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DOI: 10.1055/s-0042-1747463
Eine Mutation in Atp11a verursacht die autosomal dominant vererbte auditorische Neuropathie Typ 2 (AUNA2).
Lang-Roth et al. beschrieben 2017 eine große deutschstämmige Familie mit altersprogredienter nichtsyndromaler sensorineuraler Hörstörung. Erhaltene otoakustische Emissionen und pathologische oder fehlende frühe akustisch evozierte Potentiale und Stapediusreflexe deuteten auf auf eine primäre Störung der Schallkodierung im Hörnerv hin. Allerdings war im Gegensatz zu anderen Formen der auditorischen Neuropathie das Sprachverstehen im Störgeräusch nicht wesentlich über das erwartete Maß beeinträchtigt. Eine genetische Kopplungsanalyse zeigte als mögliche Krankheitsloci 12q24 oder 13q34 (Lang-Roth et al. 2017).
Bei der Gesamtgenom-Sequenzierung mittels Hochdruchsatzsequenziermethoden konnten wir nun als ursächliche Mutation eine Deletion von 5500 Basenpaaren im Gen ATP11a identifizieren. Dieses Gen kodiert für eine P-Typ ATPase, welche als sogenannte „Flippase“ Lipide zwischen den beiden Schichten von Zellmembranen transloziert. Die Expression des mutierten Atp11a in Neuronenkulturen reduziert die Flippaseaktivität. In immunhistochemischen Färbungen des Corti-Organs zeigte sich eine starke Atp11a-Expression in afferenten Hörnervenfasen. In einer neu generierten selektiven Knockout-Mauslinie mit fehlender Atp11a-Expression in Spiralganglionneuronen besteht sich bei erhaltenen otoakustischen Emissionen eine altersprogrediente Reduktion der Amplituden der frühen akustischen Emissionen.
Zusammengefasst können wir durch die Kombination aus humangenetischer Charakterisierung einer von AUNA2 betroffenen großen Familie, immunhistochemische Expressionsstudien, in vitro Physiologie an Neuronenkulturen und die Untersuchung eines geeigneten Mausmodells belegen, dass diese Form der auditorischen Neuropathie durch eine Mutation im ATP11A-Gen verursacht wird.
Interessenskonflikt
Der Erstautor gibt keinen Interessenskonflikt an.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
24. Mai 2022
© 2022. The Author(s). This is an open access article published by Thieme under the terms of the Creative Commons Attribution-NonDerivative-NonCommercial-License, permitting copying and reproduction so long as the original work is given appropriate credit. Contents may not be used for commercial purposes, or adapted, remixed, transformed or built upon. (https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/).
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