Schlüsselwörter
Hypnotika - Insomnie - Sedierung - Vigilanz - Müdigkeit
Einleitung
Sowohl in der allgemein- und fachärztlichen Praxis als auch im Krankenhaus ist die
Behandlung von Schlafstörungen oder Müdigkeit eine häufige Herausforderung. Bei den
Empfehlungen zur Pharmakotherapie richtet sich die vorliegende Arbeit nach den aktuell
verfügbaren Leitlinien. Die S3-Leitlinie „Nicht erholsamer Schlaf/Schlafstörungen“
der Deutschen Gesellschaft für Schlafmedizin (DGSM) von 2009 befindet sich aktuell
in Überarbeitung [1]. Die bereits neu erschienenen Kapitel werden in den jeweiligen Abschnitten zitiert
(z. B. Insomnie [2]). Ansonsten dienen die Empfehlungen der Leitlinie und neuere Übersichtsarbeiten
als Orientierung.
Hintergrundwissen
Klassifikationssysteme
Zur medizinischen Einordnung von Schlafstörungen stehen verschiedene Klassifikationssysteme
zur Verfügung:
-
ICSD: International Classification of Sleep Disorders
-
ICD-10: International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems
-
DSM: Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders
Auch wenn die ICSD, aktuell in der 3. Auflage von 2014 durch die „American Academy
of Sleep Medicine“ (AASM) herausgegeben, spezifischer ist, wird im Alltag meist die
ICD-10 (deutsch: Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter
Gesundheitsprobleme) der Weltgesundheitsorganisation verwendet. Da diese bereits seit
einigen Jahren genutzt wird und zum kommenden Jahr neu erscheinen soll, verweist dieser
Beitrag an den relevanten Stellen zusätzlich auf die entsprechenden Diagnosen nach
dem DSM der amerikanischen psychiatrischen Gesellschaft (APA). Dieses ist 2014 in
der neuesten Auflage 5 auf Deutsch erschienen und weist eine Nähe zur oben genannten
ICSD auf.
Aktuell wird erwartet, dass die Neuauflage des ICD-10 relevante Änderungen der amerikanischen
Klassifikationssysteme aufnehmen wird. Eine der bedeutendsten Veränderungen ist die
Neuorganisation der chronischen Schlafstörung als umfassendere Diagnose („Insomnia
Disorder“). Sie kann auch bei Bestehen einer anderen Erkrankung als Komorbidität (nicht
wie früher als Symptom) kodiert werden.
Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus
Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus
Fallbeispiel
Frau P. stellt sich in der hausärztlichen Praxis vor. Seit vielen Jahren leide sie
unter chronischen Schlafstörungen. Oft liege sie die ganze Nacht wach und sei tagsüber
unkonzentriert und schlecht gelaunt. Der Schlaf sei so schwer gestört, dass sie auch
tagsüber nicht schlafen könne, auch wenn sie extra viel Zeit im Bett verbringe. Sie
mache sich große Sorgen, dass der fehlende Schlaf schwere gesundheitliche Folgen haben
könne.
Hintergrundwissen
Einteilung der Schlafstörungen nach ICD-10
Aufteilung in organische (G47.x) und nichtorganische (F51.x) Schlafstörungen, jeweils
mit der zugehörigen Klassifizierungsziffer nach ICD-10.
G47.x Organische Schlafstörungen
F51.x Nichtorganische Schlafstörungen
G47.0 Ein- und Durchschlafstörungen
F51.0 Nichtorganische Insomnie
G47.1 Krankhaft gesteigertes Schlafbedürfnis
F51.1 Nichtorganische Hypersomnie
G47.2 Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus
F51.2 Nichtorganische Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus
G47.3 Schlafapnoe-Syndrome
F51.3 Schlafwandeln (Somnambulismus)
G47.4 Narkolepsie und Kataplexie
F51.4 Pavor nocturnus
F51.5 Alpträume (Angstträume)
G47.8 Sonstige Schlafstörungen
F51.8 Sonstige nichtorganische Schlafstörungen inklusive REM-Schlafverhaltensstörung
R32 Enuresis nocturna
F98.0 Enuresis nocturna
G25.80 Periodische Beinbewegungen im Schlaf (PLMS)
G25.81 Syndrom der unruhigen Beine (Restless-Legs-Syndrom)
Wie bei allen Lebewesen folgt die tägliche Schwingung zwischen Phasen mit hoher und
niedriger Wachheit bzw. Schlafbereitschaft beim Menschen einer geregelten Rhythmik.
Schrittmacherzellen im Nucleus suprachiasmaticus geben als übergeordnete Steuerinstanz
zunächst einen etwa 24-h-Rhythmus vor. Dieser kann anschließend im Hypothalamus reguliert
werden, um beispielsweise auf das Vorhandensein von Nahrung, sozialer Interaktion
oder Gefahr reagieren zu können. Zudem ist es wichtig, dass die Aktivität an den externen
Tag-Nacht-Rhythmus der Erde angepasst wird. Hierfür registrieren spezielle retinale
Photorezeptoren die Helligkeit. Dieses Signal wird zum einen direkt in den Nucleus
suprachiasmaticus weitergeleitet und zum anderen in der Epiphyse in Melatonin umgesetzt
und regelt dann als Hormon die Anpassung des Schlaf-Wach-Rhythmus.
Merke
Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus entstehen oft durch ein verhaltensbedingtes Abweichen
von einer grundlegenden 24-h-Rhythmik, beispielsweise durch Schichtarbeit oder Zeitzonenflüge
(Jetlag).
Für Beschwerden durch Zeitzonenflüge liegen die meisten Studien zur Gabe von 0,5 – 10 mg
(meist 5 mg) Melatonin vor. In Deutschland ist Melatonin nur mit verzögerter Freisetzung in einer Dosierung
von 2 mg zur Behandlung einer Insomnie bei älteren Menschen (> 55 Jahre) zugelassen.
Zudem konnten Studien die Verbesserung der Symptomatik durch die Gabe von Benzodiazepinen (Temazepam, Triazolam) und Zopiclon zeigen. Für Beschwerden durch Schichtarbeit (Schichtarbeitersyndrom)
liegt ein Nachweis zur Verlängerung von Schlaf ebenfalls für Hypnotika vor. Hier können
vor allem ein schlafverbessernder Effekt von 0,25 – 0,5 mg Triazolam, 20 mg Temazepam
oder 7,5 mg Zopiclon beobachtet werden.
Aufgrund eines ungünstigen Nutzen-Risiko-Profils von Benzodiazepinen und Benzodiazepinrezeptor-Agonisten
können diese Substanzen jedoch für zirkadiane Rhythmusstörungen nicht empfohlen werden.
Nach Möglichkeit sollte auf eine Änderung und Optimierung der ursächlichen Bedingungen
hingearbeitet werden, da die Langzeittherapie mit den genannten Präparaten nicht zugelassen
ist und ein ungünstiges Nutzen-Risiko-Profil hat. Die Datenlage zu Melatonin beim
Schichtarbeitersyndrom ist uneinheitlich. Untersuchungen zum Einsatz von 200 mg Modafinil
oder 10 mg Methamphetamin zeigten eine verbesserte Leistung und Stimmung. Eine Zulassung
besteht jedoch nicht („off-label“).
Merke
Zu empfehlen ist der gezielte Einsatz von Licht.
Bei chronischen Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus reduzierte eine abendliche Melatoningabe
von 5 mg die Schlaflatenz bei einem Syndrom der verzögerten Schlafphase; bei irregulärem
Rhythmus zeigten in Einzelberichten Dosierungen bis 3 mg eine Wirksamkeit [1].
Praxis
Vollständige Blindheit
Einen Sonderfall stellen vollständig blinde Menschen dar, die aufgrund einer ausgeprägten
Netzhautschädigung oder des Verlustes beider Augen keine Photorezeptoren mehr besitzen.
Bei einigen kommt es in der Folge zu einem freilaufenden Nicht-24-h-Rhythmus (bei
einer endogenen Phasenlänge, die deutlich von 24 h abweicht und durch soziale Kontakte
nicht mehr synchronisiert werden kann) mit episodisch auftretenden Schlafstörungen
und teils deutlichen Störungen der Befindlichkeit und Leistungsfähigkeit.
Das Melatoninsignal kann in diesen Fällen medikamentös ersetzt werden. Hierfür steht
der Melatoninrezeptor-Agonist Tasimelteon zur Verfügung. Er hat den Status eines Orphanarzneimittels, das heißt eines „Arzneimittels
für seltene Leiden“ mit geringem Umsatz während des gesetzlichen Patentschutzes bei
gleichzeitig hohen Entwicklungskosten. Die empfohlene Dosis von 20 mg/d sollte jeden
Tag zur gleichen Zeit eingenommen werden: etwa 1 Stunde vor dem Schlafengehen.
Hypersomnische Symptomatik
Hypersomnische Symptomatik
Schlafstörungen mit vermehrter Tagesmüdigkeit oder -schläfrigkeit werden als Hypersomnien
zusammengefasst. Die vermehrte Tagesschläfrigkeit beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit
im Wachzustand am Tage. In diesem sollen Informationen aus der Umwelt schnell bearbeitet
und sich hieraus ergebende Verhaltenskonsequenzen schnell umgesetzt werden. Um dies
zu erreichen, aktivieren Kerngebiete des aufsteigenden retikulären aktivierenden Systems
(ARAS) einerseits den Thalamus als Relaisstation, andererseits direkt den Kortex.
Unter die spezifischen Hypersomnien subsumiert man Erkrankungen, die nicht durch eine
andere schlafmedizinische Diagnose, wie eine zirkadiane Schlaf-Wach-Rhythmus-Störung
oder schlafbezogene Atmungsstörung, erklärbar sind.
Bei hypersomnischen Erkrankungen oder einer schlafanstoßenden/sedierenden Medikation
sollte anamnestisch unterschieden werden zwischen
Cave
Bei erhöhter Tagesschläfrigkeit muss immer über eine potenzielle Gefährdung im Straßenverkehr,
beim Bedienen gefährlicher Maschinen oder bei anderen potenziell gefährlichen Tätigkeiten
aufgeklärt werden. Die Fahrtüchtigkeit kann eingeschränkt oder aufgehoben sein.
Narkolepsie und Kataplexie
Die Narkolepsie ist die am besten verstandene Hypersomnie zentralnervösen Ursprungs.
Sie ist charakterisiert durch eine länger als 6 Monate bestehende Tagesschläfrigkeit,
teils in Verbindung mit Kataplexien, Schlaflähmungen, hypnagogen/hypnopompen Halluzinationen,
fraktioniertem Nachtschlaf und automatischem Verhalten am Tag.
Goldstandard in der Diagnosestellung ist der polysomnografische Nachweis einer verkürzten
Einschlaflatenz und eines vorzeitigen Auftretens von REM-Schlaf (Sleep-Onset-REM).
Merke
Die Diagnose der Narkolepsie sollte in einem spezialisierten Zentrum gestellt werden.
Die medikamentöse Therapie richtet sich nach der Zielsymptomatik. Zugelassen zur Behandlung
einer exzessiven Tagesschläfrigkeit sind Modafinil in einer Dosierung von 200 – 400 mg (in Ausnahmefällen, bei guter Verträglichkeit
und Therapieresistenz bis 600 mg) und Methylphenidat in einer Dosierung von 10 – 60 mg. Die genaue Wirkweise von Modafinil ist nicht bekannt.
Gegenwärtig wird u. a. von einem selektiven α1-Agonismus als Mechanismus der wachheitsvermittelnden
Wirkung ausgegangen.
Mit den zusätzlichen Indikationen Kataplexie, Schlaflähmungen, hypnagogen/hypnopompen
Halluzinationen und fraktioniertem Nachtschlaf ist zudem Natrium-Oxybat (Gamma-Hydroxy-Buttersäure; GHB) zugelassen. Die Dosierung erfolgt immer in 2 Gaben
von je 2,25 – 4,5 g zur Bettzeit und nach 2,5 – 4 Stunden.
Zur Behandlung von Kataplexien, aber auch Schlaflähmungen und hypnagogen/hypnopompen
Halluzinationen ist zudem Clomipramin (REM-Schlaf-Suppression) in einer Dosierung von 10 – 150 mg zugelassen und wirksam
[3].
Ohne spezifische Zulassung kommen vor allem bei unzureichendem Ansprechen für die
Behandlung der Tagesschläfrigkeit zum Einsatz („off-label“):
Fluoxetin (20 – 60 mg) und Venlafaxin (37,5 – 300 mg) werden als Alternativen („off-label“) zu Clomipramin verwendet [3].
Idiopathische Hypersomnie
Zur Behandlung einer idiopathischen Hypersomnie, das heißt einer exzessiven Tagesschläfrigkeit
nach Ausschluss organischer und anderer Ursachen (z. B. Narkolepsie), liegen aufgrund
der Seltenheit der Erkrankung wenige Studien vor. Gegenwärtig werden Stimulanzien vom Amphetamintyp und Modafinil empfohlen („off-label“). Im klinischen Gebrauch wird meist die für die Narkolepsie
zugelassene Dosis von 200 – 400 mg Modafinil oder 10 – 60 mg Methylphenidat verwendet. Da auch hierdurch oft nicht ausreichende Besserung eintritt, ist die Entwicklung
neuer Behandlungsmethoden der Hypersomnie, z. B. durch nicht invasive Hirnstimulation,
notwendig [4].
Cave
Methylphenidat, Dextroamphetamin und Natrium-Oxybat unterliegen dem Betäubungsmittelgesetz.
Entsprechende Vorschriften sind ebenso zu beachten wie ein potenzielles Missbrauchsrisiko.
Insomnische Symptomatik
Grundsätzlich sollten bei Insomnie eine genaue Anamnese des Schlafverhaltens erfolgen
und alle nicht medikamentösen Möglichkeiten, d. h. schlafhygienische Maßnahmen, ausgeschöpft
werden. Schlafhygienische Maßnahmen sind oft nicht sofort, sondern erst nach konsequenter
Anwendung über 1 – 2 Wochen wirksam, reichen in vielen Fällen aber alleine aus, um
den Schlaf zu verbessern.
Darüber hinaus gibt es sehr gute Evidenz für die Wirksamkeit verschiedener kognitiv-verhaltenstherapeutischer
Ansätze [2], [5]. Insgesamt ist natürlich eine sorgfältige Diagnostik bezüglich der Ursachen einer
Insomnie von Bedeutung.
Merke
Eine Pharmakotherapie sollte daher erst dann erfolgen, wenn nicht medikamentöse Möglichkeiten
nicht greifen oder aus anderen Gründen nicht durchführbar oder verfügbar sind.
Die bereits erläuterte zirkadiane Rhythmik und die Anpassung an die Tageszeit (Licht)
werden im Hypothalamus mit aktivitätsabhängigen (homöostatischen) Variablen als Funktion
der vorhergegangenen Wachzeit (Schlafdruck) moduliert. Das wichtigste schlafinduzierende
Kerngebiet, die ventrolaterale präoptische Area (VLPO), nutzt dabei vor allem Gamma-Aminobuttersäure
(GABA) als Neurotransmitter und vermittelt eine hemmende Wirkung auf alle Wachheit
steigernden Kerngebiete des ARAS und den Kortex. Klassische Hypnotika setzen an der
Steigerung dieser GABAergen Transmission an. Hierfür werden traditionell v. a. Benzodiazepine und Benzodiazepinrezeptor-Agonisten verwendet.
In Deutschland sind zur Behandlung einer Insomnie für die begrenzte Zeitdauer von
3 – 4 Wochen 0,5 – 1 mg Flunitrazepam (Cave: Betäubungsmittel), 15 – 30 mg Flurazepam,
0,5 – 1 mg Lormetazepam, 5 – 10 mg Nitrazepam, 10 – 20 mg Temazepam, 0,125 – 0,25 mg
Triazolam sowie 5 – 10 mg Zolpidem und 3,75 – 7,5 mg Zopiclon zugelassen.
Die begrenzte Verordnungsdauer ist aufgrund des Abhängigkeitspotenzials wichtig. Oft
bestehen die Symptome jedoch längerfristig. Das Fehlen einer sicheren und geeigneten
Dauermedikation kann bei hohem Leidensdruck zu einer Verordnung auf Privatrezept führen,
welche aus vielerlei Hinsicht, bspw. aus suchtmedizinischer Perspektive, kritisch
zu sehen ist [6].
Praxis
Verordnung von Benzodiazepinen und Benzodiazepinrezeptor-Agonisten
-
Sorgfältige Indikationsstellung.
-
Bei Abhängigkeitsanamnese vermeiden.
-
Kleinste Packungseinheit verordnen.
-
In möglichst niedriger, aber ausreichender Dosierung verordnen; Dosis möglichst frühzeitig
reduzieren bzw. Dosierungsintervall vergrößern.
-
Therapiedauer vor Behandlungsbeginn vereinbaren und Behandlungsnotwendigkeit in kurzen
Zeitabständen überprüfen.
-
Frühzeitig schrittweise Dosisreduktion.
-
Aufklärung, dass Benzodiazepine keineswegs an Dritte weiterzugeben sind.
-
Verordnungen von Benzodiazepinen stets eigenhändig ausfertigen und persönlich aushändigen.
-
Beachtung der Fach- und Gebrauchsinformation.
-
Alle Abhängigkeitsfälle an die Arzneimittelkommission melden.
Aufgrund der fehlenden Zulassung für die Langzeittherapie und des Nebenwirkungsprofils
kommen in Deutschland mehrere andere Substanzgruppen mit sedierender Wirkung zum Einsatz.
Hierbei liegt jedoch für die meisten Substanzen keine Zulassung vor („off-label“).
Im Allgemeinen führt eine antagonistische Wirkung am ARAS (meist antihistaminerg,
anticholinerg oder adrenolytisch, in selteneren Fällen antiserotonerg [Trazodon] und
antidopaminerg [Trimipramin]) zu einer Sedierung und Verbesserung des Schlafes.
Vorsicht
Nebenwirkungen unter Hypnotikatherapie
Die längerfristige Einnahme von Benzodiazepinen und Benzodiazepinrezeptor-Agonisten
kann eine Toleranz mit ausgeprägter Abhängigkeit hervorrufen. Oft sind qualifizierte
Entzugsbehandlungen notwendig. Zudem kann es nach Absetzen zu einer sogenannten Rebound-Insomnie
kommen. Bei Substanzen mit längerer Halbwertszeit kann es zu einer Kumulation mit
Wirkverstärkung und -verlängerung kommen. Gerade dann entsteht ggf. eine Gefährdung
bei einer Teilnahme am Straßenverkehr. Die Dauereinnahme kann darüber hinaus Gedächtnisfunktionen
und Affekt verschlechtern. Gerade bei älteren Menschen werden teils eine paradoxe
Reaktion (z. B. Zunahme von Aggressivität) und Sturzgefahr (durch Muskelrelaxation)
beobachtet. Komorbiditäten wie ein Schlafapnoesyndrom können verschlechtert werden.
Sedierende Antidepressiva können bei Patienten mit komorbider Depression eingesetzt werden, um Schlafstörungen
zu behandeln. Hier sind vor allem 25 – 100 mg Amitriptylin, 25 – 100 mg Trazodon,
5 – 100 mg Trimipramin, 3,75 – 7,5 mg Mirtazapin und 25 – 50 mg Agomelatin zu nennen,
wobei Letzteres erst verzögert nach längerer Einnahme auf den Schlaf wirkt.
Merke
In der Regel reichen Dosierungen aus, die deutlich unter den Dosierungen für eine
Depressionsbehandlung liegen.
Bei Mirtazapin sind besonders die häufige Induktion eines Restless-Legs-Syndroms sowie
eine oft erhebliche Gewichtszunahme zu beachten. Eine Sonderstellung nimmt Doxepin
ein, das aufgrund der älteren Zulassung bis zu einer Dosierung von 100 mg auch für
die Behandlung einer isolierten Schlafstörung zugelassen ist.
Die genannten Substanzen werden regelmäßig auch ohne komorbide Depression bei Insomnie
verwendet, auch wenn hierfür keine Zulassung und klare Empfehlung besteht („off-label“).
Die klinische Praxis zeigt dabei, dass teils gute Ergebnisse erzielt werden können.
Die Kurzzeitbehandlung von Insomnien mit sedierenden Antidepressiva ist insgesamt
als effektiv anzusehen, wobei Kontraindikationen zu Beginn und im Verlauf geprüft
werden sollen [2].
Eine Alternative, gerade bei älteren Patienten, stellen sedierende Antipsychotika dar. Hier sind 25 – 100 mg Melperon, 40 – 120 mg Pipamperon und 25 – 100 mg Promethazin
auch zur Behandlung von Schlafstörungen zugelassen. Andere Antipsychotika haben zwar
durchaus sedierende Wirkung, sollten aber nur bei bestehender Grunderkrankung verwendet
werden.
Für frei verkäufliche Antihistaminika und die ebenfalls sehr oft verwendeten Phytotherapeutika
(Baldrian, Melisse, Passionsblume, Hopfen) liegt kein Nachweis des Nutzens vor. Aufgrund
von geringer Wirksamkeit bei dieser Indikation – in Abwesenheit einer zirkadianen
Rhythmusstörung – wird Melatonin nicht zur Behandlung von Insomnien empfohlen [2], [7].
Fallbeispiel
Aus der Anamnese wird bereits deutlich, dass ein insomnisches Beschwerdebild mit Ein-
oder Durchschlafstörung und Belastungen am Tage vorliegt. Es besteht jedoch keine
erhöhte Tagesschläfrigkeit. Zunächst sollte nun eine ausführliche schlafbezogene Anamnese
erfassen, ob ein adäquater Umgang mit Schlafzeiten und schlafbezogenen Verhaltensweisen
vorliegt.
Es sollte überprüft werden, ob die Beschwerden durch eine somatische oder psychische
Erkrankung oder Medikation ausgelöst oder verstärkt werden. Erst danach kann von einer
primären Schlafstörung ausgegangen werden.
Therapeutisch sollte nun eine kognitiv-verhaltenstherapeutische Intervention erfolgen.
Ist eine medikamentöse Behandlung gewünscht, kann gemeinsam zwischen den Vor- und
Nachteilen einer kurzzeitigen Benzodiazepingabe und einem „Off-Label“-Behandlungsversuch
mit einem sedierenden Antidepressivum abgewogen werden. Oft ist eine kognitive Verhaltenstherapie
die beste Behandlung. Eine ausführliche Information und Beratung kann schlafbezogene
Ängste abbauen. Hier kann auch das Erlernen von Entspannungsverfahren sinnvoll sein.
Medikamentöse Behandlung bei Spezialindikationen
Medikamentöse Behandlung bei Spezialindikationen
Parasomnien inklusive Pavor nocturnus und Schlafwandeln
Somnambulismus
Komplexe motorische Verhaltensweisen, die meist während der ersten Nachthälfte auftreten,
werden als Schlafwandeln (Somnambulismus) zusammengefasst. Vor allem der Information
und Beratung sowie der Vermeidung auslösender Faktoren (insbesondere Schlafmangel
und Alkohol) kommt große Bedeutung zu. Für kein Verfahren liegen kontrollierte Behandlungsstudien
vor. In Fallstudien wurden verschiedene Benzodiazepine und Antidepressiva getestet,
eine klare Empfehlung existiert jedoch nicht [1]. Der Verzicht auf eine spezifische medikamentöse Empfehlung steht auch vor dem Hintergrund,
dass es sich vermutlich um lokale Arousalstörungen in einzelnen Hirnarealen („local
sleep“) handelt, die als medizinisch harmlos zu bewerten sind.
Bei Parasomnien besteht jedoch, insbesondere bei schwerer Ausprägung, ähnlich wie
bei der REM-Schlaf-Verhaltensstörung, ein geringes Risiko, sich selbst oder andere
schwer zu verletzen, z. B. durch Sprung aus dem Fenster oder Hantieren mit gefährlichen
Gegenständen. Bei sehr häufigem Schlafwandeln oder Pavor nocturnus ist auf das Verletzungsrisiko
hinzuweisen. Empfohlene Sicherheitsmaßnahmen sind z. B. Fenster absperren, keine gefährlichen
Gegenstände auf dem Nachtkästchen aufbewahren und Ähnliches.
Pavor nocturnus
Unter Pavor nocturnus versteht man das abrupte Hochschrecken aus dem Schlaf, meist
im 1. Nachtdrittel, oft verbunden mit Schreien oder Wimmern. Gleichzeitig tritt meist
eine vegetative Erregung mit Tachykardie, Tachypnoe und Rötung oder Kaltschweißigkeit
auf. Das Phänomen wird medizinisch als harmlos angesehen, ist für die Angehörigen
des Betroffenen jedoch oft sehr erschreckend. Zur Behandlung werden vor allem verhaltenstherapeutische
Maßnahmen (z. B. Weckprotokolle) und Entspannungsverfahren empfohlen. In kleineren
Studien verringerten sich die Symptome durch 2 mg/kg Körpergewicht L-5-Hydroxytryptophan
vor dem Schlafengehen und durch Benzodiazepine.
Merke
Vor dem Hintergrund der eigentlich harmlosen Störung sollte die Indikation zur Pharmakotherapie
sehr zurückhaltend gestellt werden [1].
Tipp für die Praxis
Bei Erstmanifestation einer nächtlichen Verhaltensstörung im Erwachsenenalter sollte
eine Vorstellung bei einem Schlafmediziner erfolgen. Eine neurologische Vorstellung
mit Riechtestung, EEG und bildgebenden Verfahren wie MRT, ggf. auch die Darstellung
der Dopamintransporter (mittels FP-CIT SPECT), kann zur Detektion einer neurodegenerativen
Erkrankung sinnvoll sein.
REM-Schlaf-Verhaltensstörung
Wird bei älteren Erwachsenen von schlafbezogenen Verhaltensstörungen in der 2. Nachthälfte
berichtet, kann eine REM-Schlaf-Verhaltensstörung (Schenk-Syndrom) vorliegen. Diese
Erkrankung zeigt eine hohe Assoziation mit neurodegenerativen Erkrankungen. Während
die Patienten meist keine Verschlechterung ihres Schlafs berichten, kann die fehlende
motorische Inhibition zur Störung oder Gefährdung des Partners oder des Patienten
selbst führen.
Vorsicht
Eigen- und Fremdgefährdung
Das teils heftige Ausagieren aggressionsassoziierter Träume kann mit einer deutlichen
Eigen- und Fremdgefährdung einhergehen. Patienten sind hierüber aufzuklären. Speziell
auf eine Sicherung der Bettumgebung sollte hingewiesen werden (u. a. niedriges Bett,
Polsterung des Bodens, Entfernung gefährlicher Gegenstände, Sicherung von Fenstern
und Türen sowie ggf. Trennung der Bettpartner).
Zur Behandlung wird vor allem eine Reduktion des phasischen Muskeltonus im REM-Schlaf
durch das Benzodiazepin Clonazepam empfohlen. Je nach Ansprechen werden zwischen 0,25 und 4 mg vor dem Einschlafen verabreicht.
Dabei ist das Risikoprofil für unerwünschte Arzneimittelwirkungen unter Benzodiazepingabe
zu beachten. Ähnlich gut scheint die Gabe von 3 – 12 mg Melatonin vor dem Zubettgehen zu helfen, auch wenn hier der Wirkmechanismus noch unklar ist.
Beide Substanzen reduzierten in Studien auch das Risiko von nächtlichen Verletzungen.
Mit geringerer Evidenzstufe verringert der Dopaminagonist Pramipexol (etwas schwächer auch L-Dopa) die Symptome einer REM-Schlaf-Verhaltensstörung. In
Studien kamen zudem 10 – 15 mg/d Donepezil und 4,6 mg/d Rivastigmin mit gemischten Ergebnissen zum Einsatz [1], [8].
Alpträume
Unter Alpträumen versteht man angstauslösende Träume, die üblicherweise während des
REM-Schlafs in der 2. Nachthälfte vorkommen. Ein gehäuftes Auftreten kann zu phobisch
motivierten Veränderungen des Schlafverhaltens und zu hohem Leidensdruck führen.
Merke
Empfohlen wird eine Verhaltenstherapie. Ergänzend eignen sich Techniken, die eine
höhere Beeinflussbarkeit des Traumerlebens trainieren (Imagery Rehearsal Therapy).
Auch wenn viele Antidepressiva den REM-Schlaf unterdrücken und somit REM-assoziiertes
Träumen reduzieren können, wird eine Behandlung aktuell nicht empfohlen [1]. Zusätzlich liegen Erfahrungen mit den α1-Adrenozeptor-Antagonisten 0,5 – 4 mg Prazosin
(aktuell nicht mehr erhältlich) und Doxazosin vor [9], [10].
Enuresis nocturna
Bei der Diagnostik und Therapie von einnässenden Kindern liegt der Fokus auf dem Erwerb
einer vollständigen Blasenkontrolle, der Beseitigung bedeutsamer Komorbiditäten und
dem Abbau psychischer und sozialer Belastungen.
Vor Beginn der Therapie einer nächtlichen Harninkontinenz sollen manifeste komorbide
Störungen ebenso wie eine Harninkontinenz am Tag behandelt werden. Erst dann wendet
sich der therapeutische Algorithmus der nächtlichen Symptomatik zu.
Merke
Hauptfokus ist zunächst die nicht medikamentöse Urotherapie, bei fehlender Besserung
ggf. die apparative Verhaltenstherapie (AVT).
Alternativ kann eine Behandlung durch einen Spezialisten mit dem synthetischen Arginin-Vasopressin-Analogon
Desmopressin angeboten werden, wenn eine AVT erfolglos war, abgelehnt wird oder aus anderen Gründen
von der Familie nicht gewünscht wird oder nicht möglich ist. Zudem kommt Desmopressin
bei sehr hohem Leidensdruck mit der Notwendigkeit einer raschen Besserung zum Einsatz.
Etwa 30 – 60 Minuten vor dem Zubettgehen sollten 0,2 mg Desmopressin als Tablette
oder 0,12 mg als Schmelztablette eingenommen werden. Nach 2 Wochen kann die Dosis
bei unzureichendem Ansprechen verdoppelt werden.
Merke
Die Indikation zu einer medikamentösen Behandlung sollte sehr zurückhaltend gestellt
werden [11].
Nächtliche Atmungsstörungen (Schlafapnoesyndrom)
Die Therapie der nächtlichen Atmungsstörungen (Schlafapnoesyndrom) richtet sich nach
polysomnografischen Kennwerten und der klinischen Symptomatik und ist nicht medikamentös.
Ziele der Therapie sind ein ungestörter Schlaf mit weniger als 15 atmungsbezogenen
Ereignissen pro Stunde Schlafzeit und der Rückgang der Tagesschläfrigkeit.
Merke
Die wichtigste Therapieform des ausgeprägten obstruktiven Schlafapnoesyndroms ist
die nächtliche kontinuierliche Überdruckatmung („continuous positive airway pressure“,
CPAP).
Gegenwärtig gibt es aufgrund eines fehlenden Wirksamkeitsnachweises keine Empfehlung
für eine medikamentöse Behandlung nächtlicher Atmungsstörungen.
Bei bestehender Tagesschläfrigkeit trotz CPAP-Therapie kann nach der aktuellen S3-Leitlinie
von 2017 eine Behandlung mit Modafinil („off-label“) erwogen werden [12]. Zum Einsatz kommen meist 200 mg Modafinil am Morgen.
Periodische Beinbewegungen im Schlaf (PLMS) und Syndrom der unruhigen Beine (Restless-Legs-Syndrom)
Das Restless-Legs-Syndrom (RLS) gehört mit einer Prävalenz von 3 – 10% zu den häufigsten
neurologischen Erkrankungen. Die Diagnose erfolgt klinisch nach Ausschluss sekundärer
Formen durch die charakteristische Symptomatik mit erheblichem Bewegungsdrang der
Beine (seltener auch der Arme), der ausschließlich in Ruhesituationen auftritt, durch
Bewegung gebessert oder beseitigt wird und abends bzw. nachts besonders ausgeprägt
ist. Bei ca. 80% der Patienten tritt eine erhöhte Anzahl von periodischen Beinbewegungen
im Schlaf (Periodic Limb Movement during Sleep; PLMS) auf. Periodische Beinbewegungen
treten jedoch auch isoliert als sekundäre Folge anderer Störungen, ohne Krankheitswert
oder als eigenständiges Syndrom auf.
Tipp für die Praxis
Da RLS-Symptome oft sekundär auftreten, sind bei Erstdiagnose einige Untersuchungen
notwendig. Bei Hinweisen auf eine Polyneuropathie kann eine Elektroneuromyografie
sinnvoll sein. Laborchemisch sollten Hinweise auf einen Eisenmangel, eine Niereninsuffizienz
oder Schilddrüsenfunktionsstörung ausgeschlossen werden (Ziel: Ferritin > 50 ng/ml,
normale Nierenretentionsparameter und TSH, ggf. T3/T4). Zudem verstärken viele Medikamentengruppen,
v. a. auch Antidepressiva und hier insbesondere Mirtazapin, PLMS und RLS-Symptome.
Die Pathophysiologie des RLS ist nicht abschließend geklärt. Theorien konzentrieren
sich auf Störungen des zentralen Dopaminsystems, des zentralen Eisenhaushalts oder
periphere (hypoxische) Schädigungen.
Die medikamentöse Therapie ist als rein symptomatisch anzusehen. Folgerichtig orientiert
sie sich individuell am Ausmaß des Bewegungsdrangs und der Schlafstörungen. Zugelassen
sind L-Dopa in Kombination mit Benserazid (auch retardiert verfügbar) und die nicht ergolinen Dopaminagonisten Pramipexol, Ropinirol und Rotigotin (nur als Pflaster).
Bei intermittierenden ausgeprägten RLS-Beschwerden ist die medikamentöse Bedarfsbehandlung
mit 100/25 mg L-Dopa/Benserazid pro Tag möglich. Die Dosis kann bei unzureichender
Wirkung auf 2 × 100/25 mg gesteigert werden.
Vorsicht
Augmentationsrisiko
Bei einer dopaminergen Therapie sollte die L-Dopa-Dosis 200 – 300 mg nicht überschreiten,
da sonst ein höheres Augmentationsrisiko besteht. Hierunter versteht man einen früheren
Beginn der Symptomatik im 24-h-Verlauf, ein schnelleres Einsetzen der Beschwerden
in Ruhe und/oder ein Ausdehnen der Beschwerden auf andere Körperbereiche unter stabiler
Therapie.
Ein niedriger Ferritinwert gilt als Risikofaktor für die Entwicklung einer Augmentation.
Eine ausreichende Eisenversorgung sollte daher überwacht werden (Ferritin > 50 µg/l).
Zudem kann es unter einer dopaminergen Therapie zu einer Akathisie kommen, die RLS-Symptomen
ähneln kann. Hier ist eine genaue Anamnese des Zeitverlaufs wichtig.
Bei mittel bis schwer ausgeprägtem RLS werden für die längerfristige Behandlung zunächst
Dopaminagonisten empfohlen. Da beim RLS in der Regel deutlich geringere Dosierungen
als bei der Behandlung des Morbus Parkinson ausreichen, sollte mit der geringsten
Dosis begonnen werden und nur bei fehlendem Ansprechen langsam aufdosiert werden.
Dies bedeutet für Pramipexol den Beginn mit 0,18 mg 1 × täglich (abends, Steigerung
um 0,18 mg alle 4 Tage bis auf eine Maximaldosis von 0,54 mg). Bei Ropinirol sollte
mit 0,25 mg abends begonnen werden (Steigerung an Tag 3 auf 0,5 mg, ab der 2. Woche
auf 1 mg, ab der 3. Woche auf 1,5 mg und ab der 4. Woche auf 2 mg. Maximaldosis 4 mg/d).
Die empfohlene Initialdosis des Rotigotin-Pflasters beträgt 1 mg/24 h (Steigerung
wöchentlich um 1 mg/24 h, maximal 3 mg/24 h).
Nicht dopaminerge Substanzen sind in Deutschland für die RLS-Therapie bisher nur teilweise
zugelassen. Für die Kombination Oxycodon/Naloxon gibt es eine Zulassung als Second-Line-Therapie von Patienten mit schwerem bis sehr
schwerem idiopathischen RLS nach Versagen der dopaminergen Therapie. Zusätzlich existieren
positive Erfahrungswerte für die Behandlung („off-label“) mit Gabapentin (bis 1800 mg/d) oder Pregabalin (bis 450 mg/d) von Patienten mit unzureichendem Ansprechen auf Dopaminergika oder
ausgeprägter Augmentation [13].
Kernaussagen
-
Störungen von Schlaf und Wachheit sind von hoher klinischer Bedeutung.
-
Bei Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus sollte bei Notwendigkeit einer medikamentösen
Behandlung zunächst an Melatonin gedacht werden.
-
Zur Behandlung einer erhöhten Tagesschläfrigkeit dienen vor allem Modafinil und Methylphenidat.
-
Bei erhöhter Tagesschläfrigkeit muss über eine mögliche Einschränkung im Straßenverkehr
oder in anderen Gefahrensituationen aufgeklärt werden.
-
Zur Kurzzeitbehandlung einer Insomnie sind vor allem kurzwirksame Benzodiazepine und
Benzodiazepinrezeptor-Agonisten zugelassen. Eine Zulassung zur Langzeittherapie existiert
nicht.
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Die Kurzzeitbehandlung („off-label“) von Insomnien mit sedierenden Antidepressiva
ist effektiv, wobei Kontraindikationen zu Beginn und im Verlauf geprüft werden sollen.
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Unter einer Behandlung mit Antidepressiva sollte gezielt das Neuauftreten von RLS-Symptomen
erfragt werden.
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Die Langzeitbehandlung von Insomnien mit Benzodiazepinrezeptor-Agonisten wird aufgrund
der Datenlage und möglicher Nebenwirkungen/Risiken (Toleranz, Abhängigkeit) nicht
empfohlen.
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Viele Substanzen, die zur Behandlung von Schlafstörungen infrage kommen, sind hierfür
nicht zugelassen („Off-Label“-Gebrauch). Hierüber muss entsprechend aufgeklärt werden.
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Bei intermittierenden ausgeprägten RLS-Beschwerden ist die medikamentöse Bedarfsgabe
von 100/25 mg L-Dopa/Benserazid pro Tag möglich, bei mittel bis schwer ausgeprägtem
RLS werden für die längerfristige Behandlung zunächst Dopamin-Agonisten empfohlen.
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Parasomnien inklusive Pavor nocturnus und Schlafwandeln müssen in der Regel nicht
pharmakologisch behandelt werden.
Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen
Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen
Wissenschaftlich verantwortlich gemäß Zertifizierungsbestimmungen für diesen Beitrag
ist Dr. med. Lukas Frase, Freiburg.