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DOI: 10.1055/s-0042-1754295
Sicherheitsaspekte invasiver thorakaler Maßnahmen in der prähospitalen Notfallmedizin
Hintergrund Die sichere Indikationsstellung und Durchführung invasiver thorakaler Maßnahmen im Rahmen der prähospitalen Notfallversorgung sind integrale und potenziell lebensrettende Bestandteile der notärztlichen Tätigkeit. Ziel der Studie ist es, qualitätssichernde Aspekte thorakaler Interventionen in der prähospitalen Notfallmedizin zu untersuchen.
Material und Methode Es erfolgte eine Befragung aller in den Rettungszweckverbänden Südwestsachsen, Vechta und der Stadt Greifswald tätigen Notärzt:innen im Zeitraum von Januar bis März 2022. Die Abfrage von prävalidierten 37 Fragen erfolgte über das online Umfragetool limesurvey.
Ergebnis Insgesamt nahmen 104 Notärzt:innen an der Umfrage teil (Rücklaufquote 42,6%). Davon beantworteten 71 Teilnehmer:innen den Fragebogen vollständig (68%). Häufigste Maßnahme im Kollektiv war die thorakale Entlastungspunktion, die 40% der Befragten in den letzten fünf Jahren prähospital durchführten. Die überwiegende Mehrheit (79%) teilte mit, sich in der Durchführung thorakaler Punktionen sicher zu fühlen. Sorgen vor vermeintlichen Komplikationen und patient:innenindividuelle Faktoren waren oft genannte Gründe, sich gegen eine prähospitale Dekompression zu entscheiden. 90% der Notärzt:innen gaben an, die Ausstattung der Rettungsmittel zu kennen. 60% berichten, es stehen ausreichend Materialien zur beidseitigen Entlastung zur Verfügung. Das Fehlen geeigneter Materialen wurde von der Hälfte aller Befragten als Grund angegeben, prähospital keine thorakalen Entlastungsmaßnahmen durchzuführen. Teilnehmer:innen, die eine zusätzliche Qualifikation durch weiterführende Kurse zur Traumaversorgung absolviert haben und/oder in der Luftrettung tätig sind, führten häufiger thorakale Entlastungsmaßnahmen durch. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer:innen wünschte sich mehr Ausbildung zur Thoraxpunktion oder -drainagenanlage.
Schlussfolgerung Sicherheitsrelevantes Verbesserungspotential besteht in strukturellen, prozessualen und human factors Bereichen. Ein sicherer Umgang mit den zwar seltenen, aber vital notwendigen thorakalen Entlastungsmaßnahmen erfordert mehr Ausbildung. Eine relevante Sicherheitslücke identifizieren wir im Wissen um die Ausstattung auf den Rettungsmitteln. Das Vorhandensein von prähospitaler Sonographie lässt sich aus der vorliegenden Umfrage als Strukturmerkmal in der prähospitalen Diagnostik identifizieren.
Publication History
Article published online:
13 September 2022
© 2022. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart,
Germany