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DOI: 10.1055/s-0042-1754459
Triple CFTR Modulatortherapie bei einem Patienten mit homozygoter N1303K-Mutation, Mycobacterium abscessus-Infektion und Leberzirrhose
Hintergrund Die hocheffektive Triple-CFTR-Modulatortherapie Elexacaftor/Tezacaftor/Ivacaftor (ETI) ist in Deutschland für Mukoviszidose-Patienten > 6Jahren zugelassen, die mindestens eine F508del-Mutation aufweisen. Die CFTR-Mutation N1303K ist wie F508del eine Klasse-II-Mutation, die zu einer schweren Form der Mukoviszidose führt, aber bislang von der Zulassung von ETI ausgenommen ist.
Fallbericht Wir berichten über die Anwendung von ETI bei einem 19jährigen Mukoviszidose-Patienten mit einer homozygoten N1303K-Mutation. Neben einer deutlichen pulmonalen Funktionseinschränkung (FEV1 minimal 40,3% des Solls) bestanden eine Pankreasinsuffizienz, Leberzirrhose (Child A), Dystrophie und ein CF-related-Diabetes mellitus. Aufgrund eines Mykobakteriums abscessus- Infektion erhielt der Patient eine vierfach-antimykobakterielle-Therapie mit Cefoxitin, Meropenem, Amikacin und Clofazimin, wobei Amikacin aufgrund von Ototoxizität im Verlauf beendet wurde. Nach Ausschöpfen der symptomatischen Therapie erfolgte bei progredienter Erkrankung die Evaluation einer Triple-CFTR-Modulatortherapie.
Nach Nachweis eines Ansprechens auf ETI in primären Nasenepithelzellkulturen des Pateinten mittels Ussing-Kammer Messungen, erhielt der Patient ETI in Kombination mit Ivacaftor in einem individuellen Heilversuch. In der erweiterten CFTR-Funktionsdiagnostik mittels intestinaler Strommessung (ICM) und nasaler Potentialdifferenzmessung (NPD) zeigte sich vor Therapiebeginn keine CFTR-Restfunktion. Bereits 14 Tage nach Therapiebeginn konnte mittels ICM eine CFTR-Restfunktion von 15% der normalen CFTR-Funktion nachgewiesen werden (NPD bei Epistaxis nicht auswertbar). Der Schweißtest zeigte sich unverändert (von 99mmol/l auf 98mmol/l Chlorid). Klinisch zeigte sich eine Verbesserung von Sekretmobilisation, Lungenfunktion (FEV1 von 54,0% auf 64,3% des Solls), Lung Clearance Index (LCI2,5 von 14,41 auf 12,14) sowie eine Gewichtszunahme von 2,1kg. Die M. abscessus-Therapie wurde 12Monate nach negativer Sputumkultur beendet. Weder klinisch noch laborchemisch ergaben sich Hinweise auf Nebenwirkungen der CFTR-Modulatortherapie. Die Langzeiteffektivität und mögliche Nebenwirkungen im Verlauf werden engmaschig verfolgt werden.
Fazit Dieser Fall zeigt den potenziellen Nutzen von CFTR-Modulator-Therapien für Patienten mit seltenen CFTR-Mutationen und unterstreicht die Bedeutung von n-of-1-Studien, bei denen in vitro und in vivo CFTR-Funktionsmessungen sowie klinischer Daten herangezogen werden, um einen Zugang zur bestmöglichen Therapie für den einzelnen Patienten zu ermöglichen.
Interessenkonflikt
No
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
21. September 2022
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Germany