Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2017; 11(05): 529-547
DOI: 10.1055/s-0043-109364
Perioperative Medizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Perioperativer Umgang mit Antikoagulanzien und Plättchenhemmern bei allgemeinchirurgischen Eingriffen

Philipp Lauten
,
Carsten Salomon
,
Harald Lapp
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Publication Date:
05 October 2017 (online)

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Die Entscheidung, ob ein Bridging erforderlich ist, wie es durchgeführt wird oder ob darauf verzichtet werden kann, ist komplex. Evidenzbasierte Leitlinien sind derzeit nicht verfügbar. Dieser Artikel stellt das verfügbare Wissen vor und soll und Entscheidungshilfen liefern, die in institutionsspezifische Handlungsempfehlungen übertragen werden können.

Kernaussagen
  • Die Entscheidung, ob ein Bridging erforderlich ist und wie es durchgeführt wird oder ob darauf verzichtet werden kann, ist komplex.

  • Evidenzbasierte Leitlinien sind derzeit nicht verfügbar, und es existieren zahlreiche Empfehlungen, die im Wesentlichen die Vermeidung thromboembolischer Komplikationen im Fokus haben, aber teilweise zu erheblichen Blutungen führen können.

  • Unterschiedliche Institutionen haben ganz unterschiedliche Strategien [44]. Daher ist es erforderlich, dass jede chirurgische Klinik für sich standardisierte institutionelle Protokolle entwickelt. Diese Protokolle müssen Vorgaben zu folgenden Fragen enthalten:

    • Wer führt die Risikoeinschätzung für thromboembolische Risiken wie auch Blutungsrisiken durch?

    • Welche Eingriffe können ohne Unterbrechung der oralen Antikoagulation durchgeführt werden?

      • Wenn ohne Unterbrechung der oralen Antikoagulanzien (OAK) operiert wird, wie soll der INR-Wert sein?

      • Sind ggf. erforderliche intraoperative Bail-out-Strategien vorbesprochen?

    • Kann die orale Antikoagulation ohne Bridging unterbrochen werden? Ist dann eine Thromboembolieprophylaxe sichergestellt?

    • Wenn die orale Antikoagulation unterbrochen wird und ein Bridging erforderlich ist, ist die Intensität des Bridgings geklärt?

    • Wann kann eine orale Antikoagulation postoperativ wieder begonnen werden?

  • Aus unserer Sicht scheint es vor dem Hintergrund der quantitativen Dimension des Problems und der teils erheblichen klinischen Konsequenzen erforderlich, dass jede Institution mit chirurgischer Klinik mindestens einen Facharzt mit speziellen Kompetenzen des perioperativen Umgangs mit Antikoagulanzien qualifiziert.