Gesundheitswesen 2022; 84(04): 397-398
DOI: 10.1055/s-0042-1745560
Abstracts | BVÖGD/BZÖG
Fachausschuss Umweltmedizin
Vorträge

Zunehmende Sommerhitze als Gesundheitsthema

Paula Aleksandrowicz
 
 

    Der Klimawandel mit Begleiterscheinungen wie Sommerhitze, Trockenheit, zunehmende Extremwettereignisse und Ausweitung parasitärer Arten hat Einfluss auf die menschliche Gesundheit. In den Hitzesommern 2003, 2015 und 2018 konnte eine Übersterblichkeit aufgrund Hitze festgestellt werden (Kovats / Hajat, 2008; an der Heiden et al., 2019). Hitzeerkrankungen umfassen leichte bis lebensbedrohliche Erkrankungen von Muskelkrämpfen bis Hitzschlag (Tanen, 2019; Gauer, 2019). Starke Hitze und hohe Ozonwerte sind ein Risikofaktor für Herzinfarkte, hohe Temperaturschwankungen für Schlaganfälle, Hitze in Kombination mit Luftverschmutzung verschlimmert den Verlauf von Atemwegserkrankungen (Traidl-Hoffmann / Trippel, 2021). Auch Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Schlafstörungen oder Kopfschmerzen nehmen bei Hitze zu (ebd.). Insbesondere vulnerable Gruppen wie ältere Menschen, Kinder, Schwangere, Personen mit chronischen Erkrankungen, Menschen in Gemeinschaftsunterkünften und mit niedrigem sozioökonomischen Status sind gefährdet (WHO, 2021). Die Situation wird durch die COVID-19-Pandemie verschärft (ebd.).

    Trotz dieser nachgewiesenen Effekte wird die Gesundheitsgefährdung durch Hitze auf politischer, Unternehmens- und Verwaltungsebene bisher unzureichend wahrgenommen (Ebi et al., 2021). Bei der Beschattung von Innenräumen stehen Anforderungen an Denkmalschutz und an adäquate Sonneneinstrahlung teilweise im Widerspruch zu Hitzeschutz (zum Letzteren bspw. LUA, 2020). Hitzeaktionspläne als Möglichkeit der Prävention und akuten Handlungsplanung sind in Deutschland noch unzureichend verbreitet (Kaiser et al., 2021). Die Stadtverwaltung der Landeshauptstadt Dresden befasst sich seit mehreren Jahren mit dem Thema (Müller, 2013; LHD, 2018). Seit 2021 wirktdas Amt für Gesundheit und Prävention (im Folgenden: GA) im Projekt „HeatResilient City“ mit. Die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels, insbesondere der Sommerhitze, stehen nun im Fokus. Das GA möchte die Aufmerksamkeit für das Thema wecken und Praxispartnerinnen und –partnern konkrete Handlungsoptionen aufzeigen, um vulnerable Gruppen zu schützen. Im Poster wird der Projekthintergrund und dessen Notwendigkeit erläutert und dargestellt, mit welchen Werkzeugen Akteurinnen und Akteure befähigt werden, Prävention und Notfallhilfe vor Ort zu leisten. Zu diesem Zweck entsteht eine Fachpublikation mit zielgruppengerecht aufbereiteten Informationen, Trainings zur Zielgruppenansprache und eine überregionale Transfer-Veranstaltung.

    Literatur an der Heiden, M. / Buchholz, U. / Uphoff, H. (2019): „Schätzung der Zahl hitzebedingter Sterbefälle und Betrachtung der Exzess-Mortalität; Berlin und Hessen; Sommer 2018“. RKI, Epidemiologisches Bulletin 23/2019, S. 193-202.

    Ebi, Kristie, et al. (2021): „Hot weather and heat extremes: health risks“. Lancet 398, pp. 698-708.

    Gauer, Robert; Meyers, Bryce K. (2019): „Heat-related illnesses“. American Family Physician 99 (8), pp. 482-489. (URL: https://www.aafp.org/afp/2019/0415/p482.html, letzter Zugriff am 22.10.2021).

    Kaiser, Theresa; Kind, Christian; Dudda, Leonie (2021): „Bund/Länder-Handlungsempfehlungen zur Erarbeitung von Hitzeaktionsplänen: Bekanntheit und Rezeption in Bundesländern und Kommunen“. Umwelt+Mensch Informationsdienst 1/2021, S. 17-25.

    Kovats, R. Sari; Hajat, Shakoor (2008): „Heat Stress and Public Health: A Critical Review“. Annual Review of Public Health 29, pp. 41-55 (URL: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18031221/, letzter Zugriff am 22.10.2021).

    LHD=Landeshauptstadt Dresden, Umweltamt (2018): Meinungsumfrage zum Klimawandel in Dresden. Auswertungsbericht. Dresden.

    LUA=Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen Sachsen (2020): Sommer, Sonne, Hitze: Hinweise und praktische Tipps für Kindertagesstätten zum Hitzeschutz an heißen Sommertagen. Dresden: LUA Sachsen.

    Müller, B. (Hg.) (2013): Risiken beherrschen, Chancen nutzen: Die Region Dresden stellt sich dem Klimawandel. Strategiekonzept zum Integrierten Regionalen Klimaanpassungsprogramm für die Region Dresden. Dresden: Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung.

    Tanen, David (2019): „Hitzekrankheit im Überblick“. MSD Manual. Zuletzt geändert im Juni 2019. (URL: https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/verletzungen,-vergiftungen/hitzekrankheit/hitzekrankheit-im-%C3%BCberblick, letzter Zugriff am 22.10.2021).

    Traidl-Hoffmann, Claudia; Trippel, Katja (2021): Überhitzt: Die Folgen des Klimawandels für unsere Gesundheit. Berlin: Dudenverlag.

    WHO=World Health Organization (2021): Heat and health in the European region: updated evidence for effective prevention. Copenhagen: WHO regional office for Europe (URL: https://www.euro.who.int/en/health-topics/environment-and-health/Climate-change/publications/2021/heat-and-health-in-the-who-european-region-updated-evidence-for-effective-prevention-2021, letzter Zugriff am 22.10.2021).

    Interessenskonflikte Es besteht kein Interessenskonflikt.


    #

    Publication History

    Article published online:
    26 April 2022

    © 2022. Thieme. All rights reserved.

    Georg Thieme Verlag
    Rüdigerstraße 14,70469 Stuttgart, Germany