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DOI: 10.1055/s-0042-1749755
Tumor-Stroma Interaktion beim Zervixkarzinom: die prognostische Bedeutung der Desmoplasie
Hintergrund Die Desmoplasie stellt eine peritumorale Stromaveränderung dar, welche durch die vermehrte Ablage von Kollagenfasern charakterisiert ist. Die prognostische Bedeutung dieses Phänomens ist beim Zervixkarzinom bisher nicht gut untersucht.
Methoden Es erfolgte eine retrospektive Auswertung von 355 Datensätzen von Patientinnen, welche aufgrund eines primären Zervixkarzinoms im FIGO-Stadium IB1 – IVA im Rahmen der Leipziger MMR-Studie operativ therapiert wurden, und für welche histopathologische Angaben zur Desmoplasie vorlagen. Wir verwendeten nicht-parametrische Tests, um eine Assoziation zwischen Desmoplasie und anderen Risikofaktoren zu untersuchen. Zur Evaluation der prognostischen Bedeutung der Desmoplasie wurde das Kaplan-Meier Verfahren eingesetzt und ein Cox-Regressions-Modell berechnet.
Ergebnisse In 298 Fällen (84%) konnte eine Desmoplasie nachgewiesen werden. Es zeigte sich eine signifikante Assoziation zwischen Desmoplasie und Infiltration von Lymphgefäßen (Odds Ratio [OR] 2,7; 95%-Konfidenzintervall [KI] 1,4 – 5,1; p= 0,001), Veneninfiltration (OR 5,1; 95%-KI 1,3 – 44,9; p=0.01), Lymphknotenmetastasen (OR 2,4; 95%-KI 1,2 – 5,0); p=0,01) und parametraner Infiltration (OR 3,5; 95%-KI 1,7 – 7,9; p=0,0002). Diese prognostisch ungünstigen Parameter bei Patientinnen mit Desmoplasie spiegelten sich in einem schlechteren rezidivfreien 5-Jahresüberleben (86,8% vs. 74,2%; Hazard Ratio [HR] 2,3; 95%-KI 1,0 – 4,9; p=0,04) und Gesamtüberleben nach 5 Jahren (94,5% vs. 80,5%; HR 3,9; 95%-KI 1,2 – 12,5; p=0,02) wider. Ein multivariables Cox-Regressionsmodell unter Einbeziehung von Tumorgröße, Patientinnenalter und Nodalstatus zeigte, dass die Desmoplasie ein unabhängiger Risikofaktor für ein tumorbedingtes Versterben ist (HR 4,2; 95%-KI 1,03 – 17,5; p=0,04).
Zusammenfassung Dies ist die bisher größte Untersuchung zur Desmoplasie beim Zervixkarzinom. Die desmoplastische Stromareaktion ist in unserer Analyse mit einem aggressiveren Tumorphänotyp assoziiert. In Zukunft könnte die Desmoplasie ein vielversprechendes Ziel für neuartige Therapieansätze sein. Hierfür sprechen nicht zuletzt erfolgsversprechende experimentelle Untersuchungen an anderen Tumorentitäten wie dem Pankreaskarzinom.
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Publication History
Article published online:
10 June 2022
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Georg Thieme Verlag
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