Journal Club AINS 2017; 06(01): 40-42
DOI: 10.1055/s-0043-101898
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Abdominalchirurgie: Reduziert nasale Sauerstoff-High-Flow-Therapie Hypoxämien?

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Publication Date:
04 April 2017 (online)

Postoperative respiratorische Komplikationen nach großen operativen Eingriffen sind häufig, gefährden unsere Patienten und belasten durch notwendige Folgetherapien – oft auf Intensivstationen – das Gesundheitssystem. Trotz Optimierung der interoperativen Beatmungstherapie durch Anwendung niedriger Tidalvolumina und Recruitmentmanöver mit dem Ziel der lungenprotektiven Ventilation bleibt die postoperative Hypoxämie mit einer in Studien evaluierten Inzidenz von 10 – 50 % je nach Patienkollektiv eine weiterhin ernst zu nehmende Komplikation. Trotz einer postoperativen Sauerstofftherapie über O2-Maske oder Brille können relevante Hypoxämien nicht immer verhindert werden. Pathophysiologisch ist dies durch den fehlenden positiven Druck auf die Atemwege und den daraus resultierenden Alveolarkollaps zu erklären.

Fazit

Die High-Flow-O2-Therapie führt in dieser gut designten Studie zu keiner Reduktion postoperativer Hypoxämien und ist somit der „Standard“-O2-Therapie nicht überlegen. Die Studie hat jedoch mehrere Restriktionen:

  • die High-Flow O2-Therapie wurde nur max. 18 h durchgeführt, eine Risikoreduktion für Hypoxämien könnte erst nach einer längeren Therapiedauer nachweisbar sein.

  • Die Patienten wurden unter HFNC nicht angeleitet den Mund möglichst geschlossen zu halten, was zu hohen Schwankungen der Atemwegsdrücke und somit zu einem nicht ausreichend positiven Druck in den Atemwegen führt.

  • Durch Optimierung der intraoperativen Beatmung konnte die Inzidenz für respiratorische Komplikationen bereits auf 30 % gesenkt werden. In vergleichbaren Studien ohne lungenprotektiven Ansatz lag sie bei 40 %.

  • Intraoperative Recruitment-Manöver wurden nicht bei allen Patienten durchgeführt. In einer Subgruppenanalyse führt HFNC nach Recruitment zu einer Verringerung des Alveolarkollaps, so dass diese Kombination (regelhaft angewendet), das Studienergebnis verändern könnte.

Obwohl die Studie sowohl in Design als auch in Durchführung überzeugt, zeigt sie eindrücklich, dass zur Beantwortung der Hypothese weitere Studien notwendig sind.