Pneumologie 2017; 71(05): 261-262
DOI: 10.1055/s-0043-101500
Pneumo-Fokus
Sektion 3
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Arbeitsmedizin, Epidemiologie, Umwelt- und Sozialmedizin

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Publication Date:
15 May 2017 (online)

 

    Die Diagnostik und Prävention arbeits- und umweltbedingter Erkrankungen sowie deren Versorgung, Rehabilitation und Kompensation stehen in den Fächern Arbeitsmedizin, Sozialmedizin, Umweltmedizin und Epidemiologie im Vordergrund. Eine wesentliche Aktivität der Sektionsmitglieder ist hier die Mitwirkung an Leitlinien und Empfehlungen zu diesen Themen. Im Berufskrankheiten (BK)-Verfahren stellen diese Leitlinien und Empfehlungen die Grundlage für die Diagnostik und Beurteilung von Folgezuständen dar und dienen der Gleichbehandlung der Versicherten.

    Die 2008 erstmals erstellte S2-Leitlinie „Quarzstaublungenerkrankung (Silikose), Diagnostik und Begutachtung der BK 4101“ wurde unter der Federführung unserer Sektion überarbeitet und 2016 publiziert. Derzeit wird die „Empfehlung für die Begutachtung von Quarzstaublungenerkrankungen (Silikosen) – Bochumer Empfehlung –“ der deutschen gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) unter Mitwirkung unserer Sektion überarbeitet.

    2016 hat die Überarbeitung der S2k-Leitlinie „Asbestbedingte Erkrankungen: Diagnostik und Begutachtung“ begonnen. Es ist eine S3-Leitlinie vorgesehen.

    Das Programm der DGUV „Früherkennung asbestverursachter Erkrankungen“, das heißt die nachgehende Vorsorge betroffener Versicherter wird von mehreren Mitgliedern der Sektion wissenschaftlich geleitet und mitgestaltet. Die 2014 begonnene Pilotphase in Hamburg wurde fortgeführt. Seit 2016 wird diese Vorsorge an zwei weiteren Standorten „Ruhrgebiet“ (Recklinghausen/Bochum/Dortmund) bzw. „Bremen“ (Bremen und Bremerhaven) angeboten. Durch das Angebot einer jährlichen arbeitsmedizinischen Untersuchung und Diagnostik mit einer Low-dose-Volumen HR-Computertomografie des Thorax bei Hochrisikopatienten (berufliche Asbestexposition über 10 Jahre und Rauchgewohnheit von mindestens 30 pack years) soll die Diagnostik von Lungenkarzinomen bereits im Frühstadium gelingen, in Anlehnung an die NSLT-Studie aus den USA (NEJM 2011).

    Die aktuelle Überarbeitung der S3-Leitlinie Lungenkarzinom, an der auch unsere Sektion mitbeteiligt ist, wird dieses Jahr erwartet. Für das Entstehen eines Lungenkarzinoms spielen nach dem Tabakkonsum auch berufsbedingte Expositionen, wie z. B. gegenüber Asbestfasern, ionisierenden Strahlen, Quarzstaub, Dichlordimethylether, Chromaten sowie polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen eine Rolle. Der Anteil beruflicher Einflüsse am Lungenkrebsgeschehen liegt bei 10 – 20 %.

    2016 wurde unter Mitwirkung unserer Sektion die S2k-Leitlinie „Medizinisch klinische Diagnostik bei Schimmelpilzexposition in Innenräumen“ fertiggestellt und publiziert.

    Des Weiteren arbeiten Mitglieder unserer Sektion an der Neufassung der S2k-Leitlinie „Arbeitsplatzbezogener Inhalationstest (AIT)“ mit.

    Die Planung und Durchführung des wissenschaftlichen Programms der Jahrestagung der DGP e. V. im März 2017 in Stuttgart stellten wiederum einen Schwerpunkt der Sektion dar.

    Das „Berufskrankheiten-Forum“ hat seine sehr erfolgreiche Tradition fortgesetzt. Im Fokus standen in diesem Jahr die aktuellen Informationen über Pneumokoniosen. Es wurde über den aktuellen Bearbeitungsstand und die neuen wissenschaftlichen Aspekte der Überarbeitung der „Bochumer Empfehlung“ und der „S2-Leitlinie Asbest“ berichtet. An 2 Kasuistiken konnten die differenzialdiagnostischen Abwägungen in der Begutachtung der BK 4103 der BKV dargestellt und diskutiert werden. Weiterhin wurden erste Ergebnisse des Pilotprojekts des bereits obig beschriebenen Programms der DGUV zur erweiterten Vorsorge von asbestbedingten Erkrankungen vorgestellt.

    Ein besonderes Highlight in diesem Jahr war das Symposium „Diesel: Was kommt aus dem Auspuff heraus?“ Die Referenten stellten die technischen Möglichkeiten zur Reduktion von Stickoxiden, die Analytik und Erfahrungen in der Arbeitsmedizin, die Umgebungskonzentrationen sowie die gesundheitlichen Effekte und Grenzwertableitung sehr spannend vor. Das Interesse an diesem hochaktuellen Thema zeigten die hohe Teilnehmerzahl und die sehr lebhaften Diskussionen am Samstagvormittag.

    Sehr erfreulich war die Sitzung freie Vorträge mit spannenden wissenschaftlichen Vorträgen und Diskussionen über Aspekte der Arbeitsmedizin: Leistungserfassung bis Gesundheitsrisiken.

    Bei der Postersession wurden sehr gute Poster zum „Allergisches Asthma bronchiale – berufsbedingt?“ und zum Phänotyp des Lungenemphysems vorgestellt und diskutiert.

    Unsere Sektion hat den Postgraduiertenkurs zum „Einstieg in die Begutachtung“ für Pneumologen, Arbeitsmediziner und Ärzte in der Weiterbildung ohne Vorkenntnisse in der Begutachtung zum zweiten Mal angeboten.

    Der umgestaltete Postgraduiertenkurs Teil 1 und 2 in Zusammenarbeit mit der Deutschen Röntgengesellschaft, AG Draue: „Pneumologische Radiologie – Grundlagen der Bildgebung pulmonaler Berufskrankheiten in der Differentialdiagnostik zu anderen interstitiellen Lungenerkrankungen“ war ein Volltreffer. Vormittags wurde in Übersichtreferaten über die Differenzialdiagnostik berichtet. Am Nachmittag konnten die Teilnehmer CT-Fälle an Workstations selbst auswerten.

    Das Frühseminar über die „Thoraxübersicht: „Normale und pathologische Linien in der Thoraxübersicht sowie Zeichen“ war erneut sehr gut besucht.

    Mitglieder der Sektion haben als Erst- und Co-Autoren in der Zeitschrift Pneumologie zu folgenden Schwerpunkten publiziert: Berufliche Allergien gegen Trypsin und Chymotrypsin, Differenzialdiagnostische Aspekte der Sarkoidose anhand eines Fallberichts sowie Lungenkrebs als Berufskrankheit.

    Dr. Nicola Kotschy-Lang und Dr. Cordula Bittner, Dingolfing


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