Z Gastroenterol 2022; 60(08): e580
DOI: 10.1055/s-0042-1754954
Abstracts | DGVS/DGAV
Endoskopie
Endoskopie: Prävention und Detektion
Donnerstag, 15. September 2022, 12:35 – 13:47, Saal 8

Endoskopische Zufalls- und Radiofrequenzablations-assoziierte Befunde nach Vorhofflimmerablation: Brauchen wir eine Vorsorge-Gastroskopie in der Allgemeinbevölkerung?

C Meinhardt
1   Klinikum Oldenburg AöR, Universitätsklinik für Innere Medizin – Gastroenterologie, Oldenburg, Deutschland
,
S List
2   Klinikum Oldenburg AöR, Universitätsklinik für Innere Medizin – Kardiologie, Oldenburg, Deutschland
,
V Meves
1   Klinikum Oldenburg AöR, Universitätsklinik für Innere Medizin – Gastroenterologie, Oldenburg, Deutschland
,
L Seidlmayer
2   Klinikum Oldenburg AöR, Universitätsklinik für Innere Medizin – Kardiologie, Oldenburg, Deutschland
,
H Fehrendt
1   Klinikum Oldenburg AöR, Universitätsklinik für Innere Medizin – Gastroenterologie, Oldenburg, Deutschland
,
A Elsässer
2   Klinikum Oldenburg AöR, Universitätsklinik für Innere Medizin – Kardiologie, Oldenburg, Deutschland
,
A Arlt
1   Klinikum Oldenburg AöR, Universitätsklinik für Innere Medizin – Gastroenterologie, Oldenburg, Deutschland
,
P Halbfass
2   Klinikum Oldenburg AöR, Universitätsklinik für Innere Medizin – Kardiologie, Oldenburg, Deutschland
› Institutsangaben
 

Einleitung Die Pulmonalvenenisolation (PVI) mittels Radiofrequenzablation (RFA) hat sich als wirksame und sichere Ablationstechnik für Vorhofflimmern (VHF) erwiesen. Aufgrund der anatomischen Nähe von linkem Vorhof und Ösophagus sind thermische Ösophagusverletzungen eine seltene, aber relevante Komplikation. Die postinterventionelle Endoskopie wurde daher in unserer Klinik in die Routinenachsorge implementiert.

Ziel Ziel dieser retrospektiven unizentrischen Analyse war es, sowohl die Inzidenz von RFA-assoziierten Befunden als auch die Prävalenz von inzidentellen endoskopischen Befunden des oberen Gastrointestinaltraktes (oGIT) zu erheben.

Methodik Es wurden alle Patienten eingeschlossen, bei denen zwischen dem 16.03.2021 und dem 15.03.2022 eine PVI mittels RFA durchgeführt wurde. Bei allen Patienten erfolgte am ersten bis spätestens dritten postinterventionellen Tag eine Ösophagogastroduodenoskopie.

Ergebnisse 234 Patienten (67± 10 Jahre; 52% männlich) wurden eingeschlossen. 43 Patienten (18,4%) zeigten ablations-assoziierte Veränderungen. Dabei ließen sich bei 25 Patienten (10,7%) thermische Ösophagusläsionen und bei 22 Patienten (9,4%) eine Gastroparese nachweisen, 2 Patienten zeigten beide Komplikationen. Daneben konnten bei 111 Patienten (47,4%) endoskopische Zufallsbefunde des oGIT erhoben werden (z. B. benigne und maligne Neoplasien, Barrett-Ösophagus, nicht-erosive oder erosive Refluxösophagitis und Gastroduodenitis, chronisch atrophische Gastritis). Die multivariate Regressionsanalyse zeigte hierbei keinen signifikanten Zusammenhang mit Alter, Geschlecht, BMI, Diabetes oder anderen kardiovaskulären Erkrankungen.

Bei 35 von 234 Patienten (15,0%) war in Anbetracht der endoskopischen Zufallsbefunde eine weiterführende Diagnostik oder Therapie erforderlich. 50 Patienten (21,4%) zeigten klinisch relevante Befunde im Sinne eines potenziell erhöhten Blutungsrisikos unter Therapie mit oralen Antikoagulantien nach PVI.

Schlussfolgerung Die RFA von VHF führte in 18,4% zu ablationsbedingten Veränderungen. Bemerkenswert ist, dass bei 47,4% der Patienten interventionsunabhängige pathologische Zufallsbefunde im oGIT erhoben werden konnten. Da bei 15% des Gesamtkollektives nach Indexendoskopie weiterführende diagnostische und/oder therapeutische Maßnahmen erforderlich waren, scheint eine Vorsorge-Gastroskopie in der Allgemeinbevölkerung sinnvoll zu sein, etwa im Rahmen der ersten Vorsorge-Koloskopie.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
19. August 2022

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