Allgemein- und Viszeralchirurgie up2date 2017; 11(03): 233-244
DOI: 10.1055/s-0043-104195
Unterer Gastrointestinaltrakt, Koloproktologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Divertikulose und Divertikelkrankheit des Kolons

Christoph Holmer
,
Martin E. Kreis
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
09. Juni 2017 (online)

Preview

Etwas 10 – 20% der Patienten mit einer Divertikulose entwickeln im Laufe ihres Lebens eine akute Divertikulitis. Epidemiologische Daten belegen eine steigende Hospitalisierungsrate sowie einen überproportionalen Anstieg der Inzidenz bei jungen Patienten. Bemerkenswert ist zudem, dass potenziell tödliche Komplikationen wie die Divertikelperforationen stetig zugenommen haben. Dieser Beitrag erläutert die stadiengerechte Therapie der Divertikelkrankheit.

Kernaussagen
  • Je nach Ausprägungsgrad der Entzündung behandelt man die akute Divertikulitis konservativ oder operativ.

  • Als prätherapeutische Grundlage für eine stadiengerechte Therapie sollte die Klassifikation der Divertikelkrankheit (Classification of diverticular Disease; CDD) gemäß S2k-Leitlinie Divertikelkrankheit/Divertikulitis zur Anwendung kommen.

  • Die unkomplizierten (Typ 1a/b) und komplizierten (Typ 2a/b) Stadien werden primär konservativ therapiert. Eine elektive Intervalloperation sollte nur bei einer erfolgreich konservativ behandelten komplizierten Sigmadivertikulitis mit einer Makroabszedierung (Typ 2b) empfohlen werden.

  • Die frei perforierte Divertikulitis (Typ 2c) stellt eine Notfallindikation zur Operation dar.

  • Im Stadium der chronischen Divertikulitis (Typ 3) sollte eine Empfehlung zur konservativen oder operativen Therapie individuell vom Beschwerdebild des Patienten abhängig gemacht werden. Treten zusätzlich Komplikationen wie Fisteln oder Stenosen (Typ 3c) auf, ist eine elektive Operation indiziert.

  • Die Sigmakontinuitätsresektion gilt als Standardverfahren bei der komplizierten und rezidivierenden Sigmadivertikulitis und sollte aufgrund einer signifikant geringeren Gesamtmorbidität im Vergleich zur offenen Operation in der Regel laparoskopisch durchgeführt werden.

  • Bei einer Divertikelblutung sollte bei eindeutiger Blutungslokalisation eine segmentale Kolonresektion erfolgen. Kann die Blutungsquelle nicht identifiziert werden, ist die Kolektomie die Operation der Wahl.