Dialyse aktuell 2017; 21(02): 55
DOI: 10.1055/s-0043-104548
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Verbindliche Personalschlüssel können Türen öffnen

Christian Schäfer
1   Stuttgart
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Publication Date:
29 March 2017 (online)

Der Staatssekretär im Bundesministerium für Gesundheit Karl Josef Laumann (CDU) merkte Ende Januar gegenüber der Ärzte Zeitung an: „Geld alleine pflegt nicht“. Das stimmt natürlich, aber es erleichtert auch einiges bzw. gehört zu den ersten Schritten, um eine bessere Pflege der Patienten und verbesserte Arbeitsbedingungen für die Pflegenden realisieren zu können. Z. B. wäre es immens wichtig, mithilfe eines größeren finanziellen Spielraums die Personalschlüssel der Dialysezentren in Kliniken und Praxen im Sinne einer besseren Patientenbetreuung zu optimieren. Hier sind tendenziell immer mehr Patienten pro Pflegekraft zu versorgen – ein zunehmendes Problem für die Qualität der Pflege. Das System hat einige Schwachstellen, welche ohne Gegenmaßnahmen insgesamt dazu führen können, dass die adäquate Versorgung von Dialysepatienten durch zu wenig ausreichend qualifiziertes Personal künftig immer schwieriger wird:

  • die sich anbahnende Verrentung erfahrener nephrologischer Pflegekräfte aus der Babyboomer-Generation

  • der mangelnde Nachwuchs durch das schlechte Image des Pflegeberufs (Arbeitsbedingungen, Ansehen, relativ geringe Bezahlung etc.) sowie die Altersstruktur der deutschen Bevölkerung

  • die Sparzwänge durch die Absenkung der Dialyse-Sachkosten-Pauschale

Sinnvoll wäre es in diesem Zusammenhang daher, Migranten verstärkt für den Gesundheitssektor zu rekrutieren bzw. die Anerkennung von Abschlüssen zu erleichtern und den Einstieg in den Beruf zu unterstützen. Dies fördert gleichzeitig die Integration.

Ein anderer Baustein in diesem Gefüge ist die Schlussfolgerung von Prof. Michael Simon und Sandra Mehmecke, Master of Arts (Management für Gesundheits- und Pflegeberufe), Medizinische Hochschule Hannover, dass in deutschen Kliniken ein gesetzlich verbindlicher Personalschlüssel bei der Lösung der oben genannten Probleme helfen könnte. Die Forscher untersuchten in ihrer im Februar publizierten Studie „Nurse-to-Patient Ratios“ die internationale Situation hierzu und zeigten auf, dass die bereits existierenden Modelle in anderen Ländern als Vorbilder für Deutschland nutzbar wären. Dies wäre dann natürlich auch für Dialysezentren interessant.

Weitere Hoffnung könnte man sich bei einem etwaigen Regierungswechsel im Herbst machen: Martin Schulz (SPD) steht zumindest gemäß den ersten Eindrücken nach seiner Nominierung zum designierten Kanzlerkandidaten dafür, sich für eine Stärkung der Pflege einzusetzen.

Eine Verbesserung der Situation von Nierenpatienten ist aber nicht nur durch eine dickere Personaldecke zu erreichen, sondern u. a. auch durch Bewegungstherapie. In der vorliegenden Ausgabe der Dialyse aktuell haben der Gasteditor Dr. Rolfdieter Krause, Berlin, und ich Ihnen eine Auswahl an Beiträgen rund um diesen Schwerpunkt zusammengestellt. Ich wünsche Ihnen eine angenehme Lektüre dieser und auch der anderen Artikel in diesem Heft!