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DOI: 10.1055/s-0042-1753573
Professionalität im Entstehen – Erzählweisen von Professionalität bei Medizinstudierenden der Allgemeinmedizin aus soziologischer Perspektive
Authors
Einleitung Klassischer Gegenstand der Medizinsoziologie ist die Profession des Hausarztes und auch heute ist dies weiterhin präsent – gerade in Anbetracht des Hausärztemangels im ländlichen Raum. Es stellt sich daher die Frage, wie die medizinische Versorgung nachhaltig gestaltet werden kann und wie Medizinstudierende für eine Tätigkeit auf dem Land begeistert werden können. Das Programm „Beste Landpartie Allgemeinmedizin“ (BeLA) wurde entwickelt um die hausärztliche Versorgung auf dem Land zu stärken und Nachwuchs für die Tätigkeit in ländlichen Regionen zu fördern.
Methoden Im Rahmen des Projekts werden regelmäßigen Interviews mit den teilnehmenden Studierenden geführt, um intraspezifische motivationale Bindungseffekte während des Programms zu untersuchen. Mittels dieser qualitativen Längsschnittserhebung lassen sich nun die Erzählweisen eines professionellen Selbst im Entstehen beobachten, also die professionelle Identitätsherstellung während der ärztlichen Qualifizierungsphase nachverfolgen – mit Blick auf die Selbstbeschreibung als Mediziner*in im Allgemeinen, so wie als Allgemeinmediziner*in im Spezifischen.
Ergebnisse Im Material finden sich konkrete Vorstellungen professioneller Kompetenzen, sowie Vorstellungen des hausärztlichen Arbeitens und Reflexionen über die Profession Hausärzt*in in der gegenwärtigen Zeit. Dieser Beitrag verfolgt somit eine Richtung ähnlich der Freidsons (1984), nämlich darin Professionen differenzierter unter ihren jeweiligen Bedingungen zu betrachten. Die Bedingungen der Entstehung von Professionalität lassen sich an unserem Material darstellen. Prägend sind hierbei zum einen die Reflexion über die Tätigkeit in der ländlicher Region, die mit spezifischen Attributionen einhergeht, sowie ein Moment der Distinktion gegenüber einem traditionellen Ideal der Profession. Damit einher gehen auch konkrete Vorstellungen der eigenen künftigen professionellen Tätigkeit und deren Organisation. Gerade die Relation zwischen Profession und Organisation ist hierbei aufschlussreich. Das ist sie, weil darüber die entstehenden professionellen Profile erkennbar werden und da hierbei die Spezifik des allgemeinmedizinischen Settings erkennbar wird: die Wichtigkeit professioneller Kompetenzen, welches sich in Vorstellungen der Organisation der eigenen Tätigkeit ausdrücken und sich derzeitig unter den Bedingungen der Unterversorgung wandeln. Ebenso erkennen lässt sich hierbei eine Varietät unterschiedlicher Attributionen an Professionalität(en) des Hausärztlichen, um den spezifischen Anforderungen gerecht zu werden.
Schlussfolgerung Ganz grundsätzlich lässt sich an diesen Erzählweisen die Selbstfundierung eines professionellen Selbstverständnisses als Bedingung der ärztlichen Tätigkeit ablesen. Solche Fragestellungen sind nun mehr nicht nur aus professions- oder organisationssoziologischen Gründen interessant, sondern bieten Anlass für die Formulierung konkreter Maßnahmen auf politischer Ebene, um die Attraktivität der Tätigkeit als Hausärzt*in zu erhöhen.
Publication History
Article published online:
22 August 2022
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Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart,
Germany
