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DOI: 10.1055/s-0042-1749752
Wege zur Brustkrebsdiagnostik in ausgewählten Kliniken Äthiopiens: Was verhindert zeitnahe Diagnostik und Therapiebeginn?
Hintergrund Während Mammakarzinome in Deutschland meist in frühen Stadien diagnostiziert werden und acht von neun Patientinnen länger als fünf Jahre überleben, tragen in Äthiopien überwiegend fortgeschrittene Stadien wesentlich zur sehr niedrigen 5-Jahres-Überlebensrate von betroffenen Frauen bei. Regelmäßige Tastuntersuchungen der Brust werden zwar in den Nationalen Leitlinien zur Bekämpfung von Krebserkrankungen gefordert, allerdings ist derzeit kein umfassendes Screenings- oder Früherkennungsprogramm implementiert. Äthiopische Patientinnen stellen sich in der Regel mit symptomatischem Brustkrebs vor und berichten von langen Zeitintervallen zwischen Erstsymptomen und Erstvorstellung (help-seeking interval) sowie Erstvorstellung und pathologischer Diagnostik (diagnostic interval). Die WHO begann 2021 die Global Breast Cancer Initiative, um bis 2040 global 2,5 Millionen Brustkrebstodesfälle zu verhindern. Eine der zentralen Strategien ist dabei die pathologische Sicherung der Diagnose innerhalb von drei Monaten nach dem erstmaligen Auftreten von Symptomen, um einen möglichen Tumorprogress zu vermeiden.
Bisherige Untersuchungen der Gründe für späte Diagnosestellung in Äthiopien konzentrierten sich vor allem auf das help-seeking interval und wurden nur für spezifische Regionen oder Einrichtungen durchgeführt.
Methodik Im Mai und Juni 2022 werden in sechs äthiopischen Krankenhäusern der Maximalversorgung 421 Patientinnen rekrutiert, welche bei suspekten Läsionen der Mamma eine histopathologische Abklärungsdiagnostik erhalten. In strukturierten Interviews sollen sie zu ihren Erfahrungen vor der Diagnostik befragt werden. Erfasst werden sozioökonomische Daten, Dauer des help-seeking interval und diagnostic interval, das Wissen um Brustkrebs sowie die Wahrnehmung von Hindernissen beim Zugang zu Diagnostik und Therapie. Der Fragebogen zur Datenerfassung wurde von der International Agency for Research on Cancer der WHO für die multizentrische ABC-DO-Studie entwickelt, an das äthiopische Setting angepasst und in die Landessprache Amharisch übersetzt. Die Studie wurde durch das zuständige Ethikkomitee zugelassen und alle Teilnehmerinnen erklären schriftlich ihr Einverständnis zur Teilnahme.
Erwartete Ergebnisse Die Studie soll aktuelle Daten über Zeitintervalle auf dem Weg zu Brustkrebsdiagnostik liefern und von Patientinnen wahrgenommene Barrieren identifizieren. Ergebnisse werden im Juli erwartet.
Zusammenfassung Mammakarzinome in Äthiopien werden meist spät diagnostiziert. Mit den aus dieser Studie gewonnenen Erkenntnissen hoffen wir eine Grundlage für die zukünftige Erfassung der Zeitintervalle bis zur pathologischen Diagnosesicherung suspekter Läsionen in Äthiopien zu schaffen und Gründe für Verzögerungen zu identifizieren, um Interventionen zu ermöglichen.
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Publication History
Article published online:
10 June 2022
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Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany