Einleitung In Deutschland existiert ein regelmäßiges
Monitoring und Berichtswesen zur gesundheitlichen Lage der
Allgemeinbevölkerung. Nur selten ist die gesundheitliche Lage von Menschen
mit Behinderung in den Teilhabeberichten und der Gesundheitsberichtserstattung des
Bundes Bestandteil. Ein Monitoring zur gesundheitlichen Lage existiert für
diese Bevölkerungsgruppe nicht, obwohl diese mit rund 10 % eine
anwachsende und als vulnerabel geltende Bevölkerungsgruppe darstellen. Ziel
des Beitrags ist es, 1) bestehende (repräsentative) Datenquellen auf die
Berücksichtigung von Teilstichproben zur gesundheitlichen Lage von Menschen
mit Behinderung in Deutschland zu prüfen und 2) diese Daten für
ausgewählte Indikatoren der Gesundheit für das Kindes-, Jugend-
sowie das Erwachsenenalter auszuwerten.
Methoden Es werden repräsentative Surveydaten herangezogen, u.
a. der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA
2014/2015-EHIS) und der Studie „Gesundheit von Kindern und
Jugendlichen in Deutschland“ (KiGGS Welle 2, 2014-2017). Als Indikatoren
werden die psychische Gesundheit (u. a. Depression, psychische
Auffälligkeiten), Gesundheitskompetenz, Ernährungs- und
Bewegungsverhalten, Mundgesundheit, Alkohol- und Tabakkonsum sowie Angaben zur
medizinischen Versorgung berücksichtigt. Es erfolgen uni-, bi- und
multivariate Auswertungen im Abgleich mit Angaben der Allgemeinbevölkerung
(SPSS).
Ergebnisse Menschen mit Behinderung berichten häufiger eine
schlechte gesundheitliche Lage als die Allgemeinbevölkerung. Menschen mit
Behinderung geben häufiger Depressionen an als Personen ohne Behinderung.
Auch Kinder und Jugendliche mit Behinderung berichten häufiger emotionale
Probleme und Hyperaktivität verglichen mit Gleichaltrigen ohne
Beeinträchtigung. Altersunabhängig weisen Befragte mit Behinderung
häufiger Schwierigkeiten im Umgang mit gesundheitsrelevanten Informationen
(Gesundheitskompetenz) auf. Für das Gesundheits- und Risikoverhalten zeigen
sich lebensphasenunabhängig heterogene Ergebnisse. Eine Differenzierung nach
Art und Schwere der Behinderung ermöglichen die bestehenden Datenquellen
nicht.
Schlussfolgerung Die Ergebnisse verdeutlichen eine Benachteiligung in
der gesundheitlichen Lage von Menschen mit Behinderung. Im Sinne der
UN-Behindertenrechtskonvention sind künftig inklusiv-gestaltete
Lebenswelten, die Zugänglichkeit zu (barrierefreien) Gesundheitsdiensten und
die Ausweitung von Gesundheitsförderung und Prävention auf Menschen
mit Behinderung erforderlich. Der Beitrag endet mit der Diskussionsfrage, ob und wie
(repräsentative) Angaben zur Gesundheit bei Menschen mit Behinderung (auch
außerhalb des privaten Umfelds) im Sinne eines regelmäßigen
Gesundheitsmonitorings erhoben werden können, um langfristig dem WHO Action
Plan „Better health for all people with disability“ (2014-2021) zu
entsprechen und international vergleichbare Daten zur gesundheitlichen Lage von
Menschen mit Behinderung zu erhalten.