physiopraxis 2017; 15(09): 37-41
DOI: 10.1055/s-0043-110525
Therapie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart – New York

Postnatales Training – Mama-Workout

Verena Wiechers

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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
15. September 2017 (online)

 

Ein kleiner, aber feiner Arbeitsbereich für Physiotherapeuten ist die Betreuung frischgebackener Mütter. Ein gut strukturiertes Mama-Workout hilft den Frauen bei Regeneration und Rückbildung. Mit nur wenigen Übungen können sie sich fit für den Alltag und Sport machen – mithilfe ihres Therapeuten und begleitend zu Hause.


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Verena Wiechers ist Dipl.-Sportwissenschaftlerin und Leiterin der Akademie für Prä- und Postnatales Training. Für Schwangere und Mütter hat sie das MamaWORKOUT-Konzept entwickelt, das auch als DVD-Serie und Buch erschienen ist. Informationen und Kontakt: www.akademie-wiechers.de

Schwangerschaft und Geburt verändern und belasten den weiblichen Körper. Frauen, die kein postnatales Rückbildungsprogramm absolviert haben, klagen später oft über die Folgen (Haltungsschwäche, Rückenbeschwerden, Inkontinenz, Organabsenkungen etc.). Therapeuten können verordnete Rückbildungskurse als Kassen- oder Privatleistung oder postnatale Fitnesskurse als Präventionskurs (§ 20) anbieten. Ziel des Trainings ist es, die Körpermitte mittels aufeinander aufbauender Maßnahmen funktional zu kräftigen. Viele Mütter haben Schwierigkeiten, ihre muskuläre Körpermitte zu spüren und physiologisch richtig einzusetzen. Und dabei ist es egal, wie „fit“ sie vorher waren. Therapeuten starten daher am besten damit, die Wahrnehmung und das funktionale Zusammenspiel von Beckenboden-, Bauch- und Rückenmuskulatur zu schulen. Darauf aufbauend steht die Kräftigung der Körpermitte im Vordergrund – wobei der restliche Körper natürlich nicht vergessen werden darf. Das Kräftigungs-, Beweglichkeits- und Koordinationstraining verfolgt dabei vier Ziele: 1. funktionale Stabilität in der Körpermitte; 2. Aufrichtung der Körperhaltung; 3. Straffung der Körpersilhouette; 4. gute Gesamtfitness für Alltag und sportlichen Wiedereinstieg.

Regenerationsphase

Unmittelbar nach der Entbindung beginnt die 6–8-wöchige Regenerationsphase, das Wochenbett. Das Regenerationsprogramm besteht darin, sich körperlich zu erholen und im Alltag so zu verhalten, dass die Körpermitte geschont wird. Im Idealfall beginnen die Mütter ab der 2. Woche mit sanfter Beckenbodenschulung und rehabilitativen Basisübungen für die Körpermitte (PATIENTENINFO, S. 38 und Download REGENERATIONSPLAN).


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Rückbildungsphase

Etwa ab der 7. Woche beginnt die Rückbildungsphase. Haben die Frauen bisher weder Beckenbodenschulung noch rehabilitative Basisübungen angewendet, so beginnen sie mit ebendiesen. Aufbauend darauf kräftigen sie die Körpermitte mithilfe von Rückbildungsübungen (Level 1). Schrittweise gestaltet man dann das Training mit herausfordernden Rückbildungsübungen (Level 2) immer anspruchsvoller (S. 40–41). Das Rückbildungsprogramm dauert circa zehn Wochen.


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Wiedereinstiegsphase

In der Wiedereinstiegsphase steigen die Frauen schrittweise in ein „normales“ Sportprogramm ein. Ihr Körper verfügt noch nicht über die gleiche Konstitution wie vor der Schwangerschaft, daher müssen sie einige Sicherheitsregeln und Trainingsbesonderheiten berücksichtigen (S. 38). In dieser 1– 2-jährigen Phase führen die Frauen im besten Fall zusätzlich zum Sport ein spezielles postnatales Fitnesstraining durch. Hierunter versteht man ein erweitertes, intensiveres Körpermitte-Training, welches ein klassisches Gymnastik-Workout mit Rückbildungsübungen kombiniert und beckenboden- und rückenbelastende Übungen ausklammert.

Verena Wiechers


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