neuroreha 2017; 09(02): 52-54
DOI: 10.1055/s-0043-107138
Aktuelles aus der Forschung
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Internationale Studienergebnisse

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Publication Date:
09 June 2017 (online)

Aphasie

Machbarkeit einer Aphasie-Telebehandlung

Ein wichtiger Aspekt in der Aphasietherapie könnte der fehlende Zugang zur Therapie sein. In einer aktuellen randomisierten und kontrollierten Studie konnte nun gezeigt werden, dass eine Aphasietherapie nicht nur in Einzeltherapien vor Ort, sondern potenziell auch über eine Telebehandlung mittels Internet-Videokonferenz möglich ist und somit mehr Patienten erreichen könnte als bisher. Darüber berichten Celia Woolf und Kollegen von der School of Health Sciences, City University London, Großbritannien.

Die Forscher schlossen 21 Personen mit Aphasie nach einem linkshemisphärischen Schlaganfall ein. Nach einer ersten Untersuchung bekamen die Patienten zunächst vier Wochen lang keine Intervention. Nach erneuter Untersuchung wurden die Patienten für vier Wochen auf vier Gruppen aufgeteilt. Eine Gruppe erhielt eine Behandlung per Internetkonferenz (über FaceTime und iPad) durch die Universität, die zweite Gruppe die gleiche Telebehandlung durch die Klinik, die dritte Gruppe erhielt eine Einzeltherapie vor Ort und die vierte Gruppe erhielt reine Aufmerksamkeit durch die Forscher als Kontrolltherapie. Anschließend wurde erneut untersucht. Nach weiteren sechs Wochen wurde keine Intervention durchgeführt und anschließend wieder untersucht.

Die Inhalte waren in den ersten drei Gruppen gleich, alle Gruppen erhielten achtmal eine Stunde Therapie, die über vier Wochen hinweg zweimal pro Woche durchgeführt wurde. Ziel der Therapie war es, die Sprachproduktion zu verbessern. Dabei arbeitete jeder Teilnehmer an etwa 50 Wörtern, die mittels semantischer Verifikation, Benennen von Bildern und komplementären Sätzen etc. geübt wurden. Beim zusätzlichen selbstständigen Üben griff man auf ein computerbasiertes Heimübungsprogramm mit grafischer Darstellung der Wörter zurück.

Im Ergebnis zeigte sich, dass eine Telebehandlung zur Verbesserung von Wortfindungsstörung bei Patienten mit Aphasie nach einem Schlaganfall möglich ist. Die Therapiegruppen verbesserten sich deutlicher als die Kontrollgruppe; die Effekte waren relativ vergleichbar. Die Autoren haben für eine zukünftige adäquate (Nichtunterlegenheits-)Studie eine notwendige Fallzahl von 176 Studienteilnehmern (88 pro Studienarm) berechnet.

Fazit. Eine hochwillkommene Pilotstudie, die moderne Möglichkeiten der Telerehabilitation für das Beispiel Aphasietherapie adäquat aufgreift. jm

Clin Rehabil 2016
DOI: 10.1177/0269215515582074