Williams HC.
et al.
Doxycycline versus prednisolone as an initial treatment strategy for bullous pemphigoid:
a pragmatic, non-inferiority, randomised controlled trial.
Lancet 2017;
389: 1630-1638
Das bullöse Pemphigoid ist die häufigste blasenbildende Autoimmunerkrankung der Haut.
Typisch sind Autoantikörper gegen Strukturproteine an der Zone zwischen Dermis und
Epidermis, die zum Anheben der Epidermis führen. Die Erkrankung tritt vorwiegend bei
älteren Menschen auf und hat einen chronisch-progressiven Verlauf.
Mehr als 50 Jahre lang war die Standardbehandlung orales Prednisolon – wirksam, aber
mit erheblichen Nebenwirkungen, und die optimale Dosierung ist bis heute nicht bekannt.
Besser in punkto Morbidität und Mortalität schneidet die Ganzkörperanwendung hochpotenter
topischer KortiKoide ab – bei guter Wirksamkeit. Das tägliche Eincremen ist allerdings
aufwändig und für Patienten, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, nur mit fremder
Hilfe möglich. Die Langzeitapplikation topischer Kortikoide hat außerdem erheblichen
Einfluss auf die Hautstruktur – und ein Teil der Dosis wird über die Haut systemisch
aufgenommen.
Geringere Effektivität akzeptiert
Geringere Effektivität akzeptiert
Auf der Suche nach Alternativen hat ein britisch-deutsches Forschungsteam Doxycyclin
ins Visier genommen: ein Antibiotikum, das wegen seiner antiinflammatorischen Eigenschaften
bereits früher beim bullösen Pemphigoid angewendet wurde, dessen Effektivität hierfür
jedoch bisher praktisch nicht systematisch untersucht wurde. Wahrscheinlich, so die
Forscher, ist Doxycyclin nicht so effektiv wie Prednisolon, dafür hat es vermutlich
weniger (Langzeit-)Nebenwirkungen. In einer Umfrage unter britischen Dermatologen
waren die meisten bereit, eine Therapie zu akzeptieren, die 25 % weniger Blasenreduktion
als unter Prednisolon bietet, wenn dafür mindestens 20 % weniger schwere Nebenwirkungen
auftreten.
Ähnliche Ansprüche musste das Doxycyclin in der aktuellen Studie erfüllen: Es durfte
bis zu 37 % weniger effektiv sein (Anteil der Patienten mit höchstens drei Blasen
nach 6 Wochen), sollte dafür aber weniger schwere Nebenwirkungen haben. 132 Patienten
bekamen randomisiert Doxycyclin (200 mg täglich), 121 Prednisolon (0,5 mg/kg täglich).
Die Teilnehmer waren größtenteils recht betagt (Durchschnittsalter 77,7 Jahre), mehr
als zwei Drittel hatten ein mäßiges bis schweres bullöses Pemphigoid.
… für weniger (schwere) Nebenwirkungen
… für weniger (schwere) Nebenwirkungen
Von jenen, die mit Doxycyclin starteten, hatten nach 6 Wochen 74 % drei Blasen oder
weniger, in der Prednisolon-Gruppe waren es 91 %. Innerhalb von 52 Wochen traten lebensbedrohliche
Nebenwirkungen bei 18 % bzw. 36 % der Patienten auf (p = 0,001).
Anforderungen erfüllt, befindet das Forschungsteam. Wegen der nicht optimalen Kurzzeit-Wirkung
von Doxycyclin schlägt es vor, in künftigen Studien kurzzeitig allen Patienten eine
topische oder systemische Kortikoidtherapie zukommen zu lassen und erst danach zu
randomisieren – in eine Erhaltungstherapie mit Doxycyclin, Kortikosteroiden oder anderen
Immunsuppressiva wie beispielsweise Methotrexat.
Die Studie belegt einen positiven Effekt von Doxycyclin zur Therapie des bullösen
Pemphigoids als Teil einer Langzeitbehandlung. Doxycyclin ist nicht so effektiv wie
orales Prednisolon, hat dafür aber deutlich weniger schwere Nebenwirkungen. Es ist
deshalb eine Alternative zur Kortikoidtherapie, besonders wo deren topische Anwendung
nicht möglich ist. Anhand der jetzt vorliegenden Erkenntnisse können Patient und Arzt
eine Entscheidung für eines der verfügbaren Therapieregimes treffen.
Dr. Nina Drexelius, Hamburg