Aktuelle Dermatologie 2017; 43(08/09): 329-330
DOI: 10.1055/s-0043-110984
Derma-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Alexithymie: Unterschätztes Problem bei Psoriasis?

Talamonti M. et al.
Alexithymia and Plaque Psoriasis: Preliminary Investigation in a Clinical Sample of 250 Patients.

Dermatology 2016;
232: 648-654
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Publication History

Publication Date:
31 August 2017 (online)

 

    Patienten mit chronischen Hautkrankheiten sind oft deutlich durch soziale und/oder psychische Probleme belastet. Auch bei Psoriasis vom Plaque-Typ sind oft psychische Störungen zu beobachten; psychischer Stress wiederum kann die Hautsymptome verstärken. Um den Schweregrad der Psoriasis wirklich einschätzen zu können, sei es entscheidend, die psychische Situation des Patienten und deren Auswirkung auf die Lebensqualität genau zu beurteilen statt nur die Ausdehnung der Hautläsionen zu bemessen, sind sich viele Experten sicher.


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    Diesem Gedanken folgend testeten Marina Talamonti et al. 250 Patienten mit moderater bis schwerer Psoriasis mittels Toronto Alexithymia Scale auf Alexithymie. Diese auch als Gefühlsblindheit bezeichnete Störung beschreibt ein typisches Muster von Problemen, die dadurch gekennzeichnet sind, dass der Betroffene Gefühle schlecht erkennen und beschreiben kann, ein nur geringes Vorstellungsvermögen hat und ein nach außen gerichtetes Denken aufweist. Alexithymie findet sich grundsätzlich häufig bei verschiedenen chronischen Leiden, inklusive Hautkrankheiten, ist aber bei Psoriasis nur wenig untersucht.

    Die Patienten der Studie hatten bisher keine systemische Therapie erhalten, wiesen keine diagnostizierte psychische Krankheit auf; Raucher und Alkoholiker waren ausgeschlossen. Als Kontrolle dienten 215 gesunde Personen, die hinsichtlich Alter und Geschlecht gematcht waren. Wie sich zeigte, wiesen 32,4 % der Patienten für eine Alexithymie typische Persönlichkeitsmerkmale auf (zusätzlich 27,6 % einen Borderline-Befund). In der Vergleichsgruppe zeigten 9,3 % eine Alexithymie (plus 10,2 % Borderline). Der mittlere Score im Toronto Alexithymia Scale mit 20 items (TAS-20) betrug bei den Patienten 53,5 versus 45,1 bei den Kontrollen (p < 0,0001). Auch innerhalb der Gruppe der Psoriasis-Patienten unternahmen die Autoren Subanalysen: Hier ergaben sich positive Korrelationen zwischen einem hohen TAS-20-Wert und weiblichem Geschlecht (OR 0,21), der Beteiligung sensibler Hautareale (Gesicht, Hände, Genitalbereich; OR 1,87) sowie dem Vorliegen von Begleitkrankheiten (OR 3,16). Im Gegensatz dazu spielten Dauer (>/< 10 Jahre) und Schweregrad der Psoriasis (Psoriasis Area and Severity Index [PASI] </> 10) für das Vorliegen einer Alexithymie keine Rolle. Anhand des PASI ließ sich also die psychische Belastung eines Patienten grundsätzlich nicht gut abschätzen.

    Fazit

    Die Beurteilung einer Alexithymie sollte Teil einer umfassenden Betreuung von Patienten mit mäßiger oder starker Psoriasis mit den dadurch bedingten sozialen und psychiatrischen Problemen sein, schreiben die Autoren. Als tool eigne sich hierfür der TAS-Score. Dadurch ließen sich die oft nicht diagnostizierten psychischen Probleme der Patienten erkennen und, ggf. durch Überweisung an einen Psychiater, berücksichtigen.

    Dr. med. Susanne Meinrenken, Bremen


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