Einleitung 2018 führte die Deutsche Rentenversicherung (DRV)
nach mehrjährigen Vorarbeiten rentenversicherungseinheitlich den
Strukturierten Qualitätsdialog (SQD) als direkte, persönliche
Rückmeldung fachabteilungsbezogener Qualitätsergebnisse an einzelne
Fachabteilungen (FA) ein. Ausgelöst wird der SQD durch die Unterschreitung
zuvor festgelegter Schwellenwerte in derzeit fünf
Qualitätsindikatoren (QI) (u.a. Behandlungszufriedenheit,
Reha-Therapiestandards). Bei auffälligen QI fordert der
federführende RV-Träge die FA auf, schriftlich Stellung zu nehmen.
Bei einer vom RV-Träger nicht als ausreichend erachteten Stellungnahme
werden im Dialog Ziele und Arbeitsschritte für eine
Qualitätsverbesserung festgelegt. Zeigt sich nach einem zweiten SQD keine
Verbesserung in den auffälligen QI, entscheidet der federführende
RV-Träger über die weitere Belegung der FA.
Die Einführung des SQD begleiteten wir in einem Forschungsprojekt
wissenschaftlich. Ziel war die Überprüfung der
Praktikabilität und Effektivität des SQD unter Einbezug der
Perspektiven aller Beteiligten.
Methoden Datenbasis der qualitativen und quantitativen Analysen bilden
die im Zeitraum von 10/2017 – 03/2021 erhobenen und von der
DRV Bund bereitgestellten, anonymisierten Dokumentationsbögen
(n=105) und Stellungnahmen (n=74), Übersichtstabellen
über auffällige QS-Berichte (n=5) sowie
leitfadengestützte Interviews mit den SQD-Durchführenden der
RV-Träger (n=38) und mit an einem SQD-beteiligten FA
(n=12).
Ergebnisse Seit Einführung des SQD hat die DRV Bund 1.136
Berichte mit auffälligen Ergebnissen an die RV-Träger versandt. 187
FA unterschritten den Schwellenwert. Die Umsetzung der SQD-Prozessschritte erfolgt
bei allen 16 RV-Trägern weitestgehend nach dem von der DRV erarbeiteten
Musterprozess. Meistens erachteten die RV-Träger die von den
auffälligen FA eingereichten Stellungnahmen als ausreichend, für
wenige wurde ein SQD eröffnet. Sowohl die RV-Träger als auch FA, die
in einen SQD eintraten, beschrieben den Dialog zur Qualitätsverbesserung als
sachlich und konstruktiv, insbesondere, wenn seitens der RV-Träger die
medizinische Abteilung am SQD beteiligt war. Wenige FA empfanden das
Gespräch als schwierig. Die Festlegung der qualitätsverbessernden
Maßnahmen erfolgte in einem kooperativen Prozess, wobei die konkrete
Ausgestaltung der Maßnahmen vor allem durch die FA erfolgte. Durch
QI-bezogene Zwischenauswertungen werden die eingeleiteten Maßnahmen
überprüft. Diese zeigten bereits erste Verbesserungen in den zuvor
auffälligen QI.
Schlussfolgerung Der SQD erhöht die Relevanz der externen
Qualitätssicherung in der medizinischen Rehabilitation. Selbst den wenigen
abgeschlossenen SQD attestieren alle Beteiligten einen hohen Nutzen. Die hohe
Akzeptanz spricht zusammen mit den sich abzeichnenden Verbesserungen in zuvor
auffälligen QI für einen erfolgreich implementierten SQD. Empfohlen
wird der Einbezug der medizinischen Abteilung seitens des RV-Trägers in den
SQD und besonders in den Dialog mit den FA.