White HA.
et al.
Latent tuberculosis infection screening and treatment in HIV: insights from evaluation
of UK practice.
Thorax 2016;
DOI:
10.1136/thoraxjnl-2016-209063
Um diese Frage zu beantworten, entwickelten die Autoren einen Online-Fragebogen, zu
dessen Evaluation sie jeweils einen Experten jedes HIV-Gesundheitsdienstleisters in
Großbritannien einluden. Es wurden insgesamt 188 geografische Regionen im Land identifiziert,
in denen Daten zur HIV-Prävalenz und zur Inzidenz einer latenten Tuberkulose vorlagen.
Antworten erhielten die Autoren von 116 Personen aus 162 unterschiedlichen geografischen
Regionen, da manche von ihnen mehrere Regionen betreuten. Die Antwortrate lag insgesamt
bei 86 % (162/188). Zwischen Regionen, die antworteten und solchen, die nicht antworteten,
gab es keinen Unterschied bezüglich der Raten an HIV und Tuberkulose. Nur 57,4 % der
Regionen (93/162) gaben an, ein Screening auf LTB in irgendeiner Form anzubieten;
auch hier zeigte sich kein Unterschied bezüglich der Belastung mit HIV und Tuberkulose.
In Regionen, die ein Screening anboten, nutzten 61,3 % (57/93) die Zahl an CD4-Zellen
als Kriterium dafür, wobei 53 von 57 (93 %) eine Zellzahl von 200/µl oder weniger
als Grenzwert nahmen, die anderen benutzten höhere Zellzahlen. 80,6 % (75/93) entschieden
sich anhand des Herkunftslands der Patienten für oder gegen ein Screening, wobei in
allen Regionen Patienten aus Ländern mit hoher Tuberkulose-Inzidenz gescreent wurden.
Weniger als zwei Drittel der Regionen screenten jedoch bei Patienten mit einer anderen
Herkunft. Von den verschiedenen Tests wurde am häufigsten ein Essay zur Freisetzung
von Interferon Gamma genutzt; 47,3 % (44/93) bzw. 45,2 % (42/93) verwendeten den QuantiFERON-
bzw. T.SPOT-Test, andere Testverfahren wurden seltener eingesetzt. Komplett an die
Leitlinien von BHIVA und NICE hielten sich lediglich 35,5 % (33/93) bzw. 6,5 % (6/93)
der geografischen Regionen. Von den Regionen, die kein Screening anboten, glaubten
45 % (31/69), dass ihre Bevölkerung ein niedriges Risiko für eine LTB aufwies, 29 %
(20/69) vertrauten den Leitlinien nicht und 17,4 % (12 /69) waren der Ansicht, dass
die Tests zu teuer seien.
Nach Ansicht der Autoren besteht ein dringender Bedarf prospektiv zu evaluieren, welchen
HIV-Patienten man ein Screening auf eine latente Tuberkulose anbieten soll, welches
die optimale Screening-Strategie ist und wie die Kosteneffektivität eines solchen
Screenings aussieht. Eine einheitliche nationale Leitlinie sei daher erforderlich.
Dr. med. Johannes Weiß, Bad Kissingen