Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 802-803
DOI: 10.1055/s-0042-1753804
Abstracts | DGSMP/DGMS
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Thema: Kinder- und Jugendgesundheit

Soziodemografische Risikofaktoren bei Geschwistern von Kindern mit chronischen Erkrankungen und/ oder Behinderungen

C Sievert
1   Hochschule Magdeburg-Stendal, Fachbereich Angewandte Humanwissenschaften, Stendal, Deutschland
,
LK Kulisch
2   Elternhilfe für krebskranke Kinder Leipzig e. V., Leipzig, Deutschland
,
C Engelhardt-Lohrke
2   Elternhilfe für krebskranke Kinder Leipzig e. V., Leipzig, Deutschland
,
K Kowalewski
3   Institut für Sozialmedizin in der Pädiatrie Augsburg, Augsburg, Deutschland
,
M Jagla-Franke
4   Hochschule Neubrandenburg, Fachbereich Gesundheit, Pflege, Management, Neubrandenburg, Deutschland
1   Hochschule Magdeburg-Stendal, Fachbereich Angewandte Humanwissenschaften, Stendal, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung In Familien mit einem chronisch erkrankten und/oder behinderten Kind kommt den gesunden Geschwistern eine besondere Bedeutung zu, da sie häufig mit Belastungen konfrontiert sind. Ihr Wohlbefinden wird von risikoerhöhenden und risikomindernden Faktoren beeinflusst. Soziale Unterstützung, stabile familiäre Verhältnisse sowie personale Ressourcen können dabei negativen Tendenzen entgegenwirken. Die Abwesenheit der Eltern sowie die Übernahme von Verantwortung im Haushalt oder für das Geschwisterkind erhöht das Risiko für Entwicklungsschwierigkeiten. Neben intra- und interpersonellen Faktoren von Geschwistern sind soziodemografische Rahmenbedingungen bedeutsam. Eine kumulative Risikoanalyse ermöglicht eine Einschätzung, wie stark gesunde Geschwister durch Entwicklungsschwierigkeiten gefährdet sind. Soziodemografische Aspekte wie elterliche Bildung, alleinerziehender Haushalt, junge Elternschaft und ethische Zugehörigkeit gelten als zusätzliche Risikofaktoren, da das Aufwachsen mit einem erkrankten oder behinderten Geschwisterkind als Risiko gilt. Ziel der Studie ist die Untersuchung der soziodemografischen Risikofaktoren von Geschwistern von Kindern mit Erkrankungen/Behinderungen.

    Methoden Das Projekt „Starke Geschwister“ evaluierte zwischen 2020 und 2021 die Interventionen „Supporting Siblings“ und „GeschwisterTREFF – jetzt bin ich mal dran“. In diesem Kontext wurden soziodemografische Angaben sowie familiäre Belastungen der Eltern anhand des Familien-Belastungs-Fragebogens erhoben. Ausgehend von der Betrachtung der familiären Belastung wurde eine kumulative Risikoanalyse durchgeführt, die die in Familien bestehenden soziodemografischen Risikofaktoren im dichotomen Format aufaddiert und als Risikoindex einen Anhaltspunkt für potenzielle Entwicklungsschwierigkeiten bietet.

    Ergebnisse Von den 79 Kindern im Alter von 10.69 Jahren (SD=2.34) waren 67% weiblich. In 68 Fällen wurde die Fremdbeurteilung von der Mutter getätigt. Die FaBel-Belastungswerte der vorliegenden Stichprobe wiesen über alle Skalen (tägliche und soziale Belastung, Belastung der Geschwisterkinder, finanzielle Belastung, persönliche Belastung/Zukunftssorgen, Probleme bei der Bewältigung) statistisch signifikante höhere Mittelwerte bei kleinen bis mittleren Effektstärken auf als die FaBel-Vergleichsstichprobe. Bezüglich der kumulativen Risikoanalyse zeigten sich bei 44 Familien (65.7%) mehr als ein Risikofaktor (das erkrankte Kind). Dabei wiesen 20.3% der Familien ein niedriges Bildungsniveau der Eltern, 17.7% kritische Lebensereignisse auf Seiten der Geschwister und 15.2% mehr als vier Kinder in der Familie auf.

    Schlussfolgerung Die erhöhten Werte der familiären Belastung deuten darauf hin, dass Familien, die Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen, deutlich belastet sind. Daher gilt es, die Kurse weiter flächendeckend zu implementieren und ausgehend von weiterführenden Risikoanalysen mit einer größeren Stichprobe Familien mit mehreren Risikofaktoren gezielt anzusprechen.


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    Publication History

    Article published online:
    22 August 2022

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