Varsano S.
et al.
Severe and non-severe asthma in the community: A large electronic database analysis.
Respir Med 2017;
123: 131-139
Die Datenbankanalyse von Shabtai Varsano vom Meir Medical Center in Kfar Saba (Israel)
und Kollegen bezog Daten von 351 799 Versicherten im Alter von 20 bis 70 Jahren ein.
Schweres, kontrolliertes Asthma war dabei definiert durch mittlere bis hohe Dosierungen
von inhalativen Kortikosteroiden (ICS) und langwirksamen Betamimetika (LABA) ohne
exzessive Verordnung von kurzwirksamen Betamimetika (SABA) und höchstens einmaligem
Bedarf von systemischen Glukokortikoid (GC) im vergangenen Jahr. Unkontrolliertes
schweres Asthma lag vor bei schlechter Symptomkontrolle, die sich in einer exzessiven
Nutzung von SABA, Salbutamol oder Terbutalin bemerkbar machte, oder bei zwei und mehr
schweren Exazerbationen (zwei oder mehrmaligem Einsatz systemischer GC pro Jahr) oder
beidem. Nicht an Asthma erkrankte Versicherte dienten als Kontrollen.
Ergebnisse
19 991 der untersuchten Versicherten (5,68 %) hatten eine Asthmadiagnose. Davon entsprachen
4,65 % den Kriterien eines schweren Asthmas, jede dritte dieser Erkrankungen war schlecht
kontrolliert.
Bei gut kontrolliertem schwerem Asthma war die Inanspruchnahme im Gesundheitswesen
nicht signifikant höher als bei nicht schwerem Asthma oder Kontrollen. Die Rate der
Behandlungen in der Notaufnahme lag bei 21,5 %, bei nicht-schwerem Asthma bei 22 %
und bei Kontrollen bei 20 %, die stationären Behandlungsraten in den drei Gruppen
bei 7,4 %, 7,4 % und 6,4 %.
Dagegen mussten Versicherte mit unkontrolliertem schwerem Asthma häufiger die Notaufnahme
in Anspruch nehmen als Patienten mit kontrolliertem schwerem Asthma (2 und mehr Notfallambulanzbehandlungen
9,4 vs. 5,1 %, p = 0,004) und wurden signifikant häufiger stationär behandelt (22 %
vs. 7,4 %; relatives Risiko [RR] = 2,9).
Nur 19,2 % der Versicherten mit schlecht kontrolliertem schwerem Asthma hatten einen
IgE-Test erhalten und nur 3,6 % erhielten eine Anti-IgE-Therapie mit Omalizumab als
eine wichtige zusätzliche Option bei unkontrolliertem schwerem Asthma.
Die Auswertung zeigt, dass bei guter Symptomkontrolle auch bei schwerem Asthma die
Inanspruchnahme von Leistungen des Gesundheitswesens nicht deutlich erhöht ist. Umso
bedenklicher finden die Autoren, dass so selten ein IgE-Test durchgeführt und eine
Anti-IgE-Therapie in Betracht gezogen wird. Immerhin zeigten etwa 40 % der Versicherten
mit unkontrolliertem schwerem Asthma eine atopische Neigung – sie erhielten Verordnungen
von nasalen Kortikosteroiden und Antihistaminika-Inhalatoren.
Friederike Klein, München