Pneumologie 2017; 71(07): 432
DOI: 10.1055/s-0042-123758
Pneumo-Fokus
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Beatmung bei Adipositas-Hypoventilationssyndrom ohne obstruktive Schlafapnoe

Masa JF. et al.
Non-invasive ventilation in obesity hypoventilation syndrom without severe obstructive sleep apnoea.

Thorax 2016;
71: 899-906
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Publication Date:
12 July 2017 (online)

 

Mit der nicht invasiven Beatmung (NIB) können Patienten mit Adipositas-Hypoventilationssyndrom (Obesity Hypoventilation Syndrom, OHS) und begleitender obstruktiver Schlafapnoe (OSA) effektiv behandelt werden. Masa et al. konnten zeigen, dass die NIB bei OHS-Patienten ohne OSA effektiver ist als Lebensstiländerungen.


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Die spanische Arbeitsgruppe führte zwischen Mai 2009 und Dezember 2014 ein Screening für Patienten mit OHS durch, bei denen keine begleitende OSA vorlag. Die multizentrische Parallelgruppenstudie umfasste schließlich 86 Patienten, bei denen Polysomnografien und arterielle Blutgasanalysen vorgenommen wurden. Sie wurden für die Beatmungstherapie (NIB-Gruppe) bzw. für Lebensstiländerungen (Kontrollgruppe) randomisiert. Die Patienten der Kontrollgruppe sollten eine 1000-Kaloriendiät und gute Schlafhygiene und -gewohnheiten einhalten; bei Bedarf erhielten sie zusätzlichen Sauerstoff. In der NIB-Gruppe wurde die nicht invasive Beatmung (biphasische Positiv-Druck-Beatmung) zusätzlich zu Lebensstiländerungen und gegebenenfalls Sauerstofftherapie durchgeführt. Der primäre Ergebnisparameter, CO2-Partialdruck (PaCO2), wurde zu Untersuchungsbeginn und nach 2 Monaten gemessen. Bei täglicher Anwendung von ≥ 4 h NIB wurde die Compliance als adäquat angesehen.

Ergebnisse

In der Gesamtgruppe betrug das Durchschnittsalter 68 Jahre und der BMI lag bei 40 kg/m2. Die insgesamt hohe Komorbiditätsrate betraf v. a. Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes, Dyslipidämie und kardiovaskuläre Erkrankungen. Durch die NIB verbesserten sich der PaCO2 (− 6 mmHg vs. − 2,8 mmHg [Kontrollgruppe], p < 0,001) und die Serum-Bikarbonat-Konzentration (− 3,4 mmol/l vs. −1 mmol/l, p < 0,001). Der Unterschied beim Sauerstoffpartialdruck zugunsten der NIB war statistisch nicht signifikant (4,6 vs. 1,4). Die durchschnittliche Zeit der NIB-Anwendung lag bei 6 h. Wurde bei den PaCO2-Veränderungen die NIB-Compliance berücksichtigt, verbesserte sich die statistische Signifikanz zwischen den Gruppen nicht. Die NIB-Gruppe profitierte zusätzlich von signifikanten Verbesserungen in Bezug auf Schläfrigkeit und Polysomnografie-Werte.

Fazit

Patienten mit Adipositas-Hypoventilationssyndrom ohne begleitende obstruktive Schlafapnoe profitieren nach dieser Studie deutlich von einer nicht invasiven Beatmungstherapie. Im Vergleich zu Lebensstiländerungen verbesserten sich PaCO2, Schläfrigkeit und Polysomnografie-Werte.

Matthias Manych, Berlin


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