Dialyse aktuell 2017; 21(06): 274
DOI: 10.1055/s-0043-110534
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Hospitalisationsraten

Vergleich von assistierter Peritonealdialyse mit Zentrumshämodialyse
Mark Dominik Alscher
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Korrespondenzadresse

Prof. Dr. med. Mark Dominik Alscher
Chefarzt der Abteilung für Allgemeine Innere Medizin/Nephrologie Robert-Bosch-Krankenhaus
Auerbachstr. 110
70376 Stuttgart

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Publication Date:
29 August 2017 (online)

 

Aktuell findet eine breite Diskussion statt, ob die Form der assistierten Peritonealdialyse (Durchführung mit Unterstützung durch Familie, Pflegedienst oder weitere Gesundheitsberufe) eine Hilfe zur verbreiterten Einführung der Peritonealdialyse gerade für ältere Patienten sein kann, bei welchen häufig Hindernisse für eine selbstständige Peritonealdialyse festzustellen sind. Die wenigen Daten, die es zu dieser Methode gibt, haben den Verdacht nahegelegt, dass bei einer assistierten Peritonealdialyse vermehrt stationäre Aufenthalte notwendig werden.


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Die hier vorliegende Beobachtungsstudie sollte deshalb differenziert in einem direkten Vergleich von assistierter Peritonealdi-alyse und Zentrumshämodialyse untersuchen, ob dies sich im Alltag bestätigen lässt. Zu diesem Zwecke wurden 872 Patienten, welche in eine Zentrumshämodialyse eingeschlossen wurden und 203 Patienten, welche eine assistierte Peritonealdialyse erhielten, verglichen. Eingang in die Studie fanden Patienten aus Kanada. Es wurde ein sogenannter „Intention-to-treat“-Ansatz gewählt. Nachfolgend wurden dann ähnliche Patienten gruppiert, sodass letztendlich 2 gleich große Gruppen gebildet werden konnten.

FAZIT
  • Die Studie konnte gut belegen, dass für die assistierte Peritonealdialyse keine vermehrten stationären Aufenthalte bzw. Tage im Krankenhaus darstellbar waren.

  • Die Gründe zur stationären Aufnahme waren unterschiedlich.

  • In der Gesamtheit führte dies aber nicht zu längeren Krankenhausaufenthalten.

  • Die Autoren führen den Schluss, dass damit das Verfahren der assistierten Peritonealdialyse auch hinsichtlich folgender Krankenhausaufenthalten der Zentrumshämodialyse nicht unterlegen ist.

Die Hospitalisationsraten waren in beiden Gruppen gleich. Für die assistierte Peritonealdialyse fanden sich 11,1 Krankenhaustage/Jahr (9,4–13,0) und für Patienten an der Zentrumshämodialyse 12,9 Tage (10,3–16,1). Der Unterschied war statistisch nicht signifikant. Schaute man sich die Gründe für die Hospitalisation an, so fand sich für Patienten mit assistierter Peritonealdialyse ein etwas erhöhtes Risiko, für dialyseassoziierte Probleme stationär aufgenommen zu werden (dies entsprach 2,4 Tagen/Jahr) vs. Zentrumshämodialyse (1,6 Tage, der Unterschied war signifikant mit p = 0,04). Z. T. kam dies durch vermehrt auftretende Peritonitiden zustande.

Kommentar

Die Anzahl der Dialysepatienten weltweit nimmt zu. Dies betrifft überwiegend ältere, multimorbide Patienten, welche üblicherweise eine Klientel darstellen, welches eher der Zentrumshämodialyse zugeführt wird. Auf der anderen Seite hat die Peritonealdialyse hinsichtlich Mortalität, Lebensqualität und insbesondere auch in den ersten Jahren Vorteile, bei einer offenen Aufklärung über beide Verfahren entscheiden sich ca. 30–50 % der Patienten für die Peritonealdialyse. Die älteren Peritonealdialyse-Patienten haben jedoch häufig Einschränkungen in den Aktivitäten des täglichen Lebens, sodass das Verfahren der Peritonealdialyse dann nur unter Zuhilfenahme einer Assistenz möglich ist. Dies können die Familie oder auch geschulte Pflegedienste sein.

Aktuell besteht eine große Diskussion, ob es sich hier in dieser Kombination um ein vollgültiges Verfahren handelt. Hinsichtlich Mortalität und Komplikationsraten findet sich keine Unterlegenheit gegenüber der Zentrumshämodialyse. Auch findet sich im Regelfall keine Unterlegenheit hinsichtlich der selbstständig durchgeführten Peritonealdialyse. Die besprochene Arbeit erweitert nun die Argumentation pro assistierte Peritonealdialyse auch zum Aspekt Hospitalisation, Häufigkeit und Dauer während einer Dialysebehandlung. Die assistierte Peritonealdialyse war keinesfalls unterlegen. Damit besteht auch dahingehend jetzt ein Argument, dieses Verfahren durchaus auch für ältere Patienten anzubieten, welcher einer Assistenz bedürfen.

Literatur

Oliver MJ, Al-Jaishi AA, Dixon SN et al. Hospitalization Rates for Patients on Assisted Peritoneal Dialysis Compared with In-Center Hemodialysis. Clin J Am Soc Nephrol 2016; 11: 1606–1614


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Prof. Dr. med. Mark Dominik Alscher
Chefarzt der Abteilung für Allgemeine Innere Medizin/Nephrologie Robert-Bosch-Krankenhaus
Auerbachstr. 110
70376 Stuttgart