Aktuelle Dermatologie 2017; 43(07): 277-278
DOI: 10.1055/s-0043-110951
Derma-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Patienten mit atopischer Dermatitis haben häufiger auch andere Erkrankungen

Egeberg A. et al.
Prevalence of comorbidity and associated risk factors in adults with atopic dermatitis.

Allergy 2017;
72: 783-791
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Publication Date:
12 July 2017 (online)

 

Die atopische Dermatitis (AD) wird – ähnlich wie die Psoriasis – als systemische Erkrankung angesehen. Das wirft die Frage auf, ob Betroffene überdurchschnittlich häufig an anderen Erkrankungen leiden. Dieser Frage hat sich eine dänische Arbeitsgruppe gewidmet.


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Die Daten aller dänischen Erwachsenen mit einer in einer Klinik (stationär oder ambulant) gestellten AD- oder Psoriasis-Diagnose wurden mit anderen Daten aus verschiedenen Registern abgeglichen – und untereinander verglichen sowie mit Angaben zur Allgemeinbevölkerung. So kamen für den untersuchten Zeitraum 1995 – 2012 ziemlich viele Daten zusammen: für fast 8000 AD-Patienten, 24 500 Psoriasis-Patienten und knapp 80 000 Personen aus der Allgemeinbevölkerung, die in Alter und Geschlecht zu den AD-Patienten passten.

Weniger Komorbiditäten als Psoriasis-Patienten

Auf den Punkt gebracht: AD-Patienten rauchten häufiger und tranken mehr Alkohol als die Allgemeinbevölkerung und hatten höhere Prävalenzen für andere Erkrankungen – aber deutlich weniger als Psoriasis-Patienten. Einzige Ausnahmen: Sie nahmen häufiger Anxiolytika ein als Psoriasis-Patienten und ihr Risiko für Diabetes Typ 2 war (noch) niedriger als das der Allgemeinbevölkerung.


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… außer die Erkrankung ist schwer

Bei Patienten mit schwerer AD (die eine sytemische Behandlung erhielten) war die Häufigkeit für Rauchen, Schlaganfälle, chronisch entzündliche Darmerkankungen und Angststörungen allerdings ähnlich hoch wie für jene mit schwerer Psoriasis. Auch Depressionen und Angststörungen waren unter AD-Patienten häufiger als bei Hautgesunden; bei schwerer AD-Ausprägung ähnlich häufig wie unter Patienten mit schwerer Psoriasis. Dann waren auch Alkohol- und Tabakkonsum deutlich ausgeprägter.

Als eine mögliche Ursache der psychischen Probleme und des Anxiolytika-Konsums sehen die Autoren den oft starken Juckreiz bei AD, der unter anderem zu Schlafproblemen führen kann. Ungeklärt ist, ob eine aggressivere Behandlung der Hauterkrankung das Risiko für psychiatrische Komorbidität senken kann.

Fazit

Patienten mit atopischer Dermatitis weisen häufiger Komorbiditäten auf als Menschen der Allgemeinbesvölkerung, allerdings deutlich seltener als Psoriasis-Patienten. Bei starker Ausprägung der AD nähert sich die Wahrscheinlichkeit für weitere Erkrankungen der von Psoriasis-Patienten. Sorge machen vor allem die hohen Prävalenzen für psychische Erkrankungen und Tabakkonsum.

Dr. Nina Drexelius, Hamburg


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