Open Access
CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2022; 101(S 02): S124-S125
DOI: 10.1055/s-0042-1747463
Abstracts | DGHNOKHC
Otologie / Neurootologie / Audiologie: Innenohr

Eine Mutation in Atp11a verursacht die autosomal dominant vererbte auditorische Neuropathie Typ 2 (AUNA2).

Nicola Strenzke
1   Universitätsmedizin Göttingen, Institut für auditorische Neurowissenschaften Göttingen
,
Shashank Chepurwar
1   Universitätsmedizin Göttingen, Institut für auditorische Neurowissenschaften Göttingen
,
Daniela Wigger
3   Universität Ulm, Institut für Humangenetik Ulm
,
Dirk Beutner
2   Universitätsmedizin Göttingen, Klinik für HNO-Heilkunde Göttingen
,
Ruth Lang-Roth
4   Uniklinik Köln, Klinik für HNO-Heilkunde Köln
,
Eva Fischer-Krall
4   Uniklinik Köln, Klinik für HNO-Heilkunde Köln
,
Martin Walger
4   Uniklinik Köln, Klinik für HNO-Heilkunde Köln
,
Dieter Meschede
5   Praxis für Genetik Bonn
,
Gudrun Nürnberg
6   Cologne Center for Genomics Köln
,
Peter Nürnberg
6   Cologne Center for Genomics Köln
,
Ingrid Goebel
7   UKE, Institut für Humangenetik Hamburg
,
Christian Kubisch
7   UKE, Institut für Humangenetik Hamburg
,
Alexander Volk
7   UKE, Institut für Humangenetik Hamburg
› Institutsangaben
 
 

    Lang-Roth et al. beschrieben 2017 eine große deutschstämmige Familie mit altersprogredienter nichtsyndromaler sensorineuraler Hörstörung. Erhaltene otoakustische Emissionen und pathologische oder fehlende frühe akustisch evozierte Potentiale und Stapediusreflexe deuteten auf auf eine primäre Störung der Schallkodierung im Hörnerv hin. Allerdings war im Gegensatz zu anderen Formen der auditorischen Neuropathie das Sprachverstehen im Störgeräusch nicht wesentlich über das erwartete Maß beeinträchtigt. Eine genetische Kopplungsanalyse zeigte als mögliche Krankheitsloci 12q24 oder 13q34 (Lang-Roth et al. 2017).

    Bei der Gesamtgenom-Sequenzierung mittels Hochdruchsatzsequenziermethoden konnten wir nun als ursächliche Mutation eine Deletion von 5500 Basenpaaren im Gen ATP11a identifizieren. Dieses Gen kodiert für eine P-Typ ATPase, welche als sogenannte „Flippase“ Lipide zwischen den beiden Schichten von Zellmembranen transloziert. Die Expression des mutierten Atp11a in Neuronenkulturen reduziert die Flippaseaktivität. In immunhistochemischen Färbungen des Corti-Organs zeigte sich eine starke Atp11a-Expression in afferenten Hörnervenfasen. In einer neu generierten selektiven Knockout-Mauslinie mit fehlender Atp11a-Expression in Spiralganglionneuronen besteht sich bei erhaltenen otoakustischen Emissionen eine altersprogrediente Reduktion der Amplituden der frühen akustischen Emissionen.

    Zusammengefasst können wir durch die Kombination aus humangenetischer Charakterisierung einer von AUNA2 betroffenen großen Familie, immunhistochemische Expressionsstudien, in vitro Physiologie an Neuronenkulturen und die Untersuchung eines geeigneten Mausmodells belegen, dass diese Form der auditorischen Neuropathie durch eine Mutation im ATP11A-Gen verursacht wird.


    Interessenskonflikt

    Der Erstautor gibt keinen Interessenskonflikt an.

    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    24. Mai 2022

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