Informationen aus Orthodontie & Kieferorthopädie 2017; 49(01): 31-34
DOI: 10.1055/s-0043-102379
Übersichtsartikel
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bedeutung der Zunge in Kieferorthopädie und Logopädie

The Significance of the Tongue in Orthodontics and Logopedics
Mathilde Furtenbach
1   Logopädin in eigener Praxis, Innsbruck, Österreich
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Publication Date:
25 April 2017 (online)

Zusammenfassung

Die Myofunktionelle Therapie (MFT) hat sich seit D. Garliner (ca. 1980) enorm weiterentwickelt. Das wird weder in der Kieferorthopädie noch in der Logopädie ausreichend realisiert. MFT ist zum Scheitern verurteilt, wenn es darum geht, der Zunge nur das richtige Schlucken beibringen zu wollen und die interdisziplinäre Zusammenarbeit dem Zeitmangel zu opfern.

In kürzest möglicher Form wird aufgezeigt, dass die Zungenfunktion nur innerhalb des ganzen stomatognathen Systems und im Verband mit allen oralen Funktionen (Atmung, Nahrungsaufnahme und Sprechen) aussagekräftig beurteilt werden kann. Und nur dann ist eine effektive und nachhaltige Myofunktionelle Therapie möglich.

Diesen Ansprüchen wird eine Vorgehensweise gerecht, die im Wesentlichen auf C. und R. Fränkel zurückgeht und die Druckverhältnisse in den oro-naso-pharyngealen Räumen berücksichtigt. Eine hierarchische Ordnung der oralen Funktionen stellt die Nasenatmung mit Mundraumabschluss in das Zentrum der MFT und ein Wechsel von programmorientierter zu patientenorientierter Vorgehensweise muss vollzogen werden. Das verlangt eine intensive Auseinandersetzung mit der Physiologie und Pathophysiologie des orofazialen Komplexes.

Abstract

Since D. Garliner (by the year 1980) myofunctional therapy (MFT) has exceptionally developed. This has not been sufficiently appreciated in orthodontics or logopedics. In the attempt to teach the tongue to swallow correctly MFT is doomed to failure if through lack of time there is no interdisciplinary collaboration.

An effective and lasting MFT assessment can only be achieved by considering the function of the tongue in the complete context of the stomatognathic system and together with all oral functions (respiration, ingestion and speech).

These requirements are met by the approach that goes back to the work of C. and R. Fränkel and take into account the pressure conditions in the oral, nasal and pharyngeal cavities.

In terms of MFT, the most important oral functions are breathing through the nose and closing the mouth cavity. It is vital to change from a programmed approach to a patient-oriented attitude. This demands a critical analysis of the physiology and pathophysiology of the orofacial complex.

 
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