Z Gastroenterol 2022; 60(08): e625
DOI: 10.1055/s-0042-1755060
Abstracts | DGVS/DGAV
Endokrine Chirurgie
Endokrine Erkrankungen & Chirurgie
Donnerstag, 15. September 2022, 15:50 – 17:10, Saal 8

Evaluation der Halsumfangsmessung als diagnostisches Verfahren zur Früherkennung von akuten Blutungskomplikationen in der Schilddrüsenchirurgie

U Wirth
1   LMU Klinikum, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, München, Deutschland
,
J Schardey
1   LMU Klinikum, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, München, Deutschland
,
M Ahnen von
2   Krankenhaus Agatharied, Abteilung für Allgemein-, Gefäß-, Viszeral- und Endokrine Chirurgie, Hausham, Deutschland
,
P Busch
2   Krankenhaus Agatharied, Abteilung für Allgemein-, Gefäß-, Viszeral- und Endokrine Chirurgie, Hausham, Deutschland
,
S Schopf
3   RoMed Klinikum Bad Aibling, Abteilung für Allgemein-, Viszeral-, Endokrine und Unfallchirurgie, Bad Aibling, Deutschland
,
T Ahnen von
2   Krankenhaus Agatharied, Abteilung für Allgemein-, Gefäß-, Viszeral- und Endokrine Chirurgie, Hausham, Deutschland
› Institutsangaben
 
 

    Einleitung Akute Blutungen nach Schilddrüsenoperationen sind seltene, aber potentiell gefährliche Ereignisse. Dabei sind akute Nachblutungen mit einer erhöhten perioperativen Morbidität und ganz selten auch Mortalität assoziiert. Neben einer intensivierten klinischen Überwachung in den ersten postoperativen Stunden gibt es keine objektiven Methoden, um solche Blutungskomplikationen frühzeitig zu erkennen.

    Ziele Unser Ziel war die systematische Evaluation einer Halsumfangsmessung zur frühen Diagnose von akuten Blutungskomplikationen.

    Methodik In einer prospektiven Untersuchung wurden Halsumfangsmessungen an einem Risikokollektiv von n=60 Patienten vorgenommen und die diagnostische Güte der Halsumfangsmessung evaluiert. In einer retrospektiven Auswertung von weiteren n=353 Fällen erfolgte eine Validierung der Daten. Berechnet wurden Sensitivität und Spezifität, weiterhin wurden ROC-Analysen durchgeführt und die maximale Differenz der Halsumfangsmessungen im postoperativen Verlauf im Vergleich zu den Ausgangswerten von Patienten mit und ohne Blutungskomplikationen verglichen.

    Ergebnis In der prospektiven Kohorte bestand eine mittlere Zunahme der Halsumfangsmessungen bei Patienten mit (n=5) und ohne (n=55) Blutungskomplikationen von 5,6± 1,3 vs. 1,4± 1,2 cm (p<0.001). Bei einem Cutoff-Wert von 7% Zunahme des Halsumfanges ergeben sich eine Sensitivität von 100% bei einer Spezifität von 86% bei einer AUC in der ROC-Analyse von 0,99. In den retrospektiven Daten zeigt sich auch ein Unterschied zwischen den Differenzen der Halsumfangsmessungen von Patienten mit (n=9) und ohne (n=344) Blutungskomplikationen von 5,9± 1,8 vs. -0,2± 2,4 cm (p<0.001). Die Validierung des diagnostischen Modells ergab an diesen Daten eine Sensitivität von 89%, Spezifität von 97% bei einer AUC von 0,93.

    Schlussfolgerung Die systematische Halsumfangsmessung ist ein einfaches und kostengünstiges diagnostisches Verfahren zur Erkennung von Blutungskomplikationen in der Schilddrüsenchirurgie. Eine Zunahme des Halsumfangs um 7% gegenüber den postoperativen Ausgangswerten scheint in Kombination mit klinischen Anzeichen ein zuverlässiger Schwellenwert zur Detektion von Blutungsereignissen zu sein.


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    19. August 2022

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