Die Uroradiologie beschäftigt sich mit vielen Organen und Organsystemen. Welche Bereiche
stehen denn aktuell besonders im Fokus von Forschung und Wissenschaft?
Priv.-Doz. Dr. Schimmöller In der Tat ist die Uroradiologie und die Urogenitaldiagnostik in viele Fachgebiete
involviert, was diesen Teilbereich der Radiologie äußerst spannend und vielseitig
macht. Sie ist fester Bestandteil diverser Leitlinien und Diagnostikpfade und unterliegt
somit auch einer stetigen Aktualisierung und Optimierung. Die sicherlich größten Entwicklungen
der letzten Jahre erfolgten in der Prostatadiagnostik mit dem immensen Potential der
multiparametrischen MRT und den MR-gestützten Biopsieverfahren, aber auch der Tracer-basierten
Diagnostik, z. B. mittels des prostataspezifischen Membranantigens (PSMA).
Frau Dr. Alt-Radtke Der wissenschaftliche Fokus der gynäkologischen Uroradiologie liegt besonders auf
der Optimierung der funktionellen MRT in der Tumordiagnostik, insbesondere hinsichtlich
der Diffusionsbildgebung und der Lymphknotendiagnostik. Ein sehr wichtiges Thema,
das mittlerweile auch in der klinischen Routine Einzug gehalten hat, ist die Beckenbodendiagnostik
mit dynamischer MRT, da immer mehr Menschen mit symptomatischen und oftmals komplexen
Senkungszuständen nach einer umfassenden Diagnostik fragen. Aber auch der Beckenboden
ist in seiner Beschaffenheit und Funktion noch nicht vollständig erforscht und steht
damit seit Jahren im Fokus urologischer, gynäkologischer und radiologischer Forschung.
Was zeichnet Ihrer Meinung nach eine gute uroradiologische Bildgebung aus?
Priv.-Doz. Dr. Schimmöller Wesentliche Voraussetzung für eine gute Bildgebung sind natürlich qualifizierte klinische
Informationen über die Patientin oder den Patienten sowie eine möglichst präzise Darstellung
des medizinischen Problems bzw. der Fragestellung. Ziel der Bildgebung sollte es dann
sein, eine möglichst exakte Antwort hierauf zu geben und bei unklaren Fällen entsprechende
Lösungen anzubieten. Die Untersuchungen sollten daher dem aktuellen Standard der radiologischen
Diagnostik entsprechen, die im Falle der MRT neben hochaufgelösten und funktionellen
Sequenzen gerade bei der gynäkologischen Bildgebung organspezifische Kippungen enthält.
Eine immer schnellere, möglichst kostensparende, präzise, sichere, sowie breit verfügbare
Diagnostik ist natürlich eine stete Anforderung an die Bildgebung, nichtsdestotrotz
müssen die medizinische und biologische Heterogenität sowie die gegenwärtigen Möglichkeiten
für Routineuntersuchungen berücksichtigt werden.
Welche Rolle spielt die Radiologie in der interdisziplinären Zusammenarbeit bzw. für
das individuelle Therapiemanagement?
Frau Dr. Alt-Radtke Hinsichtlich eines individuellen Therapiemanagements ist die strukturierte und standardisierte
Befundung von großer Wichtigkeit. Systematische Diagnostikpfade erleichtern dabei
die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Die Radiologie ist ein wichtiger klinischer
Partner, der durch eine objektive und reproduzierbare Bildgebung den interdisziplinären
Gedankenaustausch anregt und eine sinnvolle Ergänzung zur Erarbeitung individueller
Therapiekonzepte liefert. Dies spiegelt sich unter anderem auch darin wieder, dass
die organbezogene lokale Bildgebung mittlerweile ein fester Bestandteil in den Leitlinien
ist.
Das diesjährige Uroradiologische Symposium steht ganz im Zeichen der interdisziplinären
Zusammenarbeit. Welche Themenschwerpunkte dürfen die Teilnehmer erwarten?
Priv.-Doz. Dr. Schimmöller Die nichtradiologischen Fachgebiete mit dem größten Anteil an urogenitaler Diagnostik
sind die Urologie und die Gynäkologie. Aus diesem Grund haben wir auch Experten aus
diesen beiden Gebieten eingeladen, um mit ihnen gemeinsam die Anforderungen und aktuellen
Möglichkeiten der Bildgebung darzustellen und zu diskutieren. Themenschwerpunkte sind
neben dem Update der Nieren- und Harnblasendiagnostik die Abklärung gynäkologischer
Tumoren (Uterus, Zervix, Ovar, Vulva und Vagina), die Beckenboden- und Inkontinenzdiagnostik
sowie der aktuelle Stand und Perspektiven der modernen Prostatadiagnostik. Ferner
wird eine Vortragssession die pädiatrische urogenitale Diagnostik und die Diagnostik
und Therapie von Hodentumoren beleuchten.
Weshalb sollte man aus Ihrer Sicht die Veranstaltung auf gar keinen Fall verpassen?
Frau Dr. Alt-Radtke Das diesjährige Uroradiologische Symposium in Düsseldorf ermöglicht ein umfassendes
und interdisziplinäres Update der urogenitalen Diagnostik mit Freiraum zur Diskussion
und der Möglichkeit eines fächerübergreifenden Austausches zu den uroradiologischen
Themengebieten. Es werden die aktuellen Leitlinien sowie moderne, innovative und auch
zukünftige Ansätze der Bildgebung fundiert erarbeitet.
Priv.-Doz. Dr. Lars Schimmöller Diese Veranstaltung soll die zukunftsorientierte und enge Zusammenarbeit innerhalb
der verschiedenen Fachbereiche stärken. Im Vordergrund steht deshalb der Erfahrungs-
und Wissensaustausch, der dabei helfen kann, das eigene diagnostische und therapeutische
Patientenmanagement weiter zu verbessern.
Vielen Dank für das Gespräch!
Dr. Céline Alt-Radtke und Priv.-Doz. Dr. Lars Schimmöller, wissenschaftliche Leiter
des Urologischen Symposiums 2017 „Interdisziplinäre Urogenitale Diagnostik“