DO - Deutsche Zeitschrift für Osteopathie 2017; 15(03): 1-2
DOI: 10.1055/s-0043-108460
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Editorial

Günter Steinfurth
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Publication Date:
29 June 2017 (online)

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Balance kann viele Bedeutungen und Deutungen haben. Wir denken an Gleichgewicht oder Ausgewogenheit, an Ausgeglichenheit oder Harmonie vielleicht sogar an Homöostase. Ebenso vielfältig und bunt sind die Artikel des aktuellen Hefts, und das erinnert mich an einen Ausspruch von James Jealous: „Osteopathie ist ein Baum mit vielen Ästen.“ Die Vielfalt unseres Berufes können wir jeden Tag wieder aufs Neue in Erfahrung bringen.

Das Cover hat Ihnen vielleicht wieder das berühmte Zitat von Still in Erinnerung gerufen: „Der Osteopath sollte die Gesundheit finden.“ In der Ausbildung liegt der Fokus vorrangig darauf, mit größter Akribie auf die Suche nach Dysfunktionen zu gehen – doch, so habe ich mich schon immer gefragt – wo und wie finde ich denn die Gesundheit? Sicherlich haben Sie sich diese Frage auch schon gestellt und wie ich auch im Laufe der Zeit verschiedene Antworten erhalten.

Fasziniert hat mich daher der Ansatz von Professor Wühr. In seinem Artikel erläutert er, wie wir Gesundheit finden und fördern können und unterstreicht damit die Zeitlosigkeit von Stills Idee. Sie werden beim Lesen des Artikels im gesamten Vorgehen der Systemischen Medizin sehr viele Parallelen zur Philosophie der Osteopathie entdecken und manch wichtigen Hinweise zur Ergänzung unserer Arbeit finden.

Mit dem Konzept der Balance stellt uns Dr. Kilian Dräger einen außergewöhnlichen Ansatz vor, der in der Diagnostik und Therapie zur Anwendung kommen kann. Auch bei diesem Vorgehen spielt die Suche nach der Gesundheit eine wichtige Rolle.

Am Beispiel der Ausgeglichenheit der faszialen Hüllen des Herzens präsentiert uns Noori Mitha das Prinzip der ausgeglichenen Spannung. Bei verschiedenen Körperstrukturen wie Ligamenten, Faszien, Membranen und sogar Flüssigkeiten können wir durch eine bestimmte Vorgehensweise bestehende Spannungen über einen Balancepunkt ansprechen, sodass die Potency die Selbstkorrektur bewirkt.

Susan Turners Reflexionen über das Thema Psyche und Körper führen uns zum Aspekt der Ausgeglichenheit. Wir lesen in ihrem Artikel, dass wir als Osteopathen die Möglichkeit und Pflicht haben, eine innere Entwicklung zu vollziehen. Anregungen für das Gestalten der inneren Entwicklung gibt uns das aufschlussreiche und zum Denken anregende Interview mit Piers Chandler.

In der Literaturstudie von Annegret Perstling und Jan Porthun werden die Wirkungen der Osteopathie im psychischen Bereich übersichtlich zusammengestellt. Sicherlich wissen einige von Ihnen, dass A. T. Still die Osteopathie mit Erfolg zur Behandlung von psychiatrischen Störungen eingesetzt und sich dieser Arbeit mit großer Begeisterung gewidmet hat.

Balance bedeutet auch Gleichgewicht: Dieses sollte auch zwischen den anatomisch-physiologischen Strukturen und osteopathischen Relationen im kranialen Bereich bestehen, wie uns Johan van Gorp und Dagmar Stöcker in ihrem Artikel aufzeigen.

Zwei weitere Artikel befassen sich mit dem Thema Schwindel: Anne Schneider schildert uns die erfolgreiche Behandlung eines kleinen Jungen mit Schwindel bei Tubenkatarrh nach einer Otitis media. Philipp Gehrke gibt in der Patienteninfo wichtige Hinweise zu Schwindel und Gleichgewicht.

Ich wünsche Ihnen viel Freude und zahlreiche neue Anregungen beim Lesen.

Günter Steinfurth

Erweiterung des Herausgeberteams

Wir freuen uns, dass Stefan Wentzke D. O. das Herausgeberteam verstärkt. Herr Wentzke hat in Frankfurt und Hannover Medizin studiert. Seine Osteopathieausbildung hat er an der SKOM absolviert. Seit 1999 ist Stefan Wentzke als osteopathisch tätiger Arzt in Ravensburg niedergelassen. Wir wünschen Herrn Wentzke einen guten Start im DO-Team. Herausgeber, Verlag und Redaktion freuen sich auf die Zusammenarbeit.


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