Gesundheitswesen 2022; 84(08/09): 741
DOI: 10.1055/s-0042-1753658
Abstracts | DGSMP/DGMS
Vorträge
Thema: Versorgungsforschung

Verschreibung opioidhaltiger Analgetika trotz Kontraindikationen bei nicht-tumorbedingten Schmerzen in Deutschland?

A Niemann
1   Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland
,
NF Schrader
1   Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland
,
C Speckemeier
1   Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland
,
C Abels
1   Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland
,
N Blase
1   Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland
,
G Giebel
1   Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland
,
C Riederer
2   DAK-Gesundheit, Versorgungsforschung und Innovation, Hamburg, Deutschland
,
J Nadstawek
3   Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland – BVSD e.V., Berlin, Deutschland
,
W Straßmeir
3   Berufsverband der Ärzte und Psychologischen Psychotherapeuten in der Schmerz- und Palliativmedizin in Deutschland – BVSD e.V., Berlin, Deutschland
,
J Wasem
1   Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland
,
S Neusser
1   Universität Duisburg-Essen, Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Die Langzeitanwendung von opioidhaltigen Analgetika (OA) birgt das Risiko von Komplikationen. In Anbetracht steigender Verordnungszahlen von OA in Deutschland wächst das Interesse für die Versorgungssituation mit OA bei chronischen, nicht-tumorbedingten Schmerzen (CNTS). Für Deutschland liegt eine S3 Leitlinie (LONTS 2020) für die Langzeitanwendung von OA bei CNTS vor. Hier werden u.a. Kontraindikationen für eine Langzeittherapie mit OA aufgeführt. Die aus dem Innovationsfonds geförderte Studie Op-US (Opioidhaltige Analgetika – Untersuchung zu Entwicklungstrends in der Versorgung bei nicht-tumorbedingten Schmerzen; Förderkennzeichen 01VSF19059) verwendet einen Mixed-Methods-Ansatz. Eine Komponente stellt die Versorgungsepidemiologie, basierend auf Routinedaten einer gesetzlichen Krankenkasse, dar. Ziel der Analyse hinsichtlich Kontraindikationen ist es, mögliche Hinweise auf eine Fehlversorgung in Deutschland durch das Vorliegen der in der Leitlinie genannten Kontraindikationen bei Verordnung eines OA zu identifizieren. Zusätzlich sollen prädiktive Faktoren im Versichertenkollektiv für diese Art der Fehlversorgung, wie beispielsweise soziodemographische Merkmale, Diagnosen oder Verschreibungsdauer dargestellt werden.

    Methoden Als Datenbasis der Analyse wurde im Zeitraum 01/2018 – 06/2019 eine Versichertenkohorte der DAK-Gesundheit selektiert. Einschlusskriterien sind mindestens eine Verordnung eines OA in mindestens zwei aufeinanderfolgenden Quartalen und ein Alter >17 Jahre. Ausschlusskriterien sind eine Krebsdiagnose und Hinweise auf palliative Versorgung. Jede/r eingeschlossene Versicherte wird neun Quartale ab Einschluss beobachtet. Es stehen Daten zu/r Soziodemographie, ambulanten und stationären Versorgung, Arzneimittelverordnungen, Heil- und Hilfsmitteln, Rehabilitation, Arbeitsunfähigkeit, Krankengeld und Kosten zur Verfügung. Kontraindikationen, zu denen z.B. die anhaltende somatoforme Schmerzstörung (F45.40) oder schädlicher Gebrauch von OA (F11.1) gehören, werden mittels ICD-10-Kodierungen identifiziert und im Zusammenhang mit dem Verordnungszeitraum der OA betrachtet.

    Ergebnisse Die Stichprobe umfasst 113.525 Personen. Das durchschnittliche Alter liegt bei 72 Jahren (SD 14,4). 75% sind weiblich. Derzeit werden Analysen der Routinedaten zur Identifikation von Verschreibungen von OA bei Vorliegen von Kontraindikationen und daraus folgende Subgruppenanalysen durchgeführt.

    Schlussfolgerung Im Rahmen des Projektes Op-US kann die Darstellung von Kontraindikationen in den Routinedaten bei der Langzeittherapie mit OA bei CNTS Hinweise auf Fehlversorgung identifizieren und quantifizieren. Zusätzlich werden Versorgungsprobleme den Subgruppen des Versichertenkollektivs zugeordnet. Auf Basis der Studienergebnisse werden Reformansätze abgeleitet, um eine zielgruppenspezifische alternative Versorgungsstrategie zu entwickeln.


    Publication History

    Article published online:
    22 August 2022

    © 2022. Thieme. All rights reserved.

    Georg Thieme Verlag
    Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany