Seit nunmehr 20 Jahren werden am Forschungsinstitut für Biologischen Landbau (FiBL,
Frick) die Wirksamkeit von Anwendungen mit Viscum album L. bei neoplastischen Erkrankungen von Hunden, Katzen und Pferden untersucht. Nach
ersten Erfahrungen aus der Praxis wurden kontrollierte Studien durchgeführt. Zur Anwendung
kamen hierbei fermentierte wässrige Extrakte verschiedener Wirtsbäume mit unterschiedlichen
Konzentrationen, die meist 3 × pro Woche subkutan injiziert wurden. Bei bestimmten
Tumorerkrankungen, wie dem felinen Fibrosarkom auch «Injektion side sarcoma», bei
denen sich viele Injektionen verbieten oder im Falle zunehmender Abwehr der Tiere,
wurde ein orales Eichenmistelpräparat (Viscum Quercus Praeparatum 0,1% Dilutio aquosa)
verwendet. Schliesslich wurde in einer Übersichtsarbeit (zur Publikation in Complementary
Medicine Research angenommen) das Wissen hinsichtlich der Mistelanwendung bei Tieren
bzw. bei Tumorzelllinien, die für die Tiermedizin relevant sind, zusammengetragen
und ausgewertet. Vorläufige Ergebnisse werden im Folgenden dargelegt.
Insgesamt konnten aus den 61 eingeschlossenen Untersuchungen vier klinische Studien
in die Übersichtsarbeit aufgenommen werden, die in sich schon eine Bestätigung der
Erfahrungen aus der Praxis darstellen. Es handelte sich dabei um Studien zur Viscumtherapie
(VT) des Equinen Sarkoids [1], von caninen Gesäugetumoren [2], des caninen oralen malignen Melanoms [3] sowie des Sticker-Sarkoms der Hündin [4], die im Folgenden kurz dargestellt werden.
Erfolgreiche praktische Erfahrungen bei der VT von Pferden mit Sarkoiden führten zu
einer RCT Studie, bei der sich unter der 15 Wochen andauernden VT und einer Nachbeobachtung
von 12 Monaten signifikante Heilungs- und Besserungsraten zeigten (Beispiel in [Abb. 1] und [Abb. 2]) [1].
Abb. 1 Studienpatient, Wallach, braun, *1999: vor der Viscumtherapie, noduläres ulzerierendes
Sarkoid an der Schenkelinnenseite und verruköses Sarkoid am Präputium.
Abb. 2 Studienpatient, Wallach, braun, *1999, nach Ende der Viscumtherapie. Noduläres ulzerierendes
Sarkoid an der Schenkelinnenseite abgefallen, verruköses Sarkoid am Präputium verschwunden.
Bei der Studie zur postoperativen VT von Hündinnen mit Adenokarzinom des Gesäuges
zeigte sich eine Tendenz (p=0,07) zur Verringerung des tumorbedingten Sterberisikos
auf 25% (Hazard Ratio 0,251, 95% KI 0,056–1,222). Darüber hinaus wurde die Lebensqualität
(LQ) der Tiere unter der Misteltherapie systematisch überprüft, da eine Krebstherapie
immer auch die Lebensqualität im Blick behalten sollte, was in vielen klinischen Studien
zu diesem Thema bisher wenig berücksichtigt wurde [5]. Eine auf hohem Niveau gleichbleibend stabile LQ konnte gezeigt werden [2].
Eine weitere klinische Studie befasste sich mit der VT nach Bestrahlung von oralen
malignen Melanomen des Hundes [3]. Eine signifikante Verlängerung der Überlebenszeit, verglichen mit den ausschliesslich
bestrahlten Tieren konnte gezeigt werden.
Die VT von Hunden mit Sticker-Sarkom wurde in Brasilien durchgeführt, da diese Tumorart
dort weit verbreitet ist [4]. Verglichen mit den Hunden, die ausschliesslich Chemotherapie (Vincristin) erhalten
hatten, zeigte eine zusätzliche VT sowohl signifikante Reduktionen der notwendigen
Chemotherapiezeit, als auch Verminderungen der durch das Vincristin verursachten Neutropenien.
Über diese Studien hinaus, gibt es in Fallserien bei Fibrosarkom der Katze, aber auch
in Einzelfällen aus der Praxis, vielversprechende Resultate mit der VT bei Hämangiosarkomen,
Mastzelltumoren von Hunden oder auch Gesäugetumoren der Katze. Diese sollten in kontrollierten
Studien überprüft werden.