Z Gastroenterol 2022; 60(08): e490
DOI: 10.1055/s-0042-1754751
Abstracts | DGVS/DGAV
Leber und Galle
Leberzirrhose: Diagnostik
Freitag, 16. September 2022, 13:50 – 15:10, Saal 7

Korrelation von Ethylglucuronid und anamnestisch erfasstem Alkoholkonsum bei Patienten mit chronischer Lebererkrankung

Y Huber
1   Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Deutschland
,
A Gerhardt
1   Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Deutschland
,
C Labenz
1   Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Deutschland
,
T Kaufmann
2   Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, Institut für Rechtsmedizin, Mainz, Deutschland
,
PR Galle
1   Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Deutschland
,
J Schattenberg
1   Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Deutschland
› Institutsangaben
 
 

    Einleitung In der Abklärung einer unklaren Lebererkrankung spielt die Frage eines Alkoholkonsums, sei es in der Vergangenheit oder anhaltend, eine zentrale Rolle. Liegt eine Lebererkrankung vor, sollte der Alkoholkonsum reduziert, im Idealfall darauf verzichtet werden. Im klinischen Alltag ist der Behandler auf anamnestische Angaben angewiesen. Ethylglucuronid (EtG) kann als direktes Abbauprodukt von Alkohol bis zu 72 Stunden im Urin nachgewiesen werden und zeigt somit kurz zurückliegenden Alkoholkonsum an.

    Ziele Ziel der vorliegenden Studie war es, anamnestischen Angaben zum Alkoholkonsum, die ärztliche Einschätzung und EtG zu korrelieren.

    Methodik In einer prospektiven Pilotstudie wurden Patienten, die zur Abklärung bei Lebererkrankung vorgestellt wurden, eingeschlossen. Alkoholkonsum wurde von einem erfahrenen Arzt erfasst und basierend auf anamnestischen Angaben quantifiziert. EtG Bestimmungen erfolgten mittels Assay im Spontanurin, ein zeitnaher Alkoholkonsum wurde definiert bei Werten>500 ng/mL. Die Einwilligung der Patienten wurde zum Zeitpunkt der Vorstellung eingeholt („real-life“-Bedingungen).

    Ergebnis In der aktuellen Analyse wurden135 Patienten mit einem durchschnittlichen Alter von 53 Jahre (±13) eingeschlossen. 54,8% waren männlich. Eine NAFLD bzw. NASH wurde bei 62,9%, eine ethyltoxische Lebererkrankung bei 7,4% der Fälle diagnostiziert. Bei 26,7% gab es zum Zeitpunkt der Analyse keine abschließende Diagnose. Eine Leberzirrhose lag bei 21 (15,4%) der Patienten vor. Insgesamt berichteten 97% der Patienten im Anamnesegespräch über keinen bzw. sehr geringen Alkoholkonsum (< 10g/Tag Frauen;<20g/d Männern). Bei 17 Patienten (12,6%) belegten die EtG-Befunde im Urin eine zeitnahe Alkoholaufnahme, davon wiesen 3 Patienten eine Leberzirrhose auf. In der Gruppe von denen, die jeglichen Alkoholkonsum verneinten (n=80; 59,3%), war das EtG bei 11,3% positiv (>500 ng/mL). Laborchemisch zeigte sich eine signifikante Korrelation zwischen EtG und MCV (p=0,001), jedoch keine Korrelation von EtG mit g-GT, IgA oder CDT.

    Schlussfolgerung Die subjektive Erfassung des Alkoholkonsums basierend auf anamnestische Angaben kann durch EtG-Bestimmungen im Urin ergänzt werden. Die vorliegenden Daten bekräftigen, dass auch bei Patienten mit chronischen Lebererkrankungen die wiederholte Aufklärung zur Schädlichkeit von Alkoholkonsum angezeigt ist.


    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    19. August 2022

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