Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2017; 52(06): 463-470
DOI: 10.1055/s-0043-105146
Kasuistik
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kleinhirninfarkt nach CO-Intoxikation und hyperbarer Sauerstofftherapie

Cerebellar Infarction After Carbon Monoxide Poisoning and Hyperbaric Oxygen Therapy
Matthias Wick
,
André Schneiker
,
Sylvia Bele
,
Michael Pawlik
,
Helmut Meyringer
,
Bernhard Graf
,
Christina Wendl
,
Martin Kieninger
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
14. Juni 2017 (online)

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Zusammenfassung

Es wird von einem Patienten berichtet, der nach einem Suizidversuch mittels Kohlenmonoxidintoxikation einen raumfordernden Kleinhirninfarkt und konsekutiven okklusiven Hydrozephalus entwickelte. Durch das rechtzeitige Detektieren der intrazerebralen Läsion konnte ein Überleben des Patienten ohne schwerwiegendes neurologisches Defizit ermöglicht werden.

Infolge einer Kohlenmonoxid-(CO-)Intoxikation kann es zu gravierenden, prinzipiell therapierbaren intrazerebralen Läsionen kommen. In diesem Beitrag werden anhand eines Fallberichts die Zusammenhänge zwischen einer CO-Intoxikation und den dadurch verursachten intrazerebralen Pathologien veranschaulicht. Die gebotenen diagnostischen und therapeutischen Schritte werden in Bezug zur vorliegenden Literatur diskutiert.

Abstract

We report on a patient who developed a space-occupying cerebellar infarction with occlusive hydrocephalus after a poisoning with carbon monoxide with the intention to commit suicide. A neurosurgical and intensive care therapy were needed. The patientʼs survival without severe neurological deficits could be secured due to the early detection of the intracerebral lesions.

Kernaussagen
  • Kohlenmonoxidintoxikationen in suizidaler Absicht haben in jüngerer Vergangenheit an Häufigkeit zugenommen.

  • Aufgrund der physikalischen Eigenschaften von CO können Kohlenmonoxidintoxikationen durch das ersteintreffende medizinische Personal leicht übersehen werden. Kohlenmonoxid stellt aber gleichzeitig auch für die Rettungskräfte eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar.

  • Falls neurologische Symptome vorliegen, sollte unabhängig vom gemessenen COHb-Wert nach Rauchgasexposition die Indikation für eine hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) gestellt werden.

  • Durch eine CO-Intoxikation entstehen Folgeschäden besonders an Organen mit niedriger Ischämietoleranz. Dabei kann es zu intrazerebralen Infarzierungen mit potenziell therapierbaren Folgeschäden wie sekundärer Einblutung in das Infarktareal oder konsekutivem Hydrozephalus kommen.

  • Eine zeitnahe zerebrale Schnittbildgebung bei anzunehmender CO-Intoxikation und ausbleibender Aufwachreaktion oder notwendiger Fortführung der Analgosedierung über einen längeren Zeitraum erscheint daher indiziert.