Z Orthop Unfall 2017; 155(02): 140-141
DOI: 10.1055/s-0043-100529
Für Sie gelesen
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tranexamsäure bei Knieendoprothetik: intraartikuläre und i. v. Gabe gleichwertig!

Goyal N. et al.
Intravenous vs. Intra-Articular Tranexamic Acid in Total Knee Arthroplasty: A Randomized, Double-Blind Trial.

J Arthroplasty 2017;
32: 28-32
Further Information

Dr. med. David Steimer, Hannover


Publication History

Publication Date:
25 April 2017 (online)

 

Goyal N et al. Intravenous vs. Intra-Articular Tranexamic Acid in Total Knee Arthroplasty: A Randomized, Double-Blind Trial. J Arthroplasty 2017; 32: 28–32

Die Verwendung von Tranexamsäure (TXA) ist in der primären Knieendoprothetik zur Reduktion des Blutverlusts etabliert. Bis heute besteht keine klare Evidenz, welches die am besten geeignete Applikationsform darstellt. Goyal et al. haben in ihrer Studie die 2 am häufigsten verwendeten Applikationsformen (intravenös vs. intraartikulär) untersucht. Verglichen wurden der postoperative Hämoglobinabfall, Transfusionsraten, Liegedauer und Komplikationen.


#

Einleitung

Tranexamsäure (TXA) ist ein Antifibrinolytikum, das den Abbau von Gewebsgerinnseln durch Aktivierung von Plasminogen reduziert. Die positiven Effekte der intravenösen (IV) Gabe von TXA in der Knieendoprothetik sind belegt. In einigen Studien konnte ähnliche Effekte durch die intraartikuläre (IA) Gabe von TXA gezeigt werden.[]

Zoom Image
Abb. 1  Verschiedene Knieendoprothesenmodelle. Prinzipiell unterscheidet man unikompartimentale Endoprothesen (a; links femorotibial oder unikondylär, rechts patellofemoral), ungekoppelte (b) oder teilgekoppelte (c) bi-/trikompartimentale Oberflächenendoprothesen und achsgeführte (gekoppelte) Totalendoprothesen (d; Rotating Hinge Systeme). (Bild: Fraitzl CR et al. Kniegelenk – Arthrose und Arthritis. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2008; 3: 155–176)

#

Methodik

In die doppelblinde, randomisierte, Non-Inferiority-Studie wurden 168 Patienten eingeschlossen. Vier Operateure implantierten eine primäre einseitige Kniegelenksprothese, wobei die IV oder IA Gabe der TXA randomisiert wurde. Die IV-Gruppe erhielt 1000 mg (10 ml) IV TXA 10 Minuten vor dem Hautschnitt und 2 weitere Gaben à 1000 mg in 8-Stunden-Intervallen postoperativ. In der IA-Gruppe wurde nach Hautnaht über einen kleinkalibrigen Katheter TXA (3000 mg in 30 ml) intraartikulär infiltriert. Die TXA wurde im Gelenk belassen und nicht abgesaugt. Drainagen wurden nicht verwendet.

Zur Beurteilung wurden der postoperative Abfall des Hämoglobins (Hb) am Tag 1 und Tag 2 sowie Bluttransfusionsraten, Aufenthaltsdauer und Komplikationen erfasst.


#

Ergebnisse

Der Hb-Abfall differierte am Tag 1 um 0,08 g/dl zu Ungunsten der IA-Gruppe. Die Non-Inferiority-Marge von 0,5 g/dl wurde nicht erreicht (95 %-Konfidenzintervall −0,18 bis 0,34 g/dl). In den sekundären Ergebnissen wurde kein signifikanter Unterschied gesehen (4,2 Tage stationärer Aufenthalt und keine Transfusionen in beiden Gruppen, Hb-Abfall an Tag 2: 2,5 g/dl in der IA-Gruppe vs. 2,4 g/dl in der IV-Gruppe).

Fazit

Nach Meinung der Autoren ist die intraartikuläre Gabe von Tranexamsäure vergleichbar wirksam in Bezug auf den postoperativen Hb-Abfall und die erfassten Komplikationen. Aufgrund des Potenzials für reduzierte Serumspiegel und einfachere Verabreichung (Einzeldosis) unterstützt diese Studie den Einsatz der intraartikulären Gabe von Tranexamsäure in der primären Knieendoprothetik.


#
#

Dr. med. David Steimer, Hannover



Zoom Image
Abb. 1  Verschiedene Knieendoprothesenmodelle. Prinzipiell unterscheidet man unikompartimentale Endoprothesen (a; links femorotibial oder unikondylär, rechts patellofemoral), ungekoppelte (b) oder teilgekoppelte (c) bi-/trikompartimentale Oberflächenendoprothesen und achsgeführte (gekoppelte) Totalendoprothesen (d; Rotating Hinge Systeme). (Bild: Fraitzl CR et al. Kniegelenk – Arthrose und Arthritis. Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 2008; 3: 155–176)