„Im Wesentlichen deckt sich das Krankheitsspektrum in den Aufnahmeeinrichtungen mit
dem, das auch hierzulande für die Innere Medizin typisch ist“, sagt Prof. Dr. Ulrich
R. Fölsch, Generalsekretär der DGIM und Beauftragter für die Korporativen Mitglieder
der Fachgesellschaft. In der Mehrzahl seien das Infektionskrankheiten, aber auch Krankheiten
des Verdauungssystems, Haut- oder Kreislauferkrankungen. Dies habe eine Befragung
unter DGIM-Mitgliedern Anfang 2016 ergeben. Eine aktuelle Studie der Charité-Universitätsmedizin
Berlin in Zusammenarbeit mit dem Robert Koch-Institut, die über 5300 Behandlungsfälle
ausgewertet hat, kommt zu demselben Ergebnis. Die Sorge, dass mit den Migranten auch
gefährliche exotische Krankheiten nach Deutschland kommen könnten, habe sich damit
nicht bestätigt, sagt Priv.-Doz. Dr. Joachim Seybold, stellvertretender Ärztlicher
Direktor der Charité-Universitätsmedizin und Koordinator der Flüchtlingshilfe der
Charité.
Auffällig sei jedoch der hohe Anteil psychischer Störungen. In Berlin, hat die Charité
daher eine sogenannte Clearing-Stelle für psychiatrische Erkrankungen eingerichtet.
„Seit Februar 2016 wurden hier bereits über 3500 psychisch kranke oder traumatisierte
Flüchtlinge behandelt“, sagt Seybold.
Das Hauptproblem liege jedoch in bürokratischen Hindernissen bei der Behandlung. Flüchtlinge
können während des Asylverfahrens kein reguläres Mitglied der Krankenversicherungen
werden. „Viele Flüchtlinge kommen deshalb ohne Gesundheitskarte in die Praxis“, so
DGIM-Experte Fölsch. Hier seien politische Lösungen gefragt - wie etwa in Bremen,
wo Asylbewerber direkt nach der Registrierung eine solche Karte erhalten. Diesem Beispiel
seien leider erst 5 weitere Bundesländer gefolgt.
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM).