Aktuelle Dermatologie 2017; 43(05): 183
DOI: 10.1055/s-0043-105413
Derma-Fokus
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Rosazea-Patienten haben häufiger Migräne

Egeberg A. et al.
Prevalence and risk of migraine in patients with rosacea: A population-based cohort study.

J Am Acad Dermatol 2017;
76: 454-458
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Publication Date:
15 May 2017 (online)

 

Kleinere Studien haben bereits Hinweise darauf gegeben, dass Migräne bei Rosazea-Patienten häufiger vorkommt. Eine große Kohortenstudie anhand von Daten aus dänischen Nationalregistern hat das jetzt an einer größeren Population bestätigt.


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Schon vor mehr als 30 Jahren vermuteten Tan und Cunliffe einen Zusammenhang zwischen Rosazea und Migräne. Inzwischen gibt es Hinweise, dass auch andere neurologische Erkrankungen bei Rosazea-Patienten häufiger vorkommen, darunter Parkinson, Multiple Sklerose und Alzheimer. Neurogene Rosazea wurde gar als eigener Subtyp vorgeschlagen für Formen, die mit Flushs, paroxymalem Brennen und brennenden Schmerzen der Haut einhergehen. Letztlich blieb die Beziehung zwischen Rosazea und neurologischen Erkrankungen, auch der Migräne, aber unklar.

1,3-fach erhöhtes Risiko für Migräne

Zum ersten Mal hat nun eine Studie Daten in größerem Stil vorgelegt: Die Daten aller Dänen über 18 Jahre in verschiedenen nationalen Registern wurden miteinander in Bezug gesetzt. Von diesen knapp 4,4 Millionen Menschen hatten fast 50 000 eine Rosazea. 12,1 % der Rosazea-Patienten (16,0 % der Frauen und 4,0 % der Männer) litten unter einer Migräne – in der Gesamtbevölkerung waren es nur 7,3 % (Hazard Ratio 1,31). Auch die Wahrscheinlichkeit, neu an einer Migräne zu erkranken, lag für Rosazea-Patientinnen deutlich höher als für die Allgemeinbevölkerung.

Rosazea-Betroffene mit Rhinophym hatten eher selten Migräne (HR 0,45), während bei solchen mit Augenbefall deutlich öfter eine Migräne vorlag (HR 1,69). Interessanterweise hatten Rosazea-Patienten über 50 Jahre häufiger Migräne als jüngere Patienten – und signifikant war das erhöhte Migräne-Risiko nur bei Frauen.


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Pathogenetischer Zusammenhang unklar

Die Studie erweitert bisherige (spärliche) Daten auf eine große Population. Die Ergebnisse bestätigen ein unabhängiges Risiko für Rosazea-Patienten (und vor allem -Patientinnen), zusätzlich an einer Migräne zu erkranken.

Die Pathogenese für diesen Zusammenhang ist nicht geklärt. Allerdings sind vaskuläre Fehlbildungen zentrale Elemente beider Erkrankungen. Und verschiedene Trigger für Migräne sind auch Rosazea-Trigger, darunter Stress und Alkohol.

Fazit

Frauen, die von Rosazea betroffen sind, haben signifikant häufiger Migräne – und sonst ein höheres Risiko, noch eine zu bekommen. Besonders hoch ist das Risiko für Ältere und solche mit okulärer Rosazea.

Dr. Nina Drexelius, Hamburg


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