Dialyse aktuell 2017; 21(04): 171
DOI: 10.1055/s-0043-107857
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© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Prävention nach herzchirurgischen Eingriffen

Akutes Nierenversagen ist vermeidbar
Martin Kimmel
1   Leitender Oberarzt
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Korrespondenz

Dr. med. Martin Kimmel
Leitender Oberarzt Allgemeine Innere Medizin und Nephrologie Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart
Auerbachstr. 110
70376 Stuttgart

Publication History

Publication Date:
17 July 2017 (online)

 

Das akute Nierenversagen nach herzchirurgischen Eingriffen ist häufig (bis zu 30 % aller Patienten) und mit einer hohen Morbidität und Mortalität assoziiert. In dem vorgestellten Projekt steht die Prävention eines akuten Nierenversagens in der Herzchirurgie durch Biomarker gesteuerte (IGFBP7 x TIMP-2 im Urin) Intervention bei Hochrisikopatienten im Fokus [[1]].


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Quelle: Meersch M, Schmidt C, Hoffmeier A et al. Prevention of cardiac surgery-associated AKI by implementing the KDIGO guidelines in high risk patients identified by biomarkers: the PrevAKI randomized controlled trial. Intensive Care Med 2017; Jan 21. doi: 10.1007/s00134-016-4670-3 [Epub ahead of print]

Die präventiven Interventionen dieser Studie entsprechen dem Maßnahmenbündel nach den Leitlinien der KDIGO (Kidney Disease: Improving Global Outcomes) und beinhalten [[2]]:

  • Vermeidung von nephrotoxischen Substanzen

  • Pausierung von ACE-Hemmern und Angiotensin-Rezeptor-Blockern (ARB)

  • engmaschiges Monitoring des Serum-Kreatinin-Wertes und Urinausscheidung

  • Vermeidung einer Hyperglykämie

  • Vermeidung von Kontrastmitteln

  • Optimierung des Volumenhaushaltes und hämodynamischer Parameter

Die Hämodynamik wurde in der Interventionsgruppe nach einem vordefinierten Protokoll PICCO-gesteuert optimiert.

Gescreent wurden n = 882 kardiochirurgischen Patienten, randomisiert wurden dann Biomarker positive (IGFBP7 x TIMP-2 im Urin erhöht) Hochrisikopatienten (n = 276). Die Häufigkeit eines akuten Nierenversagens war in der Interventionsgruppe mit 55,1 % signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe mit 71,7 % (p = 0,004). Dies entsprach einer absoluten Risikoreduktion von 16,6 %. In der nach KDGIO-Leitlinien behandelten Gruppe fand sich eine signifikante Verbesserung der Hämodynamik (p < 0,05), weniger Hyperglykämien (p < 0,001) und ein niedrigerer ACE-Hemmer/ARB-Einsatz (p < 0,001).

FAZIT
  • Bislang galt ein akutes Nierenversagen als unvermeidbar – in der vorgestellten Studie wurde dies bei kardiochirurgischen Patienten widerlegt. Ein auf den KDIGO-Leitlinien basierendes Interventionspaket senkt die Häufigkeit des akuten Nierenversagens.

  • Das getestete Präventionspaket sollte nur bei Hochrisikopatienten eingesetzt werden, da dies einerseits einen unnötigen Einsatz von Ressourcen und andererseits nebenwirkungsbehaftete Prozeduren (z. B. Anlage eines PICCO-Katheters) zur Folge hat.

  • Es werden neue Biomarker gesteuerte Wege aufgezeigt, wie bei Hochrisikopatienten die Inzidenz eines akuten Nierenversagens gesenkt werden kann.


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No conflict of interest has been declared by the author(s).

  • Literatur

  • 1 Hobson CE, Yavas S, Segal MS. et al Acute kidney injury is associated with increased long-term mortality after cardiotho-racic surgery. Circulation 2009; 119: 2444-2453
  • 2 Kidney Disease Improving Global Outcomes. KDIGO clinical practice guideline for acute kidney injury. Kidney Int Supp 2012; 2: 1-141

Korrespondenz

Dr. med. Martin Kimmel
Leitender Oberarzt Allgemeine Innere Medizin und Nephrologie Robert-Bosch-Krankenhaus Stuttgart
Auerbachstr. 110
70376 Stuttgart

  • Literatur

  • 1 Hobson CE, Yavas S, Segal MS. et al Acute kidney injury is associated with increased long-term mortality after cardiotho-racic surgery. Circulation 2009; 119: 2444-2453
  • 2 Kidney Disease Improving Global Outcomes. KDIGO clinical practice guideline for acute kidney injury. Kidney Int Supp 2012; 2: 1-141