Gesundheitswesen 2022; 84(04): 387
DOI: 10.1055/s-0042-1745537
Abstracts | BVÖGD/BZÖG
Fachausschuss Infektionsschutz
Vorträge

Identifikation von COVID-19 Fällen und Kontaktpersonennachverfolgung in stationären Einrichtungen der Altenhilfe des Landkreises Reutlingen

Linda Eichner
 
 

    COVID-19 ist eine über Tröpfchen übertragbare Infektionskrankheit, die zum ersten Mal in Wuhan, China, Ende 2019 festgestellt wurde. Vor allem multimorbide Bewohnerinnen und Bewohner von stationären Einrichtungen der Altenhilfe („Einrichtungen“) sind bei SARS-CoV-2-Infektionen gefährdet. Zum Schutz solcher Einrichtungen wurden von Seiten der Landes- und Bundesregierung entsprechende Hygieneregeln sowie auch vorübergehende Besuchs- und Ausgangsverbote erlassen.

    Methoden Im Landkreis Reutlingen gab es Anfang 2020 37 stationäre Einrichtungen der Altenhilfe mit 1.095 Bewohnerinnen und Bewohnern sowie 2.510 Mitarbeitenden. Im Rahmen von im Früh-jahr 2020 in diesen Einrichtungen ansteigenden Zahlen von SARS-CoV-2-Infektionen wurden von Seiten des Kreisgesundheitsamtes Reutlingen zum Schutz des BewohnerInnen und Mitarbeitenden Abstrichstrategien in Kooperation mit den Einrichtungsleitungen implementiert.

    In der Anfangsphase (09.03. – 05.04.2020) wurden zunächst nur symptomatische Verdachtsfälle untersucht.

    In der darauf folgenden Phase (06.04. – 20.04.2020) wurden als präventive Untersuchung aller Bewohnerinnen und Bewohner sowie das Personal aller Einrichtungen abgestrichen.

    In der Endphase (21.04. – 23.05.2020) wurden nur noch symptomatische Verdachtsfälle und ihre Kontaktpersonen untersucht.

    Positiv auf SARS-CoV-2 mittels PCR getestete BewohnerInnen wurden in Kohorten isoliert. Eine Kreuzpflege fand nicht statt.

    Während laufender Ausbrüche wurden die Einrichtungen vom Gesundheitsamt engmaschig telefonisch und vor Ort im Rahmen von Begehungen betreut.

    Ergebnisse Insgesamt wurden 98% der BewohnerInnen und 92% der Mitarbeitenden mittels Abstrich auf SARS-CoV-2 und anschlileßender PCR-Untersuchung erfasst. Es wurden 395 SARS-CoV-2-Infektionen detektiert; 68% davon waren den BewohnerInnen zuzuordnen.Weniger als die Hälfte der BewohnerInnen mit positiver SARS-CoV-2-PCR war symptomatisch. Ein Drittel der Einrichtungen hatte keinen einzigen Fall eines positiven SARS-CoV-2-Abstrichs. 14% der Einrichtungen hatten insgesamt 30-81 Fälle positiver SARS-CoV-2-Infektionen (PCR) pro Einrichtung.

    Diskussion Durch serielles Testen wurden eine große Anzahl von SARS-CoV-2-Infektionen in den stationären Einrichtungen der Atenhilfe entdeckt und somit Sekundärfälle verhindert. Dadurch konnten konkrete Strategien wie Kohortenbildung der BewohnerInnen abgeleitet und die Hygienemaßnahmen intensiviert werden. Die Teststrategie des Kreisgesundheitsamts Reutlingen erwies sich somit als zielführend.

    Literatur RKI-Ratgeber – Corona

    Interessenskonflikte keine


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    26. April 2022

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