Banerji A.
et al.
Inhibiting Plasma Kallikrein for Hereditary Angioedema Prophylaxis.
N Engl J Med 2017;
376: 717-728
An der multizentrischen Studie nahmen erwachsene Patienten mit einem HAE mit C1-Esterasehemmer-Defizienz
teil, die bislang mindesten zweimal pro Jahr ein Angioödem entwickelt hatten, davon
das letzte in den vorausgegangenen 6 Monaten. Im Verhältnis 2:1 randomisiert erhielten
sie den rekombinanten, vollhumanen monoklonalen Antikörper Lanadelumab (DX-2930, n = 24)
oder Placebo (n = 13). In der Antikörpergruppe erfolgte eine zweimalige Gabe im Abstand
von 14 Tagen in sequenziellen Dosisgruppen: 4 Patienten erhielten Injektionen mit
30 mg, 4 Patienten mit 100 mg, 5 Patienten mit 300 mg und 11 Patienten mit 400 mg
Lanadelumab.
Aleena Banerij von der Abteilung für Rheumatologie, Allergie und Immunologie des Massachusetts
General Hospital, Harvard Medical School, Boston, und Kollegen berichteten über keinerlei
Therapieabbrüche aufgrund von Nebenwirkungen (AE), schweren unerwünschten Ereignissen
(SAE) oder Todesfällen im Zusammenhang mit dem Antikörper. Die häufigsten AE waren
neben Angioödem-Attacken Schmerzen an der Einstichstelle und Kopfschmerzen.
Therapiekonzept bestätigt
Die pharmakodynamischen Untersuchungen zeigten einen linearen Anstieg der Plasmaspiegel
von Kininogen mit steigender Dosis des Kallikrein-Antikörpers. Die mittlere Halbwertszeit
lag bei etwa 2 Wochen. Es ließ sich eine dosis- und zeitabhängige Kallikreinhemmung
im Plasma nachweisen.
In der Patientengruppe mit einer Dosierung von 300 oder 400 mg wurde auch die Wirksamkeit
im Hinblick auf die Angioödemrate zwischen Tag 8 und Tag 50 im Vergleich zu Placebo
untersucht. In diesem Zeitraum reduzierte sich die Attackenrate in der 300-mg-Gruppe
um 100 %, in der 400-mg-Gruppe um 88 %. Das entsprach einer Angioödemfreiheit über
diesen Beobachtungszeitraum von 100 % der 5 Patienten, die zweimal 300 mg Lanadelumab
erhalten hatten und von 82 % (9 von 11) der mit zweimal 400 mg behandelten Patienten
gegenüber einer Attackenfreiheit von nur 27 % (3 von 11) unter Plazebo.
Auch wenn die Studie klein und die Beobachtungszeitraum kurz ist, stimmen die Ergebnisse
die Autoren doch zuversichtlich, dass eine Kallikrein-Antikörpertherapie als Prophylaxe
beim HAE mit C1-Inhibitormangel möglich, sicher und wirksam ist, weil die pharmakodynamischen
wie die klinischen Ergebnisse dieses Therapieprinzip gleichermaßen bestätigen. Eine
Phase-III-Studie, die Sicherheit und Wirksamkeit in einem größeren Maßstab prüfen
soll, ist angelaufen.
Friederike Klein, München
Eine aktuelle kleine Studie weist darauf hin, dass eine Kallikrein-Antikörpertherapie
als Prophylaxe beim HAE mit C1-Inhibitormangel möglich, sicher und wirksam ist, weil
die pharmakodynamischen wie die klinischen Ergebnisse dieses Therapieprinzip gleichermaßen
bestätigen.
Quelle: Bas J et al. Notfallsituation akutes Angioödem. Dtsch med Wochenschr 2010;
135: 1027 – 1031