Z Gastroenterol 2022; 60(04): e258
DOI: 10.1055/s-0042-1745668
Abstracts | GFGB
Kategorie: Klinische Abstracts

Sekundär sklerosierende Cholangitis (SSC) bei Patienten mit COVID-19 ARDS – Eine klinisch-endoskopische Analyse

Pia Göggelmann
,
Stephan Schmid
,
Philipp Dobsch
,
Ina Zuber-Jerger
,
Martina Müller-Schilling
,
Arne Kandulski
 
 

    Hintergrund Die sekundär sklerosierende Cholangitis (SSC) zählt zu den cholestatisch-inflammatorischen Gallenwegserkrankungen, bei der es zu einem progredienten fibrotischen Umbau der intrahepatischen Gallengänge kommt. Langfristig führt die SSC zu einer Leberzirrhose mit Indikation zur Lebertransplantation.

    Die SSC-CIP (Sclerosing cholangitis in critically ill patients) wird als gesonderte Entität der SSC bei Patienten mit langer intensivmedizinischer Behandlungen beobachtet. Als Risikofaktoren werden Hypotonie und prolongierte Vasopressortherapie diskutiert. Im Rahmen der COVID-19 Pandemie zeigte sich vor allem in der zweiten und dritten pandemischen „Welle“ eine vermehrte Prävalenz der SSC-CIP an unserem Zentrum, die eine Intervention mittels endoskopisch retrograder Cholangiographie (ERC) notwendig machte.

    Ziele Ziel der Arbeit war eine Analyse der klinischen, laborchemischen, mikrobiologischen und endoskopischen Befunde bzw. Therapien der Patienten mit SSC-CIP und

    COVID-19 ARDS in Assoziation mit dem klinischen Verlauf.

    Methoden Retrospektiv wurden die Daten von 15 Patienten analysiert, die im Zeitraum vom 01.02.2020 – 01.02.2022 in der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Regensburg auf Grund einer SSC-CIP auf dem Boden eines COVID-19 ARDS mittels ERC behandelt wurden. Der Fokus lag hierbei auf der endoskopischen Befundung, den Laborwerten zum Zeitpunkt der Erstdiagnose und den mikrobiologischen Ergebnissen.

    Ergebnisse In die Analyse eingeschlossen wurden 12 männliche und 3 weibliche Patienten. Das mittlere Alter betrug 61 Jahre (Range 40–76). Alle Patienten hatten eine COVID-19- Pneumonie mit ARDS und waren im Rahmen dieses beatmet und katecholaminpflichtig. Der durchschnittliche MELD Score zum Zeitpunkt der endoskopischen Erstdiagnose lag bei 15+/− 4,6 Punkten und war maßgeblich durch ein hohes Bilirubin (Gesamtbilirubin 12mg/dl) bestimmt.

    Im Mittel wurden 2,4 ERCs durchgeführt (Range 1–6). Bei allen Patienten fanden sich biliäre Casts und bei 60% eine Rarefizierung der intrahepatischen Gallengänge. Gallengangsstenosen waren nur bei 3 der 15 Patienten nachzuweisen. Endoskopisch therapeutisch wurden die Casts extrahiert und die Stenosen dilatiert. Eine Stentanlage erfolgte bei 4 Patienten nach Papillotomie zur Therapie einer Blutung.

    In der mikrobiologischen Untersuchung der Galleflüssigkeit ergab sich in 11 von 15 Fällen der Nachweis von E. faecium (63% Vancomycin-resistent) und bei 6 Patienten ließen sich Candida Ssp. kultivieren.

    9 Patienten verstarben innerhalb des Studienzeitraums. 6 Patienten befinden sich in Nachsorge mit wiederholter endoskopischer Intervention (Cast-Extraktion, Dilatation) und engmaschiger Re-Evaluation bezüglich einer zukünftigen Lebertransplantation.

    Diskussion Die Letalität bei Patienten, die eine SSC-CIP im Rahmen einer COVID-19 Infektion entwickeln, ist hoch. In der endoskopischen Untersuchung waren biliäre Casts die charakteristischen Veränderungen in unserem Kollektiv. Stenotische Gallengangsveränderungen waren selten. In den mikrobiologischen Keimnachweisen dominierte E. faecium.

    Weiterführende multivariate Analysen in einem größeren Patientenkollektiv sind vorgesehen, um diese Ergebnisse zu bestätigen, und spezifische Risikofaktoren für die Entwicklung der SSC-CIP bei COVID-19 ARDS zu evaluieren.


    Publication History

    Article published online:
    29 March 2022

    © 2022. Thieme. All rights reserved.

    Georg Thieme Verlag
    Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany