Nervenheilkunde 2022; 41(05): 355
DOI: 10.1055/s-0042-1745711
Abstracts | DMKG

Mollaret-Meningitis als Ursache für seltene rezidivierende Kopfschmerzen

Czermak Stefan
1   kbo-Isar-Amper-Klinikum, München
,
AnnSophie Licher
1   kbo-Isar-Amper-Klinikum, München
,
Noah Ayadi
1   kbo-Isar-Amper-Klinikum, München
,
Martin Marziniak
1   kbo-Isar-Amper-Klinikum, München
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund Wir berichten über einen 52-jährigen Patienten (Pat.), der in den letzten 9 Jahren viermalige Episoden mit starken rechts frontal- und okzipital-betonten, drückenden Kopfschmerzen mit Übelkeit und in der Folge Nackensteifigkeit entwickelte. Insgesamt ergab sich jedes Mal eine Meningitis ohne Erregernachweis, die unter Triple-Therapie mit Ampicillin, Ceftriaxon und Aciclovir vollständig Symptom-regredient war. Die klinisch-neurologische Untersuchung ergab darüber hinaus kein fokales Defizit.

    Diagnostik & Therapieverlauf Die Lumbalpunktion ergab eine lymphozytäre Pleozytose mit bei der vierten Manifestation positiver Herpes-simplex-Virus-2-PCR (HSV-2). Im cMRT mit Kontrastmittel bestand kein pathologischer Befund. Anamnestisch berichtete der Pat. über ein Erstereignis von Herpes genitalis wenige Wochen vor der erstmaligen Manifestation 2012. In Anbetracht der rezidivierenden Meningitiden, der symptomfreien Intervalle, der vollständige Symptomregredienz, sowie der HSV-2-Assoziation, die erst bei der vierten Episode auch im Liquor mittels PCR nachgewiesen werden konnte, diagnostizierten wir eine Mollaret-Meningitis. Bei erneutem Herpes genitalis solle prophylaktisch eine orale Aciclovir Therapie erfolgen. Zusätzlich wurde eine Herpes-Zoster Impfung mit dem Totimpfstoff empfohlen.

    Fazit Zusammenfassend diagnostizierten wir bei einem Pat. mit rezidivierender Symptomkonstellation aus Kopfschmerzen gleichen Charakters und Lokalisation sowie Übelkeit eine HSV-2-assozierte Mollaret-Meningitis, welche gut auf Aciclovir ansprach. Eine frühzeitige Diagnose, einschließlich einer umfangreichen Anamnese inklusive der Sexualerkrankungen in der Vergangenheit, die bei einem erneuten Auftreten von dem Symptomenkomplex nicht mehr sich manifestieren muss, sollte bei Verdacht auf rezidivierende Kopfschmerzen mit menigealen Zeichen erfolgen und könnte die dann nicht notwendigen Antibiotikagaben und erneute bildgebende Untersuchungen reduzieren.


    Publication History

    Article published online:
    05 May 2022

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