-Patienten zeigten auch nach einer Mukosaheilung andauernde Darmsymptome (15,4 % der Morbus-Crohn-Patienten und 17,4 % der Colitis-ulcerosa-Patienten). Im Fall von Patienten mit Symptomen stellten die Autoren einen signifikant höheren medianen CLS (19,0) fest als bei asymptomatischen Patienten (7,3; p < 0,001) oder Kontrollen (5,9; p < 0,001). Signifikante Unterschiede zwischen Patienten mit CED, die sich in Remission befanden, und den Kontrollen bestanden nicht (p = 0,261). Symptomatische und asymptomatische Morbus-Crohn-Patienten wiesen mediane CLS von jeweils 17,7 und 8,1 auf (p = 0,009) und Colitis-ulcerosa-Patienten von jeweils 22,2 und 6,9 (p = 0,021). Zwischen symptomatischen Morbus-Crohn- und Colitis-ulcerosa-Patienten sowie zwischen asymptomatischen Morbus-Crohn- und Colitis-ulcerosa-Patienten waren keine Unterschiede in Bezug auf den CLS zu verzeichnen (p > 0,05). Dasselbe galt für den Vergleich zwischen asymptomatischen Morbus-Crohn-/Colitis-ulcerosa-Patienten und den Kontrollen (p = 0,526). Mittels eines CLS von 13,1 oder darüber konnten bei Patienten mit Mukosaheilung permanente Darmsymptome mit einer 95,2 %igen Sensitivität und 97,6 %igen Spezifität identifiziert werden („Receiver Operating Characteristic Area under Curve“-Wert = 0,88). Demnach bestand bei 36,2 % der CED-Patienten mit mukosaler Heilung eine erhöhte intestinale Permeabilität.

Fazit

Die Studienergebnisse legen im Fall von CED-Patienten mit Mukosaheilung eine Assoziation nahe zwischen einer gestörten intestinalen Permeabilität und fortbestehenden Darmsymptomen. Eine optimale Behandlung dieser Patienten sollte deshalb neben der mukosalen Heilung auch die Wiederherstellung der Barrierefunktion der Darmmukosa zum Ziel haben, so die Autoren.

Dr. Frank Lichert, Weilburg