Z Gastroenterol 2022; 60(04): e252-e253
DOI: 10.1055/s-0042-1745658
Abstracts | GFGB
Kategorie: Klinische Abstracts

Probiotika bei Divertikelkrankheit: Neue Daten zum Patientenmanagement in Deutschland

M Gross
1   Internistisches Klinikum München Süd, München
,
U Beckenbauer
2   Internistische Gemeinschaftspraxis, Perusastraße 1, München
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Die Behandlung der symptomatischen unkomplizierten Divertikelkrankheit (SUDD) ist oft schwierig, die Leitlinien geben wenig evidenzbasierte Empfehlungen. Im Rahmen einer deutschlandweiten Umfrage sollte die Versorgungsrealität in der primärärztlichen Behandlung von Divertikelpatienten und die Zufriedenheit mit bestehenden Therapieoptionen sowie die Empfehlungen der Fachärzte evaluiert werden.

    Material und Methodik Für die Erhebung wurden 13.790 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte (Allgemeinmediziner, Internisten) angeschrieben. Im Rahmen eines Fragebogens wurde die ärztliche Versorgung von Divertikelpatienten abgefragt, sowie Fragen zur persönlichen Einschätzung der aktuellen Therapieoptionen und zu den Herausforderungen im Praxisalltag gestellt.

    Ergebnisse Insgesamt wurden 526 Fragebögen zur Auswertung zurückgesendet. Für viele Ärzte ist die Abgrenzung der SUDD zum Reizdarmsyndrom eine große Herausforderung (22%). Zusätzlich fühlen sich auch nur ca. 6% der Hausärzte über dieses häufige Krankheitsbild ausreichend informiert. Dies lässt die Vermutung zu, dass gerade viele älteren Patienten mit Reizdarm-ähnlicher Symptomatik von den Hausärzten nicht als SUDD-Patienten erkannt und behandelt werden. Zur Differenzierung zwischen beiden Krankheitsbildern werden von den teilnehmenden Ärzten primär der Nachweis von Divertikeln (25%) und die Lokalisation der Schmerzen (21%) herangezogen.

    Werden Divertikel durch einen Facharzt diagnostiziert, erhalten Hausärzte selten Empfehlungen zur Beschwerdeprophylaxe (11%) oder unterstützende Informationen zur Patientenaufklärung (3%). Bei der Facharztdiagnose Divertikulitis erhalten die hausärztlichen Praxen in 27% der Fälle zwar einen Therapieplan, Nach- bzw. Vorsorge-Empfehlungen jedoch eher selten (18% bzw. 11%).

    Nach einer akuten Divertikulitis empfehlen 42% der Ärzte eine Lebensstil- und Ernährungsanpassung, gefolgt vom Einsatz von Probiotika (26%). Mesalazin (7%) oder Rifaximin (3%) werden selten eingesetzt.

    Zur Behandlung der SUDD setzen die Hausärzte am häufigsten auf Lebensstil- und Ernährungsempfehlungen (45%) sowie Probiotika (30%). Mesalazin zur Behandlung wird kaum eingesetzt (8%), von diesen Ärzten jedoch als wirksam empfunden. Über 60% der Ärzte sind mit der Wirkung von Probiotika zufrieden bis sehr zufrieden. 15% der Ärzte haben allerdings auch noch keine Erfahrungen mit deren Einsatz bei der Divertikelkrankheit. Bei Ärzten, die Probiotika selten oder nie einsetzen, liegen die Gründe vor allem in der fehlenden Erstattungsfähigkeit, einer geringen Therapieadhärenz aufgrund des verzögerten Wirkeintritts und der Schwierigkeit, ein geeignetes evidenzbasiertes Probiotikum auszuwählen.

    Zusammenfassung Eine gute Zusammenarbeit zwischen Fach- und Hausärzten kann die Effizienz der Patientenversorgung bei der chronischen Divertikelkrankheit verbessern, da kausale und evidenzbasierte Therapieoptionen begrenzt sind und sich die Hausärzte über dieses Krankheitsbild und die Rolle des Mikrobioms noch zu wenig informiert sehen. Derzeit scheinen bei den Hausärzten generelle Lebensstil- und Ernährungsempfehlungen sowie Probiotika zur Behandlung der SUDD sowie zur Vor- und Nachsorge einer Divertikulitis einen hohen Stellenwert zu haben, wobei die Wahl eines geeigneten Probiotikums vielen schwerfällt.

    Interessenskonflikte MG: erhält Honorare für Vorträge von folgenden Firmen: BMS, esanum GmbH, Falkfoundation, Grünenthal, Medical Tribune, Merz Pharmaceuticals, Microbiota GmbH, Norgine, Omniamed, Pfizer, Reckitt Benckiser

    UB keine Interessenskonflikte

    Diese Studie wurde finanziell unterstützt von der Microbiotica GmbH


    Publication History

    Article published online:
    29 March 2022

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