Videosprechstunden in der Diagnostik und Therapie von Patienten mit einer Fazialisparese

Einleitung Die Telemedizin kann Versorgungsprobleme reduzieren und die Diagnose und Therapie seltener Erkrankungen verbessern. COVID-19 hat auch in Deutschland Telemedizin zu einer breiteren Anwendung verholfen. Seit April 2020 bietet auch das Fazialis-Nerv-Zentrum Jena virtuelle Sprechstunden an.

Material und Methoden Es wurden alle telemedizinischen Erstkontakte des Fazialis-Nerv-Zentrums Jena in der Zeit von April 2020 bis Oktober 2021 retrospektiv analysiert. 33 Patienten (20 w, 13 m) im Alter von 9 bis 69 Jahren (Median: 42) wurden behandelt.

Ergebnisse Bei 28 von 33 Fällen wurde bei der Erstvorstellung die Diagnose einer Fazialisparese gestellt (Paresedauer: 1 - 512 Monate, Median: 11,5 Monate), davon 20 mit Defektheilung und Synkinesien. In 4 Fällen ergab sich kein Hinweis auf eine Fazialisparese und es wurde weitere Diagnostik empfohlen. Bei einem Patienten konnte aufgrund technischer Problemen mit der Videoübertragung keine sichere Diagnose gestellt werden. Bei 28 Patienten erfolgte eine Psycho- und Krankheitsedukation. 20 Patienten wurden über eine mögliche Injektion von Botulinumtoxin zur Reduktion von Synkinesien aufgeklärt. In 10 Fällen erfolgte die Empfehlung und Anleitung zur Corneaprotektion. Bei 16 Patienten wurden teilstationäre, bei 8 telemedizinische Biofeedback-Trainings indiziert. Die Anfahrtswege hätten zwischen 40 und 1570 km betragen (Median: 360 km).

Diskussion Die Telemedizin eignet sich gut zur Diagnostik und Therapie von Fazialisparesen und Defektheilungen nach Fazialisparesen, u.a. da Webcams auf die Darstellung von Gesichtern optimiert sind. Wir sehen Potential durch Videosprechstunden auch hochspezialisierte Versorgung flächendeckend zu gewährleisten, Fahrtwege und -zeiten zu minimieren und z.B. Zweitmeinungsgespräche zu vereinfachen.

Interessenskonflikt

Der Erstautor gibt keinen Interessenskonflikt an.

Publication History

Article published online:
24 May 2022